Uber China berechnet in Chongqing beispielsweise auf den Kilometer ungefähr so viel wie Car2go. Pro Minute ist das Daimler-Modell aber fünfmal so teuer. In einer verstopften Stadt wie Chongqing, wo der Verkehr vor lauter Stau mehr steht als rollt, ein besonders großer Nachteil. Zwar verliert Uber laut Chef und Mitgründer Travis Kalanick eine Milliarde US-Dollar pro Jahr in China. Auch Didi verdient nach eigenen Angaben nur in der Hälfte der Städte Geld. Aber selbst mit höheren Preisen ist Car2go weltweit nur in einigen amerikanischen Städten profitabel.
Der Wunsch nach einem nachhaltigeren Lebensstil wächst in China zwar. Vor allem in der urbanen Mittelschicht. Dabei geht es aber häufig vor allem um die Gesundheit der eigenen Familie.
Für viele Chinesen gilt in Sachen Auto immer noch: Können sie sich ein eigenes Auto leisten, kaufen sie es auch. Im vergangenen Jahr beispielsweise mit Vorliebe SUVs, die sich auch in Chongqing zu Tausenden durch die engen Straßen wuchten. „Mietautos nutzen Chinesen im Moment eigentlich nur, um längere Strecken zu überwinden“, sagt James Roy von der China Market Research Group mit Sitz in Shanghai. Er beschäftigt sich seit Jahren mit der Sharing Economy in China. „Das Potenzial des Marktes ist zwar gewaltig“, sagt er. „Ein Angebot muss aber vor allem mehr Freiheit und guten Service versprechen.“
Car2Go hat ein Parkplatzproblem
Durch fehlende Stadtplanung und schlechte Verkehrsführung sind die Parkmöglichkeiten für Autos aber stark eingeschränkt. Für das Modell von Car2go bedeutet das lange Wege. Selbst die kleinen Smarts müssen irgendwo parken. In den meisten Großstädten fast unmöglich. Genau das macht die flexiblen Modelle von Didi und Uber momentan so erfolgreich. Aktuell hat Car2go fast nur eine Chance: junge Nutzer, die es cool genug finden, ihre Freundin mit einem ausländischen Auto ins Kino zu fahren und sich selbst noch keinen Wagen leisten können.
Warum nutzen Sie Carsharing?
Für 43 Prozent der befragten Nutzer ist die Ersparnis gegenüber dem eigenen Auto der ausschlaggebende Grund für das Carsharing.
Quelle: Arthur D. Little
25 Prozent der Befragten schätzen die Flexibilität beim Carsharing.
Der Umweltschutz beim geteilten und damit besser genutzten Auto ist für 23 Prozent wichtig.
Für 16 Prozent der Nutzer ersetzt das Carsharing das eigene Auto.
Neun Prozent gaben an, Carsharing-Angebote für Dienstreisen zu nutzen – wozu einen Mietwagen buchen, wenn in einigen Städten ein Carsharing-Auto für wenige Euro zu haben ist?
Ein Prozent der Befragten nannte sonstige Gründe.
Aber auch hier schläft die chinesische Konkurrenz nicht. Im Juli startete in Peking das Start-up Togo. Mit Smarts in den typischen Car2go-Farben erklärte es dem deutschen Autoriesen Daimler bereits den Krieg, da war Car2go in Chongqing noch nicht einmal gestartet. „Car2go ist unser Vorbild, aber als reines Internetunternehmen haben wir natürlich einen Vorteil“, sagt der 36-jährige Gründer Wang Lifeng mit einer ordentlichen Portion Selbstvertrauen. Es ist das dritte Start-up, das er innerhalb weniger Jahre in Beijing hochzieht.
Während Keppler von 8000 Car2go-Fans auf der Plattform WeChat schwärmt, spricht Wang über die 30 000 Nutzer, die die Togo-App schon heruntergeladen haben. 70 Prozent davon sind bereits mehrfach mit Togo unterwegs gewesen. Bis August will das Unternehmen seine Flotte auf 500 Autos ausbauen. 100 mehr als Daimler.