Autozoom

Mit Ducati zurück in die Zukunft

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Wohin die Reise geht

NSU Bullus Quelle: Pressebild

Lange ist‘s her. Doch in Vergessenheit geriet die Zweiradhistorie der Auto Union am Stammsitz von Audi nie. Mitte der 70er Jahre machte sich in Ingolstadt sogar ein kleines Team heimlich daran, ein neues Motorrad zu konstruieren und zu bauen. Angestachelt wurden sie von einem jungen Ingenieur, der kurz zuvor als Hauptabteilungsleiter für Sonderaufgaben bei Audi angefangen hatte und der schon seit dem 12. Lebensjahr einen Motorrad-Führerschein besaß. Sein Name: Ferdinand Piëch. Mit dem damaligen Leiter der Versuchsabteilung, Roland Gumpert, teilte er die Begeisterung für Motorräder. „Als wir dann mit der Idee rausgerückt sind, in unserer Abteilung ein Audi-Motorrad zu bauen, war er sofort Feuer du Flamme“, erinnerte sich Gumpert Jahre später. Piech gab grünes Licht für das Projekt, warnte aber auch: „Machen Sie das heimlich. Bevor das rauskommt, müssen wir was Brauchbares vorweisen können.

Zwei Jahre lang dauerten die Arbeiten an dem Motorrad mit der Bezeichnung Z02. Gumpert und seine Kollegen kauften eine gebrauchte BMW-Maschine und bauten sie in einem Holzverschlag nach und nach um. Der luftgekühlte BMW-Boxermotor wurde gegen einen wassergekühlten Vierzylinder-Motor aus dem Audi 50 ausgetauscht, Getriebe und Kupplung aus einem Motorrad von Norton entnommen. Dazu kamen Gussräder und viele selbstgefertigte Teile – 1977 war der Prototyp der Z02 fertig für Testfahrten. Gumpert und Piëch hatten viel Freude an dem Motorrad. Und sie hatten eine Vision: Bei Audi wollten sie eine Motorradproduktion aufziehen und mit der Z02 und einer Reihe weiterer Motorräder BMW Konkurrenz machen.

Neue Motorrad-Begeisterung

Doch die Träume platzten schon nach kurzer Zeit: Mit der spöttischen Bemerkung „Wir sind doch keine Fahrradhändler“ beerdigte der damalige VW-Vertriebschef Werner P. Schmidt das Motorrad-Projekt nach einer Präsentation der Z02 in Wolfsburg. Gumpert: „Damit war die Z02 mausetot.“ Das Motorrad kam ins Museum, Gumpert entwickelte noch zusammen mit Piëch den Quattro-Antrieb, wurde Rennleiter von Audi und machte sich später mit einer Sportwagen-Manufaktur selbständig. Schmidt machte noch ein wenig Karriere im VW-Konzern, wurde sogar noch Finanzchef, dann aber Ende 1994 abserviert – von einem gewissen Ferdinand Piëch, der einige Monate zuvor Vorstandsvorsitzender des VW-Konzerns.

Und nun, 35 Jahre nach der Präsentation der Audi Z02, bricht in Ingolstadt erneut Motorrad-Begeisterung aus. Audi-Chef Rupert Stadler – derzeit noch ohne Fahrerlaubnis – sieht sich bereits auf einer Ducati in einem Rennen mit BMW um die Marktführerschaft bei schweren Motorrädern. Andere überlegen bereits, wie sich die heute noch sehr sportliche Motorradmarke weiter entwickeln ließe und wie eine langfristige Zweirad-Strategie aussehen könnte: In vielen Großstädten der Welt, speziell in Asien, gelten leichte Motorräder wegen ihrer Wendigkeit, ihrer geringen Kosten und Kraftstoffverbräuche bereits als ideales Verkehrsmittel. Der Kaufpreis von angeblich 860 Millionen Euro könnte also langfristig gut angelegt sein. Ferdinand Piech („Seit 33 Jahren bin ich an der Sache dran“) hat auf der VW-Hauptversammlung angekündigt, mit den Edelmotorrädern aus Italien zunächst einmal Testfahrten durchzuführen. Danach wird man sicher bald erfahren, wohin die Reise geht.

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