„Die Autohersteller“, sagte BMW-Finanzvorstand Friedrich Eichiner vor sechs Wochen im WirtschaftsWoche-Interview, „sind heutzutage eigentlich immer untereinander in Gesprächen.“ Auch BMW rede mit einer Reihe von Unternehmen, was unter anderem an den technischen Herausforderungen liege, die zu bewältigen seien.
Nun wissen wir, an welche Partnerschaft der Finanzvorstand dachte: Die langfristige Kooperation mit Toyota, die die beiden Unternehmen heute in Tokio bekannt geben.
Technische Herausforderungen
Unter den Dutzenden Partnerschaften großer Autobauer und Zulieferer, die wegen der Elektrifizierung des Autoantriebs in den vergangenen Jahren geschlossen wurden, ist das bayerisch-japanische Bündnis wohl eines der schillerndsten: Der größte Premiumautohersteller der Welt verbündet sich mit dem derzeit größten Autobauer.
Der Grund ist, wie Eichiner schon sagte, die Tatsache, dass die Autobauer heute viele technische Herausforderungen gleichzeitig lösen müssen. Sie müssen neue Elektro- und Hybridantriebe entwickeln, dabei die wasserstoffgespeiste Brennstoffzelle nicht aus den Augen verlieren sowie Benzin- und Dieselmotoren zu immer neuen Effizienzrekorden treiben. Das bringt die Konzerne trotz milliardenschwerer Forschungsetats an ihre Grenzen: Während BMW bei den Selbstzündern nicht locker ließ, dafür aber den Hybridantrieb verschlief, setzte Toyota auf sparsame Hybrid-Benziner, kann jedoch bei der Dieseltechnik den Bayern nicht das Wasser reichen.
Vom anderen lernen
Der Deal von Tokio soll helfen, diese Schwächen auszubügeln: BMW darf das Elektro-Know-how von Toyota anzapfen, die Japaner wiederum bekommen Zugriff auf BMW-Dieselmotoren. Ganz abgesehen vom Technologie-Austausch bringt das BMW zusätzlichen Umsatz mit einer ohnehin vorhandenen Technologie. Das letzte Geschäft dieser Art wird es nicht gewesen sein: „Wir werden zukünftig noch an das eine oder andere Unternehmen Motoren liefern“, kündigte Finanzvorstand Eichiner Mitte Oktober im WirtschaftsWoche-Interview an. „Durch unsere EfficientDynamics-Spritspartechnologie haben wir sehr frühzeitig sparsame Antriebe entwickelt und gebaut, die für andere Unternehmen interessant sind.“
Geklärte Fronten
Jahrelang war darüber spekuliert worden, ob BMW und Mercedes eng kooperieren würden, weil sie auf Dauer zu klein seien, um in der globalen Autoindustrie bestehen zu können. Sogar eine Fusion der Traditionsunternehmen wurde immer wieder ins Spiel gebracht.
Inzwischen sind die Konturen eines ganz anderen Bildes erkennbar: Daimler baut Kleinwagen mit Renault, BMW hat dafür eine Allianz mit Peugeot-Citroen. Daimler kooperiert im Wachstumsmarkt China mit BYD, BMW mit Brilliance. Daimler liefert Dieselmotoren an die japanische Nissan-Tochter Infiniti, BMW macht den Diesel-Deal mit Toyota. BMW entwickelt Batterien mit dem Bosch-Samsung-Joint Venture SB LiMotive und Toyota, Daimler setzt auf Evonik und Tesla.
Mit dem Toyota-BMW-Abkommen werden die Frontverläufe in der Branche noch klarer - eine Front liegt irgendwo östlich von Ulm, in der Mitte zwischen Stuttgart und München.