Das Comeback der Briten als Autonation hat das Land auch dem Münchener Hersteller BMW zu verdanken. Die Bayern investieren bis 2015 fast 900 Millionen Euro in ihre drei Fabriken in Oxford, Swinton und Hams Hall. Die Produktionskapazitäten für den Lifestyle-Flitzer Mini steigen um 25 Prozent auf 260.000 Stück. Neue Jobs in der Autoindustrie? Kapazitätenausbau?
Was in England derzeit passiert, wirkt von dem Hintergrund der Krise der französischen und italienischen Hersteller geradezu unwirklich. Fiat und Peugeot-Citroen mussten Werke schließen, viele Hersteller drosselten ihre Produktionszahlen zum Teil zweistellig. In Großbritannien legten sie dagegen um 9 Prozent zu. Innerhalb der letzten drei Jahre hat sich die Zahl der in England gefertigten Fahrzeuge auf rund 1,5 Millionen Fahrzeuge verdoppelt. Im vergangenen Jahr schickten die Briten erstmals seit rund 40 Jahren wieder mehr Fahrzeuge ins Ausland als sie importierten.
Jaguar Land Rover profitiert von der weltweiten Lust nach Sports Utility Vehicles. Land Rover produziert noch echte Offroader, auf der IAA zeigte Jaguar eine hochbeinige Crossover-Studie, die zwar nicht fürs Gelände gedacht ist, aber klar die bisherige Lücke in der Raubkatzen-Modellpalette im SUV-Segment schließen soll. Dudenhöffer hält es für nicht unwahrscheinlich, dass sich auch die italienischen Luxusautobauer Maserati, Lamborghini und Maserati zu einem SUV verleiten lassen. "Warum nicht? Bei Porsche dachte man auch zuerst, das passt nicht. Ich würde einen Ferrari-SUV nicht ausschließen."
Außer den drei Werken in Großbritannien plant JLR-Chef Speth erstmals die Fertigung in China sowie Montagewerke in Saudi-Arabien und Brasilien. Jaguar hat den Sprung nach China bereits geschafft. In den ersten sechs Monaten verkauften sich 8000 der britischen Limousinen und Sportwagen in China – und damit mehr als im kompletten Jahr 2012.
Digital und sauber unterwegs
Auf ihrem Erfolg ausruhen, sollte sich aber keine der Nobel-Marken. Dudenhöffer hält es durchaus für möglich, dass die klassischen Attribute eines Luxusfahrzeugs wie edle Innenausstattung und PS-Stärke in Zukunft von anderen Werten und Ausstattungsmerkmalen abgelöst werden – sauberer Antrieb und digitale Vernetzung etwa. Möglicher Gewinner: BMW. Im Frühjahr 2014 kommt der Hybridsportwagen i8 auf den Markt – Kostenpunkt rund 126.000 Euro. „Wenn es BMW geschickt anstellt, kann die Marke das Premiumsegment als "Premium-Strom" neu definieren“, meint Dudenhöffer. Andere Premiumhersteller wie Audi hätten das Nachsehen. Stefan Bratzel: „Es ist natürlich ein Problem für Audi, dass in den letzten Jahren häufig andere die Trends setzen. Zumal sie mit dem R8 e-tron ebenfalls einen "Super-Elektro-Sportler" haben, der aber nicht in Serie gegangen ist“. Kollege Dudenhöffer sieht die Gefahr, dass Traditions-Nobel-Marken im Vergleich zu den vernetzten Hybrid-Schlitten alt aussehen: „Ob ein klassischer Bentley mit Lederausstattung in der Welt von iPads Bestand hat, ist die große Frage.“