Weltweite Aufmerksamkeit ist den Pionieren des zweiten Anlaufs jedenfalls sicher. Seitdem der Qoros 3 im September vergangenen Jahres beim Unfalltest Euro-NCAP in Europa die maximal erreichbaren fünf Sterne holte, wird das Projekt von der Konkurrenz ernst genommen.
Qoros ist der letzte Versuch Chinas, endlich einen international wettbewerbsfähigen Autobauer zu schaffen. Die drei Strategien, mit denen die Regierung dies in den vergangenen Jahrzehnten versuchte, gelten im Großen und Ganzen als gescheitert. Die erste Variante bestand aus Joint Ventures: Chinesische Autobauer sollten in Gemeinschaftsunternehmen mit westlichen Herstellern von erfahrenen Partnern lernen und sich nach und nach deren Know-how aneignen. Doch den zwangsverheirateten Westlern gelang es bisher gut, das Potenzial des gigantischen chinesischen Marktes zu nutzen, ohne dabei zu viel ihres Wissens preiszugeben.
Im zweiten Anlauf entschieden die Chinesen, gleich ganze Autobauer aus dem Westen zu kaufen. Ein Beispiel ist die Übernahme von Volvo durch Geely im August 2010. Aber auch dieser Weg führt nicht zu den gewünschten Resultaten. Zu unterschiedlich sind die Unternehmenskulturen und die jeweiligen Heimatmärkte. Drittens stattete der chinesische Staat einheimische Unternehmen mit sehr viel Geld aus, um sie auf Weltniveau zu hieven. Auch das führte nicht zu den gewünschten Ergebnissen. „Qoros ist der vierte Versuch“, sagt Berater Siebert. „Man kauft sich ein international erfahrenes Team, das ein wettbewerbsfähiges Auto entwickelt.“
Keine Korruption, keine Ineffizienz
Qoros hieß zunächst Chery Quantum Automotive. Ende 2011 entschieden sich die Eigentümer dann für den heutigen Namen, der dem altgriechischen Wort „Kronos“ für „Zeit“ ähnelt. Das soll der Marke ein besseres Entrée auf dem europäischen Markt sowie Internationalität vermitteln.
In seinem Innern ist das Multikulti-Unternehmen so weit von einem trägen, staatseigenen chinesischen Konzern entfernt wie der Jangtsekiang lang. Keine Korruption, keine Ineffizienz, keine Mitarbeiter, die sich scheuen, Verantwortung zu übernehmen: „Jeder von uns muss an irgendeiner Stelle mitanpacken, die vielleicht gar nicht in seinen Aufgabenbereich fällt“, sagt Karosseriebauer Classon. „Genau das schweißt das Team zusammen.“
Die größte Herausforderung war es, die vielen Nationen und fast ebenso vielen Unternehmenskulturen in einem Team zusammenzuführen. „Das Zusammenspiel der verschiedenen Kulturen – Deutsche, Schweden, Amerikaner und natürlich Chinesen – macht den Reiz aus“, sagt der ehemalige VW- und Opel-Manager Major. „Manchmal ist das wie ein Zoo.“
Auch deswegen sei Qoros vielmehr ein internationales Unternehmen in China. Bis auf den Vorstandschef Guo Qian und den Finanzchef sind die Führungspositionen mit Ausländern besetzt. Als Konkurrenz für westliche Autobauer sieht sich keiner der Deutschen. „Wir wollen nur Autos bauen“, sagt Design-Chef Hildebrand.