Chinesische Autos Jetzt geben die alten Hasen mit Qoros Gas

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Eine Riesenchance

Die Stars des Genfer Autosalons
McLaren 650S 650 PS und eine Spitzengeschwindigkeit von 333 km/h: Mit dem 650S präsentiert McLaren ein Fahrzeug für Tempofreunde und eine Weiterentwicklung des MP4-12C. Der schnittige Renner wird von einem 3,8-Liter-Biturbo-V8 zu Spitzenleistungen angetrieben: Von Null auf Tempo benötigt der 650S genau drei Sekunden. Die 200er-Marke knackt er in 8,4 Sekunden. Der Preis für den Sportwagen: mindestens 231.500 Euro. Quelle: dpa
McLaren 650S SpiderNeben dem Coupé bietet McLaren sein PS-Monster 650S auch als Cabrio an. Der Spider ist technisch identisch mit der geschlossenen Variante. In beiden Fällen ist der Innenraum mit Alcantara ausgekleidet. Wer den Fahrtwind im neuen McLaren-Cabrio genießen will, muss allerdings Abstriche bei der Spitzengeschwindigkeit machen. Statt 333 schafft die Cabrio-Variante "nur" 329 Stundenkilometer. Beim Verbrauch soll es hingegen keine Unterschiede zwischen Coupé und Cabrio geben: Beide schlucken 11,7 Liter. Quelle: AP
C4 Cactus Aventure "Auf ins Gelände", ruft Citroën mit dieser Fahrzeug-Studie. Der Aventure ist die Off-Road-Variante des C4 Cactus. Verstärkt, höhergelegt und mit geländetauglichen Reifen und Felgen soll der Fünftürer Abenteurer sicher durch die Wildnis bringen. Die kleinen Luftkissenpolster an der Seite dienen angeblich als zusätzlicher Schutz. Angetrieben wird der Aventure von einem Benzin- (82 oder 110 PS) oder Dieselmotor (92 oder 100 PS). Mehrere verbaute GoPro-Kameras sollen jedes Abenteuer im Bild festhalten. Quelle: AP
Jaguar F-Type Die britische Luxusmarke bringt den Super-Sportler F-Type als Coupé nach Genf mit. Gezeigt wurde er davor schon auf der LA Auto Show und in Tokyo. Jetzt steht er zum ersten Mal auf europäischen Boden. Im Mai 2013 hatte Jaguar den Nachfolger des legendären E-Type auf die Straße gebracht - bisher nur als Cabrio. Jetzt kommt das 550-PS-Geschoss (R-Version von 0 auf 100 km/h in 4,2 Sekunden) in der geschlossenen Version. Sie basiert auf dem 2011 auf der IAA vorgestellten Studie C-X16. Kostenpunkt: Zwischen 67.000 und 104.000 Euro. Quelle: AP
Ferrari California TMit dem Nachfolger des California geht Ferrari neue Wege. Erstmals arbeitet ein neu entwickelter V8-Turbo unter Haube. Der bringt den Sportwagen auf 560 PS und 755 Nm Drehmoment, ein satter Leistungsgewinn im Vergleich zum Vorgänger-Modell. Von Null auf Hundert schafft es der California T in 3,6 Sekunden. An der Optik hat Ferrari hingegen wenig geändert. Auch verwandelt sich der Sportwagen weiterhin auf Knopfdruck von einem Coupé in ein Cabrio. 14 Sekunden soll das Einklappen des Dachs dauern. Quelle: REUTERS
Volvo Concept EstateMit dem Concept Estate zeigt Volvo in Genf das letzte von drei Fahrzeugkonzepten. Wie bei den beiden vorherigen Studien Concept Coupé und XC Coupé wird die Frontpartie von den T-förmigen Scheinwerfer und den konkaven Kühlergrill geprägt. Das Kombi-Konzept orientiert sich am Design des als "Schneewittchen-Sarg" bekannten Volvo 1800 ES aus den 1970er Jahren. Der Innenraum ist schlicht gehalten: Ein Touchscreen auf der Mittelkonsole ersetzt die meisten Schalter und Regler und wird so zum zentralen Element im Cockpit. Quelle: REUTERS
Range Rover Evoque „Autobiography Dynamic” Von außen sind die Autobiography Dyamic Modelle der Briten durch ein höherwertig gestaltete Karosserie zu erkennen - unter anderem gibt es diamantgedrehte 20-Zoll-Alu-Schmiederäder, neue Designelemente in Atlas Silver und eine tiefer gezogene Frontschürze mit modifizierten Nebelscheinwerfereinfassungen sowie seitlichen Lufteinlässen. Im Innenraum gibt es viel Leder mit Bezügen in insgesamt sechs Farbkombinationen. Mit 285 PS und 400 Nm starkem 2,0-Liter-Benzin-Motor kommt diese Evoque-Variante noch sportlicher daher. Auch das Neungang-Getriebe wurde neu abgestimmt. Quelle: Range Rover

Wortberg räumt ein, dass es Abenteuerlust brauche, um in China etwas zu bewegen. Dafür werde man aber reich belohnt. „Bei Qoros ist das von vielen Firmen gewünschte ,Unternehmertum im Unternehmen‘ Realität“, sagt er. „Ideen werden hier sehr schnell umgesetzt, es gibt keine langen Gremiendurchläufe. Das fühlt sich unglaublich gesund an.“

Karosseriebauer Classon hatte bereits Auslandserfahrung in Europa und den USA, wo er für Ford arbeitete, zuletzt als Programmmanager für die Fertigung. Doch als er ankündigte, nach China gehen zu wollen, fragten ihn manche Kollegen, ob mit ihm etwas nicht stimme. „Aber ich wollte nicht mehr in einem reaktiven Umfeld arbeiten, in dem man bestimmt wird, anstatt etwas zu bestimmen“, sagt Classon. Für seinen Kollegen Eberl aus München war Qoros schlicht die Riesenchance. Wer schafft es im Alter von Mitte 30 schon an die Spitze eines Autodesignbüros?

Droge Innovation

Eberl, Steinwascher, Schmidt und Classon gehören bei Qoros zu einem internationalen Team mit insgesamt 138 nicht chinesischen Mitarbeitern. Davon sind 21 Deutsche. Sie bilden zusammen mit Schweden, von denen viele nach der Pleite des skandinavischen Autobauers Saab zu Qoros kamen, das größte Kontingent an Ausländern. Die Arbeitsbelastung der Zugereisten scheint enorm. Seitdem er bei Qoros sei, sagt Fahrzeugentwicklungschef Schmidt, habe er an kaum einem Tag weniger als zehn Stunden gearbeitet und zudem viele Wochenenden im Büro verbracht. „Das merke ich gar nicht“, sagt er, lacht wieder und zappelt auf seinem Stuhl.

Gert Hildebrand. Quelle: Presse

Offenbar entfaltet die Droge, etwas Neues schaffen zu können, nicht nur auf den Ex-BMWler eine stimulierende Wirkung. „Das Team um Qoros ist hoch motiviert“, sagt Autoexperte Jochen Siebert von der Unternehmensberatung JSC in Shanghai. Die meisten von ihnen hatten bereits eine beeindruckende Karriere in der Autobranche hinter sich. Sie suchten die Möglichkeiten und Freiheiten, die sie bei der Entwicklung eines neuen Autos haben. „Bei ihren ehemaligen Arbeitgebern hätten sie sich auf das Rentnerdasein vorbereiten müssen.“

Dabei verdienen die internationalen Spezialisten nicht einmal besonders viel Geld in China. Für das Qoros-Werk in Changshu sollen sie nur etwa 70 bis 80 Prozent des Budgets gehabt haben, das etablierte Autokonzerne für ein solches Projekt veranschlagen. Insgesamt standen Qoros-Vizechef Steinwascher 2,57 Milliarden US-Dollar für den Bau einer Fabrik mit einer Kapazität von maximal 150 000 Autos pro Jahr zur Verfügung, knapp ein Sechstel des Ausstoßes von VW in Wolfsburg. Erst langfristig soll die Produktion auf 450 000 Wagen pro Jahr steigen. In den 2,57 Milliarden US-Dollar sind alle wichtigen Investitionen enthalten, vom Marketing über die Produktion bis zum Vertrieb.

Geld war nicht der Grund

Für die angeheuerten Ausländer ist Geld offenbar nicht alles. Die Bezahlung sei gut, heißt es, aber auf keinen Fall exorbitant. Rechne man die vielen Heimflüge und die höheren Lebenshaltungskosten in China mit ein, hätten manche bei ihrem alten Arbeitgebern ein besseres Auskommen gehabt – so man sie gelassen hätte.

Geld, sagt Klaus Schmidt, sei auch nicht der Grund gewesen, für dieses Projekt noch einmal die Ärmel hochzukrempeln. „Bei Qoros haben Freiheit und Möglichkeiten, etwas zu gestalten, die Motivation ausgemacht.“ Ein Glücksmoment für ihn war es, als der erste Prototyp aus dem Werk fuhr. China verlassen möchte Schmidt noch nicht. Er hat noch ein paar Ideen, die er gerne umsetzen möchte.

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