Der VW Touran ist der Marktführer bei den Familienvans, seine Kastenform bietet viel Platz auf vergleichsweise wenig Grundfläche. Als Touran 1.4 TSI Ecofuel fährt er mit einem doppelt aufgeladenen 1,4-Liter-Vierzylinder-Motor vor, der 150 PS hat – zehn mehr als die konventionelle Benzin-Version. Freunde der Umwelt freuen sich zudem über den CO2-Ausstoß des Erdgas-Touran, der nach ECE-Norm bei 128 Gramm pro Kilometer liegt. Auch hier hat der Benziner mit 159 g CO2 das Nachsehen. Doch obwohl die Papierform überzeugend ist, rollen auf unseren Straßen knapp 30,5 Millionen Autos, die mit Benzin fahren, aber nur rund 72000 Stück, die Erdgas verbrennen. Im Alltag suchen wir nach Gründen für die Zurückhaltung.
Fahren: Der 150-PS-Erdgasantrieb ist ein kultivierter Zeitgenosse, sehr leise und laufruhig. Das Doppeltschaltgetriebe kaschiert die Anfahrverzögerung ganz gut und ist sowieso immer die komfortablere Alternative zum Schaltgetriebe. Wenn der Erdgasvorrat in den 18 Kilogramm-Tanks im Heck zu Ende ist, schaltet das System automatisch auf den kleinen Elf Liter fassenden Benzintank um. Das einzige, was der Fahrer davon merkt, ist dass die Tankanzeige für Erdgas nicht mehr grün leuchtet, stattdessen die Benzin-Tankuhr aktiv ist. Der Fahrer registriert schnell, dass der Touran auf das Fahren mit Erdgas optimiert ist, denn im Benzinbetrieb reagiert der Wagen merkbar träger.
Technische Daten
Motor: | 4-Zylinder Reihenmotor |
Hubraum: | 1390 cm³ |
Leistung: | 150 PS (110 kW) bei 5500 U/min. |
max. Drehmoment: | 220 Nm bei 1500 U/min. |
CO2-Ausstoß: | 128 g/km |
Kraftstoff: | Erdgas |
Grundpreis: | 31125 € |
Höchstgeschwindigkeit (Herstellerangabe): | 204 km/h |
Verbrauch im Test: | 5,9 kg/100 km Erdgas |
Verbrauch nach Herstellerangabe: | 4,6 kg/100 km Erdgas |
Umwelt: Erdgas oder compressed natural gas (CNG) ist deutlich weniger umweltschädlich als Benzin. Es produziert unter vergleichbaren Bedingungen etwa 75 Prozent weniger Kohlenmonoxid (CO) und bis zu 65 Prozent weniger Kohlenwasserstoffe (HC). Billiger ist Gas außerdem, das Kilogramm kostet im Großraum Bonn/Köln im Testzeitraum zwischen 0,96 Euro und 1,08 Euro.
Kosten: Der VW Touran TSI Ecofuel mit 1,4-Liter-TSI-Motor kostet 3675 Euro mehr als seine Basis-Version. Das ist ein satter Aufpreis. Immerhin ist der Einbau der Gas-Komponenten so geschickt gelöst, dass die Alltagstauglichkeit kaum leidet. Das Leuchten in den Augen des kostenbewussten Fahrers beginnt an der Tankstelle: Dort zahlt er für ein Kilogramm Erdgas rund einen Euro, das ist nach Energiegehalt gerechnet ungefähr die Hälfte des Preises von einem Liter Benzin.
Im Alltag muss man eben doch häufiger tanken, als erwartet
Und Gastanken ist übrigens so einfach wie Benzin zapfen. Nur sieht man die Tankstelle öfter als einem lieb sein kann. Denn auch hier ist der Verbrauch im Alltag höher als der realitätsferne Normwert. Dieser sogenannte ECE-Verbrauch liegt bei 4,6 kg/100 km. Der Durchschnittsverbrauch im Test lag bei etwa sechs kg/100 km, bei ganz sensiblen Gasfuß reichten auch rund fünf Kilogramm. Der Verbrauch hat Konsequenzen für den Alltag.
Alltag: Der Erdgasvorrat ist leider bei flotter Fahrweise schon nach 350 Kilometer zu Ende, der Elf-Liter-Benzinvorrat bringt zwar noch einmal zwischen 100 und 150 Kilometer Reichweite. Da sich aber vor allem das Fahren mit Erdgas lohnt, hält man schon früh Ausschau nach Erdgastankstellen, von denen es bundesweit etwa 1000 gibt.
Dafür ist das aufpreispflichtige Navi ein Segen, denn alle Erdgastankstellen sind dort als Sonderziele hinterlegt und lassen sich so einfach anfahren. Aber die insgesamt geringe Reichweite ist ein Grund, warum Vielfahrer eher nicht zum Erdgasantrieb greifen. Die sind mit ihren Dieselautos Reichweiten von 1000 Kilometer gewöhnt.
Es gibt aber noch einen anderen Grund, der die Verbreitung in Deutschland behindert: Erdgasautos haben die Sparfüchse unter den Käufern im Visier. Doch die werden zumindest im Bereich der Dienstwagen ausgebremst: Fahrer von Dienstwagen müssen die unterstellte private Nutzung mit einem Prozent des Neuwagenpreises pro Jahr versteuern. Da sagt der Angestellte seinem Fuhrparkmanager beim Erdgasauto: „Mehr Aufwand beim Tanken und dann auch noch mehr private Steuern zahlen? Komm mir bloß nicht so einem Auto!" Sinnvoll wäre statt der Neuwagenpreisbesteuerung eine CO2-basierte Besteuerung vom privaten Anteil der Firmenwagen. Dann lohnen sich saubere und sparsame Fahrzeuge.
Fazit: Unterm Strich ist der Erdgastouran beim Tanken mehr als ein Drittel billiger als ein gleichstarker Benzinmotor. Das Fachblatt Auto, Motor und Sport hat sogar ausgerechnet, dass der Erdgastouran trotz des heftigen Mehrpreises bereits bei einer Jahresfahrleistung von 7000 Kilometern verglichen mit der Benzin-Version im Vorteil ist. Das ist schon ein überzeugender Kaufgrund. Aber der Mehrpreis für den Wagen schreckt, die Dienstwagenbesteuerung genauso wie die zu geringe Reichweite. Der Tester wünscht sich vor allem größere Erdgastanks – gerne doppelt so viel. Dann ist es ein ideales Pendler- und Familienauto.