Brennstoffzellenautos Wie "Zero Emission" im Alltag funktionieren kann

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Von Bergen nach Bozen ohne ein Gramm CO2

Mit einem Verbrennungsmotor ist es ohne weiteres möglich, von Bergen nach Bozen zu fahren. Tankstellen gibt es entlang der 2.500 Kilometer langen Strecke mehr als genug. Bei Wasserstoff sieht das derzeit noch anders aus. Dennoch – oder gerade deswegen – hat Hyundai zu genau dieser Fahrt geladen.

Mit sechs Tank-Stopps soll es von der norwegischen Westküste über Dänemark quer durch Deutschland in Richtung der Alpen gehen, wo die Tour in Nord-Italien endet. Die Wahl der Route zwischen Start und Ziel ist aber nicht frei wählbar, sondern wird von den derzeit noch spärlich gesäten Tankstellen vorgegeben. Statt den kürzeren Weg von Bergen in das südnorwegische Kristiansand zu nehmen, wo eine Fähre nach Dänemark ablegt, schlängelt sich die Route über 400 Kilometer in Richtung Ostküste nach Larvik, etwa 100 Kilometer südlich von Oslo. Dort legt auch eine Fähre ab, mit der Station in Porsgrunn ist aber auch eine der begehrten Tankstellen in der Nähe.

Ähnliches Bild in Deutschland: Statt von Hamburg die direkte Nord-Süd-Verbindung nach München zu nehmen, führt die Route über Düsseldorf und Frankfurt in den Süden – entlang der A7 befindet sich keine öffentlich zugängliche Wasserstoff-Tankstelle. Der Umweg über das Rheinland mit der Tankstelle in Düsseldorf ist unausweichlich.

400 Wasserstoff-Tankstellen bis 2023 geplant

Wie die Mobilität mit Wasserstoff vorbildlich aussehen kann, zeigt Dänemark: Während es in ganz Deutschland bislang nur 16 Wasserstoff-Tankstellen gibt, sind es im deutlich kleineren Dänemark neun Zapfsäulen. Die nächste Tankstelle ist maximal 50 Kilometer entfernt. In wenigen Jahren sollen es nur noch 15 Kilometer sein, verspricht zumindest Teis Laustsen Jensen, Chef der dänischen Partnerschaft für die Wasserstoff-Wirtschaft.

Das deutsche Pendant ist die CEP, Clean Energy Partnership. In Europas größtem Demonstrationsprojekt haben sich haben sich 20 Industriekonzerne über Branchengrenzen hinweg zusammengeschlossen, um den Aufbau einer Wasserstoff-Infrastruktur zu fördern. Aus der Autoindustrie sind neben Hyundai auch Daimler und BMW dabei, Mineralölkonzerne wie Shell und Total, die Gase-Konzerne Linde und Air Liquide, aber auch Technologieunternehmen wie Siemens.

Ausgemachtes Ziel der Initiative ist es, in Deutschland bereits 2023 rund 400 Wasserstoff-Tankstellen zu betreiben. Zurzeit sind es in der Statistik 30 Stationen in der Bundesrepublik, aber nur rund die Hälfte davon ist für jedermann nutzbar. Der Rest liegt verschlossen auf Werksgeländen, wo nur die eigene Flotte von Brennstoffzellenautos oder Wasserstoff-Gabelstapler getankt werden kann.

Das führt dazu, dass auf der Etappe zwischen Hamburg und Düsseldorf eher Schleichfahrt angesagt ist. Denn obwohl die Reichweite des Hyundai offiziell bei knapp 600 Kilometern liegt, mahnt der Bordcomputer bereits nach etwa 400 Kilometern zum nächsten Tankstopp. Bei zügiger Fahrt ist der 700-bar-Tank noch schneller leer. Wie bei Benzinern und Diesel liegt der Realverbrauch auch bei dem Brennstoffzellenauto etwa 30 Prozent über dem Prüfstandwert – statt der versprochenen 0,95 Kilo Wasserstoff pro 100 Kilometer gingen bei der Testfahrt etwa 1,3 Kilo durch die Leitungen.

Dass die rund 300 iX 35 Fuel Cell, die derzeit in Europa unterwegs sind, noch selten auf der Langstrecke eingesetzt werden, zeigt die Erfahrung von Hyundai. „Die Kunden aus den meisten Ländern verlangen nach mehr Reichweite“, sagt Frank Meijer, Leiter des Brennstoffzellen-Programms bei Hyundai Motor Europe. „Nur die Deutschen wollen mehr Höchstgeschwindigkeit.“

Wie aus vertraulichen Quellen zu hören ist, werden die Koreaner bei dem für 2018 geplanten Nachfolger die aktuelle Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h wohl um 20 Stundenkilometer erhöhen – bei gleichzeitig gesteigerter Reichweite. Ob die durch einen größeren Tank oder eine effizientere Brennstoffzelle zustande kommen soll, will Hyundai noch nicht verraten. Nur so viel: Es soll wieder ein SUV werden.

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