Carsharing in China Chinesen fahren lieber mit dem eigenen Auto

Wo in China der überlastete Nahverkehr versagt, boomen Fahrdienste wie Uber und Didi. Jetzt startet die Daimler-Tochter Car2Go ihr Asiengeschäft in der Metropole Chongqing. Dort aber hat niemand auf Leihautos gewartet.

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Daimlers Tochter Car2Go startet in Chinas Metropole Chongqing. Quelle: Daimler

Yong Huo ist ein erstaunlich geduldiger Typ. Zumindest wenn er sich abends mit seinem Wagen durch den chinesischen Feierabendverkehr schiebt. Rote Rücklichter bis zum Horizont.

Reiner Wahnsinn, gibt er zu. Trotzdem fährt er jeden Tag. Ein paar Hundert Yuan extra verdient er nebenbei als Fahrer der Vermittlungsplattform Uber im Monat. Geld, das er gut gebrauchen kann.

Dafür akzeptiert Yong auch das endlose Warten. Die Zahl der Autos in seiner Heimatstadt Chongqing, die mit 32 Millionen Einwohnern in Stadt und Umfeld als größte Metropole der Welt gilt, ist allein im vergangenen Jahr um rund 20 Prozent gestiegen. Wo der überlastete Nahverkehr versagt, sind in China neue Mobilitätsmodelle entstanden. Besonders beliebt sind Fahrdienste, die kostenfrei per App bestellt werden können und den Kunden direkt von der Haustür zu ihrem Ziel bringen. Die wichtigsten Anbieter sind das chinesische Unternehmen Didi und das amerikanische Äquivalent Uber, für das auch Yong Huo arbeitet. Und weil jeder von ihnen möglichst viel Marktanteil abstecken möchte, sind die Preise niedrig.

Ausgerechnet in diesem Milliardenmarkt will nun der deutsche Autobauer Daimler mitmischen: Mittlerweile in 30 Städten weltweit ist das Unternehmen mit seinem Carsharing-Modell Car2go aktiv. Chongqing im Südwesten Chinas soll nun den asiatischen Markt öffnen. In einem Gebiet von 60 Quadratkilometern können Kunden die insgesamt 400 Smarts des Unternehmens flexibel mieten und stehen lassen. Parken ist kostenlos, berechnet wird per Kilometer und Minute.

Fahrzeugproduktion und -absatz in China seit 2008

„Wir beschäftigen uns schon seit einer ganzen Weile mit dem chinesischen Markt“, sagte Car2go-Chef Roland Keppler bei der Eröffnung in Chongqing. Eine hohe Bevölkerungsdichte und die bergige Umgebung seien eine gute Voraussetzung für die Einführung des Carsharing-Modells in der Stadt gewesen. Zudem habe sich die Stadtverwaltung offen und kooperativ gezeigt.

Wie in Berlin oder Düsseldorf verspricht das Unternehmen seinen Kunden vor allem mehr Flexibilität. In China wirkt dieses Versprechen allerdings ein wenig aus der Zeit gefallen. Durch Uber, Didi und Co. wartet hier niemand mehr im Regen auf ein Taxi. Allein Didi ist mittlerweile in 400 Städten des Landes verfügbar und problemlos neben der App über das soziale Netzwerk WeChat oder den Bezahldienst Alipay zu rufen.

Wie sich Carsharing auf die Nutzung anderer Verkehrsmittel auswirkt

Dazu kommen die extrem niedrigen Fahrpreise, die durch den unerbittlichen Preiskampf zwischen Didi, Uber und den lokalen Konkurrenten entbrannt und für Car2go kaum zu unterbieten sind.

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