Bosch "Man kann im Zuliefergeschäft gutes Geld verdienen"

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Das Elektroauto

Die erfolgreichsten Elektroautos
Chevrolet Volt Quelle: GM
Renault Zoe Quelle: Renault
Nissan Leaf Quelle: Nissan
Tesla Model S Quelle: Tesla
Audi A§ e-tron Quelle: AP/dpa
VW e-Up! Quelle: Volkswagen
BMW i3 Quelle: dpa

Bosch hat große Hoffnungen in das Elektroauto gesetzt, die sich bisher nicht erfüllt haben. Wäre es nicht an der Zeit, die Notbremse zu ziehen?

Nein, überhaupt nicht. Langfristig wird Autofahren immer elektrischer, das haben wir schon vor Jahren gesagt. Daran hat sich nichts geändert, auch wenn der zwischenzeitliche Hype um das Elektroauto mittlerweile einer realistischen Einschätzung gewichen ist, die Bosch übrigens schon immer vertreten hat.

Womit rechnen Sie konkret?

Nach unseren Schätzungen werden Elektroautos 2020 weltweit einen Marktanteil von zehn bis zwölf Prozent haben. Das wären insgesamt rund zwölf Millionen Fahrzeuge: knapp drei Millionen ausschließlich elektrisch angetriebene Autos, rund sechs Millionen Hybrid-Fahrzeuge mit Elektro- und konventionellem Antrieb und über drei Millionen Plug-in-Hybride, bei denen sich die Batterie an der Steckdose aufladen lässt...

... und die die deutsche Autoindustrie lange vernachlässigt haben.

Die Entwicklung bei Plug-in-Hybriden ist unterschätzt worden, aber das ist Geschichte. Mittlerweile folgen viele Premium-Modelle, auch besonders sportliche wie der Porsche-Viertürer Panamera, diesem Trend und nutzen diese Technik. Für uns ist das ein Vorteil, denn diese Autos haben beim Antrieb alles zweimal an Bord. Damit profitieren wir auch doppelt – mit unseren Produkten für konventionelle sowie für Elektroantriebe. Bosch hat heute schon alle erforderlichen Komponenten für Hybridautos bis hin zum reinen Elektrofahrzeug im Portfolio.

Bosch hat in den vergangenen Jahren 400 Millionen Euro in die Elektromobilität investiert. Wird sich das jemals rechnen?

Davon bin ich überzeugt. 400 Millionen pro Jahr sind eine Menge Geld, aber dafür sind die Chancen auch gewaltig. Allein das Umsatzpotenzial für Elektromotor und Leistungselektronik schätzen wir auf jeweils 600 bis 800 Euro, das für die Batterie sogar auf 6000 bis 9000 Euro, insgesamt also zwischen 7000 und 12.000 Euro – wohlgemerkt, pro Fahrzeug.

Wie wollen Sie an der Batterietechnik mitverdienen, nachdem Bosch aus dem Samsung-Joint-Venture ausgestiegen ist?

Im Moment beziehen wir die Zellen noch aus der Fabrik unseres früheren Joint Ventures. Den Zusammenbau dieser Zellen zu einem leistungsstarken Akku-System samt elektronischem Batteriemanagement, Sensorik, Verkabelung und Kühlung machen wir aber selbst. Das ist ein wesentlicher Teil der Wertschöpfung bei der Batterietechnik.

Aber die Batterien sind immer noch zu teuer und die Reichweite ist zu gering.

Richtig erfolgreich wird das reine Elektroauto nur, wenn die Batteriekapazität zwei- bis dreimal so groß ist wie bisher und die Kosten sich halbieren. Dazu muss bei der Zell-Entwicklung noch einiges passieren. Bosch hat sich bei der Auflösung des Joint-Ventures alle Patente gesichert und arbeitet in der Forschung und Vorausentwicklung an diversen Zellprojekten. Für die Zell-Fertigung können wir uns aber auch einen neuen spezialisierten Partner vorstellen. Zell-Fertigung ist Chemie und die gehört nicht zu unseren Kernkompetenzen. Hinzu kommt: Bei der Zell-Fertigung gibt es heute bereits Überkapazitäten und hohen Preisdruck. Zudem wird die heutige Produktionstechnik voraussichtlich schon zum Ende dieses Jahrzehnts nicht mehr wettbewerbsfähig sein.

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