Aber wenn die Architektur steht, können Sie Millionen an Bordnetzen verkaufen.
Nur wenn die Fahrzeuge einer Baureihe immer die gleiche Ausstattung hätten. Das ist längst nicht immer so. Vor allem deutsche Hersteller haben ellenlange Ausstattungslisten, kaum ein Bordnetz ist wie das andere. Das bringt eine hohe Komplexität in unser Geschäft: Bei Fahrzeugen der Premiumklasse kommt man leicht auf mehr als 20 Millionen Varianten. Ebenfalls eine Herausforderung sind die kurzen Lieferfristen von normalerweise zehn, manchmal auch nur vier Tagen nach Bestellung.
Wie sehen Sie das Thema Elektroauto?
Das ist eine wichtige, zukunftsfähige Entwicklung, auch wenn rein elektrisch angetriebene Fahrzeuge wohl auf absehbare Zeit ein Nischenprodukt bleiben. Optimistischer bin ich bei Hybridfahrzeugen. Die neuen Modelle werden den europäischen Markt zügig erobern. Weil Hybride einen konventionellen und einen elektrischen Antrieb haben und zwei Bordnetze benötigen, bringt uns das auf lange Sicht ein Umsatzplus von 15 bis 20 Prozent pro Auto.
Leoni ist bei Bordnetzen Marktführer in Europa, 70 Prozent aller Autohersteller zählen zu Ihren Kunden. Damit haben Sie eine starke Verhandlungsposition.
Die Marktstellung ist gut, trotzdem ist der Kostendruck seitens der Autobauer hoch. Im Schnitt erwarten die Kunden Preisabschläge von etwa zwei Prozent pro Jahr.
Weltmarktführergipfel
Wo können Unternehmen trotz Euro-Krise noch wachsen? Wie sind Marktveränderungen zu bewältigen? Warum ist der Standort Deutschland ein Erfolgsfaktor? Antworten auf Fragen wie diese gibt das Gipfeltreffen der Weltmarktführer vom 28. bis 30. Januar 2014 in Schwäbisch Hall, das die WirtschaftsWoche mitveranstaltet.
Als Referenten erwartet werden Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble, Thomas Enders (EADS), Klaus Fischer (Unternehmensgruppe Fischer), Rolf Hollander (Cewe Color), Bertram Kandziora (Stihl), Arndt Kirchhoff (Kirchhoff Gruppe), Wolfgang Kirsch (DZ Bank), Matthias Metz (Schwäbisch Hall), Jens Rottmair (Kässbohrer), Herbert Schein (Varta Microbattery), Hans-Joachim Watzke (Borussia Dortmund).
Informationen und Anmeldung unter www.weltmarktfuehrer-gipfel.de
Also müssen Sie weiter automatisieren?
Aktuell ist nur ein sehr kleiner Teil des Wertschöpfungsprozesses automatisiert, nämlich das Zuschneiden der Kabel und das Anbringen der Steckkontakte. Bei den anderen Verarbeitungsschritten bestehen relativ hohe Hürden, da einerseits mit den Kabeln sogenannte biegeschlaffe Bauteile behandelt werden müssen. Andererseits erschwert die hohe Variantenvielfalt eine automatisierte Fertigung. Wir gehen davon aus, dass in den kommenden fünf bis zehn Jahren insgesamt 20 Prozent der Wertschöpfung automatisierbar werden.
Und wo sollen die notwendigen Produktivitätsfortschritte denn herkommen?
Vor allem durch kürzere Montagezeiten und Gewichtsreduzierung. Heute dauert die Montage 15 bis 18 Minuten pro Kabelbaum, da lässt sich durch effizientere Prozessgestaltung noch einiges herausholen. Und Gewicht sparen können wir durch neue Kupferlegierungen und Aluminium. Da sehe ich Leoni im Vorteil, weil wir mit unserer Kabeldivision der weltgrößte Lieferant einadriger Fahrzeugleitungen sind.
Bei der hohen Abhängigkeit vom Auto macht Ihnen die Krise der Hersteller in Südeuropa sicher Kopfzerbrechen?
Ja und nein. Drei Viertel unseres Geschäfts machen wir mit der Autoindustrie, da ist es unvermeidbar, dass die Probleme der südeuropäischen Volumenhersteller auf uns durchschlagen. Die stehen aber nur für rund ein Drittel unserer Automotive-Umsätze. Der Rest verteilt sich zu je einem Drittel auf Kunden aus Mittelklasse und Premium. Vor allem das Exportgeschäft läuft sehr gut, und das sorgt für Ausgleich.
Wie läuft Ihr Industriegeschäft?
Nicht ganz so gut, die Kunden kommen überwiegend aus Europa, da schlagen die Probleme der Südeuropäer durch.