Es war ein rauschendes Fest. 2000 geladene Gäste feierten im März 2016 in der Münchner Olympiahalle den 100. Geburtstag der Bayerischen Motorenwerke (BMW) – gleichzeitig mit den 40.000 Mitarbeitern, die in der Allianz Arena unter anderem ein Live-Konzert von Popstar Andreas Bourani geboten bekamen. Dazu waren Zehntausende weitere BMWler weltweit zugeschaltet – von China bis South Carolina.
Der Automobilkonzern mit bajuwarischen Wurzeln hatte allen Grund zu feiern. Denn im Jahr seines Jubiläums erfreut sich BMW bester Gesundheit und kann zufrieden zurückblicken. Vor allem aber strebt die weißblaue Marke voller Tatendrang und Optimismus nach vorn. Motto: The next 100 years.
Aus der kleinen Fabrik für Flugzeugmotoren im Jahre 1916 ist ein weltweit führender Hersteller von Premium-Automobilen geworden, der jährlich mehr als zwei Millionen Autos verkauft. Dabei sind die Absatzzahlen der gesamten BMW Group in den vergangenen fünf Jahren Monat für Monat gestiegen und die Bilanz fällt goldgerändert aus.
Meilensteine der BMW-Geschichte
Gründung der Bayerischen Flugzeugwerke in München
Umbenennung in Bayerische Motorenwerke (BMW)
Bau des ersten Motorrads, der R32
Übernahme der Fahrzeugwerke in Eisenach und Bau des ersten BMW-Autos Dixi, mit Lizenz des englischen Autobauers Austin
BMW entwickelt den 303 – mit der seither charakteristischen Niere als Kühlergrill.
BMW baut Motoren für die Luftwaffe und beschäftigt rund 25.000 Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge. Nach Kriegsende verliert das Unternehmen das Werk Eisenach.
Erstes Nachkriegsauto ist 1952 der große „Barockengel“ 501, 1955 folgt die winzige Isetta.
BMW steckt tief in den roten Zahlen, die 6500 Mitarbeiter fürchten um ihre Arbeitsplätze, Daimler will BMW übernehmen. Überraschend steigt der Batteriefabrikant Herbert Quandt als Sanierer ein.
Das Mittelklasse-Auto BMW 1500 bringt den Durchbruch.
Eberhard von Kuenheim wird Vorstandschef. In seiner 23-jährigen Amtszeit expandiert BMW weltweit.
Start der 3er-Reihe – bis heute das meistverkaufte BMW-Modell
Das US-Werk Spartanburg wird eröffnet, zudem wird der englische Autohersteller Rover (Land-Rover, MG, Mini) gekauft.
Nach Milliardenverlusten mit Rover zieht BMW die Reißleine, nur der Mini bleibt im Konzern. Joachim Milberg löst als Vorstandschef Bernd Pischetsrieder ab.
BMW startet das erste Joint Venture in China
BMW verkauft mehr Autos als der bisherige Marktführer Mercedes – auch dank des 2003 erstmals eingeführten Kompaktmodells der 1er Baureihe.
Im BMW-Werk Leipzig läuft das Elektroauto i3 vom Band – mit einer modernen Kohlefaser-Karosserie.
Im Geschäftsjahr 2016 lag der Umsatz bei 94 Milliarden Euro. Daraus erwirtschaftete die Gruppe fast sieben Milliarden Euro Gewinn und schüttete an die Aktionäre nach der Hauptversammlung im vergangenen Frühjahr eine Rekorddividende aus. BMW ist in Deutschland die beliebteste Automarke ebenso wie im inzwischen größten Einzelmarkt China.
„Viel beneidet, nie erreicht“, attestierte der bayerische Landesvater Horst Seehofer der weiß-blauen Marke auf der Jubiläumsfeier.
Fortschrittsgeist und Innovationsfreude
Wie führt man eine solch erfolgreiche Traditionsmarke ins 101. Jahr ihrer Unternehmensgeschichte? Ein Unternehmen, in dessen Selbstverständnis Tradition und Qualitätsbewusstsein schon immer mit Fortschrittsgeist und Innovationsfreude gepaart waren, das sich aber – wie die gesamte Autobranche – wie nie zuvor seit Beginn der Massenproduktion einer so umfassenden Umbruchphase gegenübergesehen hat, wie es jetzt der Fall ist. Die Tage des Verbrennungsmotors scheinen gezählt; die Autos von morgen tanken Strom statt Benzin. Nachhaltigkeit, Klimaschutz und Urbanisierung verlangen nach neuen Lösungen für die individuelle Mobilität.
Wenn der Computer lenkt – BMW 5er
In der vollständig vernetzten, digitalisierten Welt werden Autos künftig autonom und dabei sicherer als je zuvor unterwegs sein, während sich der Fahrer entspannt zurücklehnen kann oder im Internet surft. Das stellt BMW vor neue Herausforderungen. Zudem erwachsen dem Konzern mit Tesla und demnächst wohl auch Google und Apple neue und häufig bislang branchenfremde Konkurrenten.
Für Hildegard Wortmann, die seit Juni 2016 verantwortlich für die Markenführung im BMW-Konzern ist, kein Grund für eine rasante 180-Grad-Wende. Die erfahrene Markenmanagerin, die seit 1998 bei BMW arbeitet, setzt stattdessen auf Kontinuität. „Man kann eine Marke nicht heute hier, morgen da positionieren.“ Eine langfristige Strategie ist der wichtigste Erfolgsfaktor, ist die 50-Jährige überzeugt.
Dieses Credo klingt traditionell. Doch davon sollte sich niemand täuschen lassen. Die strategische Kontinuität ist für die gebürtige Westfälin die Ausgangsbasis für innovative Wege. „Gerade in Zeiten wie diesen, in denen sehr viel im Umbruch ist, kann man mit einer so starken Marke wie BMW fantastisch viel Neues machen. Um in der Wahrnehmung der Kunden weiterhin ganz vorne zu stehen, müssen wir technologisch und in der Kommunikation immer wieder innovative Dinge mit der Marke verbinden.“