Autosalon Genf Warum Automessen mehr sind als ein Familientreffen der PS-Branche

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Genf ist ein Hoffnungsschimmer für die Autobranche

Journalisten sind deshalb eine Kernzielgruppe aller Automessen. 11.300 waren im Vorjahr in Genf akkreditiert, ähnlich viele wie bei der viel größeren IAA. Die Slots für Pressekonferenzen sind so begehrt, dass diese nur noch 15 Minuten dauern und immer zwei Konferenzen parallel stattfinden. 68 davon stehen in diesem Jahr auf der Agenda des ersten Pressetages – von 7:45 bis 17:15 Uhr. Journalist zu sein ist auf Automessen kein Vergnügen.

Die Termindichte verschärft sich 2016 weiter, weil Volkswagen die traditionelle „VW Group Night“ ausfällen lässt. Bislang präsentierte der Konzern bereits am Vorabend der internationalen A-Messen die Neuheiten seiner zwölf Konzernmarken, was den Terminkalender am Folgetag entlastete. Für 2016 sind die opulenten Events mit über 1200 Gästen aufgrund der aktuellen Sparmaßnahmen komplett gestrichen, stattdessen lädt das Unternehmen zu einem vergleichsweise bescheidenen Markenabend mit 400 Gästen ein.
Zusätzlich präsentieren sich die Marken von Seat bis Lamborghini im 20-Minuten-Takt auf ihren jeweiligen Ständen.

Trotz der gestiegenen Anzahl an Ausstellern, Fachbesuchern und Medienvertretern ist Genf aber das Familientreffen geblieben, das den Salon immer von den großen Messen in Frankfurt, Paris und Übersee differenzierte. So ist sie die einzige europäische Messe, auf der Volvo seine Modelle zeigt, seit sich der Hersteller 2015 auf eine Messe pro Kontinent beschränkt.

Genfer „Auto-Frühling“ als Konjunkturspritze

Zudem verleiht der Termin Anfang März dem Genfer Salon eine besondere Bedeutung: Während man sich in Detroit noch ein gutes neues Jahr wünscht, steht in Genf das Frühjahr vor der Tür. Die Aufbruchstimmung überträgt sich auf Geschäftsklima und Kommentare. Der Genfer „Auto-Frühling“ ist als Metapher gerade in konjunkturell schwierigen Zeiten ein Hoffnungsschimmer der gesamten PS-Branche.

Automobilmessen in ihrer modernen Ausprägung bleiben als hochemotionale, durchgestylte und perfekt inszenierte Auto-Shows ein unverzichtbarer Katalysator für automobile Träume. Auch weil manche Hersteller mit dem Glamour der Messestände die Tristesse ihrer in die Jahre gekommenen Händlernetze kompensieren.

Nach wie vor sind Messen als Bestandteil einer umfassenden, vernetzten Kommunikation ein attraktiver Rahmen für reale Begegnungen und den Beziehungsaufbau, eine perfekte Plattform für Live-Kommunikation und ein Turbo, um die Begeisterung für das Auto am Leben zu erhalten und jüngere Zielgruppen damit neu anzustecken. Der Genfer Salon macht da keine Ausnahme.

Oliver Schrott, Inhaber der gleichnamigen Kölner Kommunikationsagentur, fährt seit 1986 zum Genfer Salon. Damals berichtete der gelernte Journalist erstmals für die "Auto Zeitung" über die Messe. Seit 2001 realisiert seine Agentur OSK die dortigen PR-Auftritte von Mercedes-Benz.

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