Brabus-Tuning Aufgemotzter Mercedes für eine halbe Million Euro

Das Tuning-Unternehmen Brabus aus Bottrop erfüllt Träume reicher Kunden aus aller Welt von einzigartigen Luxusautos, schicken Jets und Yachten.

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Die größten Trends im Luxusmarkt
Luxusmarkt wächst gewaltig750 Milliarden Euro werden in diesem Jahr rund um den Globus mit Luxusgüter umgesetzt. Ob Schmuck, Nobelkarossen oder feinster Wein - der Markt fwird 2012 um 10 Prozent wachsen und erstmals die 200-Milliarden-Euro-Marke knacken. Das geht aus einer Studie der Unternehmensberatung Bain & Company im Auftrag des italienischen Luxusverbands Altagamma hervor. Auch die steuerfreien Einkäufe in Europa werden in diesem Jahr deutlich steigen... Quelle: dpa
... und zwar um 28 Prozent auf mehr als 30 Milliarden Euro. Davon geht der Duty-Free-Spezialist Global Blue aus. Das meiste Geld lassen Luxus-Shopper in Paris und in Boutiquen anderer französischer Metropolen liegen - rund sieben Milliarden Euro. Luxus-Hot-Spot Nummer zwei ist Italien. Deutschland folgt an vierter Stelle mit 4,8 Milliarden Euro. Quelle: dpa
Accessoirs, Lederwaren und Schuhe sind der RennerOb strassbesetzt oder aus feinstem Leder - Accessoires wie Handtaschen, Uhren, Schmuck und Schuhe sind mit einem Anteil von 27 Prozent an den Gesamtumsätzen die meistgekauften Luxusprodukte. Männer finden immer mehr Gefallen an hochwertiger Kleidung. Dieses Segment wird 2012 voraussichtlich um 10 Prozent auf 26 Milliarden Euro wachsen und ist damit fast gleich auf mit dem Markt für Damenbekleidung mit 27 Milliarden Euro. Quelle: dpa/dpaweb
Chinesen sind die größten Luxus-ShopperDie Touristen aus dem Reich der Mitte lassen rund um den Globus die Kassen klingeln. Ob in Paris, Mailand, London oder Berlin - die chinesischen Urlauber kaufen noch lieber ein als die Besucher aus Russland. Aber auch zuhause shoppen die Chinesen mittlerweile auf höchstem Niveau. Mit Luxusprodukten im Wert von 27 Milliarden Euro haben die chinesischen Konsumenten zum ersten Mal mehr für Luxusgüter ausgegeben als die Japaner und liegen nun direkt hinter den amerikanischen Konsumenten. Quelle: dpa
Chinesische Powerfrauen wollen mehr PSTeure Autos gehören immer noch zu den beliebtesten Luxuswaren. Doch der Markt wächst deutlich langsamer. Legte er 2011 noch um 14 Prozent auf 280 Milliarden Euro zu, wird er 2012 voraussichtlich nur noch um vier Prozent auf 290 Milliarden Euro wachsen. Neuen Schub bekommt die Luxusautobranche aus Asien. Dort leisten sich immer mehr erfolgreiche Geschäftsfrauen ein Statussymbol auf Rädern. Besonders beliebt ist zum Beispiel der Maserati GranCabrio. Bereits 30 Prozent der Maserati-Kunden in China sind Frauen. Quelle: REUTERS
China schwingt sich zum wichtigsten Weinimporteur aufDer Markt für edle Tropen wird 2012 nach Berechnungen von Bain &Company um 12 Prozent auf 51Milliarden Euro wachsen. Das Geschäft mit Weinen und Champagner legt seit 2009 im zweistelligen Prozentbereich zu. Champagner zählt mit einem Anteil von 30 Prozent immer noch zu den beliebtesten Luxusgetränken. China hat sich zu einem der größten Importeure für Weine entwickelt. In fünf bis zehn Jahren wird das Reich der Mitte wohl zum weltgrößten Importeur für feine Rebensäfte aufsteigen. Quelle: dpa
Mehr Oberklasse- und "Kleinst"-YachtenDie Krisenjahre haben den Yacht-Bauern stark zugesetzt. Nur zwei Prozent Wachstum sagen die Experten für 2012 voraus - aber immerhin wächst der Markt wieder. 2010 war er im Vergleich zum Vorjahr um 18 Prozent eingebrochen. In der Mittelklasse tut sich wenig, eine frische Brise erfasst die Oberklasse mit Yachten im Wert von mehr als 15 Millionen Euro. In der unteren Preisklasse zwischen 750.000 und 3,5 Millionen Euro wird mit der besten Marktentwicklung und rund 2,6 Prozent Wachstum gerechnet. Quelle: REUTERS

Für Mercedes ist ein S600 „Luxus in Reinkultur“. Der Hersteller preist die Laufruhe des über 500 PS starken Zwölfzylindermotors, die komfortable Luftfederung und die vielen Assistenzsysteme, mit denen das Top-Modell von Mercedes ausgestattet ist. „Das Beste oder Nichts“ – der Leitspruch von Firmengründer Gottlieb Daimler scheint in der 160.000 Euro teuren Luxuslimousine perfekt umgesetzt.

Die wenigen deutschen Vorstände, die sich einen Mercedes S600 als Dienstwagen gönnen, mögen vielleicht so denken. Für russische Oligarchen fängt der Luxus hier erst an. Einer von diesen Superreichen ließ vergangenes Jahr seinen nagelneuen S600 bei Brabus in Bottrop erst komplett zerlegen und dann in eine Businesslimousine verwandeln. Der Wagen erhielt einen 800 PS starken Motor, Hochleistungs-bremsen sowie – das Beste ist für manche Menschen noch nicht gut genug – eine komplett neue Innenausstattung aus handschuhweichem Mastik-Leder sowie Edelhölzern in „Yachting schwarz“. Ein Infotainment-System mit ausfahrbaren Flachbildschirmen und Tastaturtischen im Fond sowie einem Computerschrank im Kofferraum machten den Mercedes zum rollenden Büro. Auf der Rechnung stand letztlich ein Preis von über 469.000 Euro.

Dossier Wozu brauchen wir Reiche?

Bodo Buschmann („B.B.“) lebt von den Eitelkeiten der Reichen – mit kunstvoll veredelten Autos, Yachten und Flugzeugen. Der 57-jährige Betriebswirt und Jurist hat in den vergangenen 35 Jahren aus der Mercedes-Werkstatt seines Vaters das größte unabhängige Tuning-Unternehmen der Welt gemacht – und das in einer grauen Kleinstadt im Ruhrgebiet, die vom Bergbau geprägt ist und bis heute mit dem Strukturwandel zu kämpfen hat. „Es gibt Momente“, sagt der Selfmademan, „da staune ich selbst.“

Seine erste Million macht er mit einem Langlauf-Öl, dank dem ein Auto erst nach 60.000 Kilometern zur Inspektion muss. Für den Vertrieb des Wunder-Schmierstoffs gründet Buschmann 1977 mit seinem Studienfreund Klaus Brackmann Brabus – die ersten drei Buchstaben der beiden Nachnamen bilden die Firmenbezeichnung. Schon bald kauft Buschmann seinem Kompagnon die Anteile ab, spezialisiert sich auf Autotuning („normaler Autohandel war mir zu langweilig“) und macht Brabus zu einem Weltunternehmen mit Stützpunkten in 106 Ländern, 2500 Mitarbeitern – 300 davon in Deutschland – und mehr als 300 Millionen Euro Umsatz. Auf eines ist Buschmann besonders stolz: „Seit unserer Gründung haben wir noch nie rote Zahlen geschrieben.“

2012 produzierte das Unternehmen mehr als 7500 exklusive Komplettfahrzeuge, kostspielige Umbauten von Mercedes-Fahrzeugen und des Smart Citymobils, aber auch Autos anderer Nobelmarken wie LandRover, Jaguar und Infiniti. Hinzu kommen rund 10.000 getunte Smart Fortwo, die Brabus in einem Joint Venture mit Daimler direkt im Smart-Werk in Hambach montiert. Für zusätzliche Einnahmen sorgt die perfektionistische Restaurierung von Oldtimern – aus dem einstigen Hobby von Technikchef Ulrich Gauffres ist längst ein weiteres Profitcenter geworden.

Nicht nur für Autos

Yachten in neuem Design
Venus der Wellen: Philippe Starck zeichnete die 80 Meter lange Yacht für Steve Jobs. Quelle: Presse
Gewagte Gefälligkeit: Die Bavaria-Werft will mit der 420 Virtesse Schnittigkeit zeigen. Quelle: Presse
Von den Autos lernen: Das Design der Silver Arrows stammt aus den Büros von Mercedes-Benz. Quelle: Presse
Vorbild für Generationen: Wally-Boote sind dank der Kanten stilbildend. Quelle: Presse
Ein Traum von Yacht: Ob die Jolly Roger je gebaut wird, ist unklar, der Entwurf für Benetti gehört zum Projekt "Vision" Quelle: Presse

Brabus brummt, auch wegen der zunehmenden Zahl von reichen Menschen in Russland, im Mittleren Osten und China: 85 Prozent der Produkte gehen in den Export. Vor wenigen Wochen erst hat Brabus am Stammsitz das dritte Werk in Betrieb genommen. 4,8 Millionen Euro sind in die neue Produktionsstätte geflossen, in der künftig der komplette Motorenbau beheimatet ist. Dort entsteht gerade der Infiniti FX „Sebastian Vettel“ – eine 300 Stundenkilometer schnelle, auf 50 Exemplare limitierte Sonderedition des Geländewagens, die nicht nur dem Formel-1-Weltmeister als Dienstwagen dienen soll. Der stolze Stückpreis: 125.000 Euro.

Eine Straße weiter, in Werk 1, wird gleichzeitig die Sattlerei kräftig ausgebaut und personell aufgestockt. Denn längst veredelt Brabus nicht mehr nur Autos. Auch Yachten, Flugzeuge und Hubschrauber – beliebte Statussymbole der Superreichen nicht nur in den USA und Dubai – kleiden Brabus-Tochterfirmen für Millionensummen mit feinen Ledern und raffinierten Kleinmöbeln aus: „Eine logische Entwicklung“, findet Buschmann.

Und die geht weiter: Unter Leitung von Tochter Susanne Buschmann und Schwiegertochter Sarah Rohling arbeitet die neue Brabus Design GmbH an einem Produktportfolio, mit dem das Unternehmen in die Mode- und Möbelbranche vorstoßen will. Einen Geldschrank im Brabus-Design hat der bayrische Tresorhersteller Stockinger bereits im Lieferprogramm. „Wir versuchen die Lücke zu sehen und Trends zu setzen“, umschreibt Buschmann einen Teil das Erfolgsrezepts. Mindestens genauso wichtig sei, ein offenes Ohr für die Kundenwünsche zu haben und diese perfekt zu erfüllen – koste es, was es wolle.

So fackelte man in Bottrop nicht lange, als ein Kunde aus Dubai bei der Auslieferung seines Brabus-Mercedes feststellte, dass die schwarze Limousine in seiner Sammlung von 100 roten Ferraris ein Fremdkörper war. Das Auto wurde sofort per Flieger zurück nach Bottrop geschafft, dort neu in Rosso Corsa lackiert und mit dazu passendem Leder ausgekleidet. Rund 70.000 Euro kostet die Aktion. Der Kunde zahlte, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken.

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