Wie viel investieren Sie hier?
Im Bereich Elektromobilität war es in den vergangenen Jahren mehr als eine Milliarde Euro. Und die Investitionen nehmen zu. Die notwendigen Entwicklungsaufwendungen sind die größte Herausforderung für unsere Industrie. Realistisch ist, dass von 110 Millionen produzierten Fahrzeugen in 2025 etwa 10 Prozent rein elektrisch fahren und 15 Prozent mit hybridem Antrieb. Die brauchen Batteriezellen in einer Größenordnung von 1200 Gigawattstunden pro Jahr. Das sind grob gesagt 30 neue, riesige Batteriefabriken, wie sie Tesla in Nevada baut, für jeweils etwa drei Milliarden US-Dollar.
Das wären 90 Milliarden Dollar ...
Die große Frage ist: Auf welche Technologie werden diese Batterien zurückgreifen? Wer geht heute das Risiko ein, Milliarden auf das falsche Pferd zu setzen? Genau deshalb investieren wir weiter gezielt in Verbrennungsmotoren, Hybridisierung, Direkteinspritzung, Turbolader, leistungsfähigere Elektronik, bessere Sensorik.
Und was läuft in Sachen Elektromobilität?
Wir haben konkrete Aufträge in allen großen Märkten – Asien, Amerika und Europa. Dabei geht es um Hybridfahrzeuge, die neben dem Verbrenner einen kleinen E-Motor und eine Batterie haben. Daneben bieten wir Hochvolt-Leistungselektronik und Konvertersysteme, die die Energie zwischen Hochvolt und Niedrigvolt wandeln.
Künftig liegt die Wertschöpfung in den Batteriezellen – die werden von Asiaten gebaut. Würden Sie in Zellfertigung investieren?
Wenn wir damit hinreichend Geld verdienen und einen Kooperationspartner finden – warum nicht?
Und mit einem großen Asiaten kooperieren?
Die brauchen niemanden, der ihnen hilft.
Mit wem dann?
Mit kleinen, innovativen Firmen, die sich heute noch eher in der Forschung tummeln.
Wann verdient Continental mit Elektromobilität Geld?
Nicht vor 2020.
Die weltweit größten Autozulieferer
Faurecia (Frankreich)
Umsatz 2016: 18,711 Milliarden Euro
Umsatz 2015: 18,770 Milliarden Euro
Veränderung: -0,3 Prozent
Hauptprodukte: Sitze und Innenausstattung
Quelle: Berylls Strategy Advisors, Stand: Juni 2017
Michelin (Frankreich)
Umsatz 2016: 20,907 Milliarden Euro
Umsatz 2015: 21,199 Milliarden Euro
Veränderung: -1,4 Prozent
Hauptprodukte: Reifen
Bridgestone-Firestone (Japan)
Umsatz 2016: 22,485 Milliarden Euro
Umsatz 2015: 24,094 Milliarden Euro
Veränderung: -6,7 Prozent
Hauptprodukte: Reifen
Aisin (Japan)
Umsatz 2016: 27,977 Milliarden Euro
Umsatz 2015: 24,133 Milliarden Euro
Veränderung: +15,9 Prozent
Hauptprodukte: Getriebe, Bremssysteme, Karosserie- und Motorenteile
Hyundai Mobis (Südkorea)
Umsatz 2016: 30,227 Milliarden Euro
Umsatz 2015: 28,096 Milliarden Euro
Veränderung: +7,6 Prozent
Hauptprodukte: Cockpit-, Frontend- und Chassismodule
ZF Friedrichshafen (Deutschland)
Umsatz 2016: 32,353 Milliarden Euro
Umsatz 2015: 27,113 Milliarden Euro
Veränderung: +19,3 Prozent
Hauptprodukte: Fahrwerks- und Antriebssysteme, Elektronik/Software
Magna (Kanada)
Umsatz 2016: 34,587 Milliarden Euro
Umsatz 2015: 29,408 Milliarden Euro
Veränderung: +17,6 Prozent
Hauptprodukte: Karosserie & Fahrwerksysteme, Exterieur-Ausstattungen
Denso (Japan)
Umsatz 2016: 36,301 Milliarden Euro
Umsatz 2015: 34,299 Milliarden Euro
Veränderung: +5,8 Prozent
Hauptprodukte: Klimasysteme, Motorsteuerung, Human-Machine-Interface
Continental (Deutschland)
Umsatz 2016: 40,550 Milliarden Euro
Umsatz 2015: 39,232 Milliarden Euro
Veränderung: +3,4 Prozent
Hauptprodukte: Brems-, Fahrwerk- und Sicherheitssysteme, Reifen
Bosch (Deutschland)
Umsatz 2016: 43.936 Milliarden Euro
Umsatz 2015: 41,657 Milliarden Euro
Veränderung: +5,5 Prozent
Hauptprodukte: Antriebs-, Sicherheits- und Komfortsysteme
VW baut Arbeitsplätze ab, weil für Verbrennungsmotoren weniger Mitarbeiter gebraucht werden – steht so ein Schritt auch bei Continental an?
In der Antriebssparte machen wir jährlich über sieben Milliarden Euro Umsatz. In dem Moment, in dem der Verbrenner signifikant Marktanteile verliert, werden in der Autoindustrie weniger Stellen benötigt. Aber das wird ein Prozess über 15 bis 20 Jahre sein. Die Geschwindigkeit, die dieser Prozess nach 2030 haben wird, kann heute niemand seriös abschätzen. Bei Continental gilt: Im Idealfall verringern wir die Zahl der Arbeitsplätze so, dass wir die Mitarbeiter andernorts einsetzen – sowohl in der Produktion als auch in der Entwicklung. Das würde dazu führen, nicht über Entlassungen reden zu müssen. Davon gehe ich momentan für Continental aus.
Welche Risiken sehen Sie für 2017?
Politische Faktoren werden wichtiger. Den Brexit etwa hatte niemand auf dem Radar. Auch dass der Reformplan von Matteo Renzi gescheitert ist, ist schlecht für Europa. Die Bevölkerung hat Angst vor Veränderungen, nicht nur in Italien. Keine Veränderung aber heißt Stagnation und Rückschritt. Wir haben bald Wahlen in Frankreich und Deutschland. Sollten die Populisten zunehmend Wahlen gewinnen, wird es auch für die Wirtschaft schwieriger. Und wenn die USA tatsächlich in Richtung Protektionismus marschieren, dann ist das weder gut für Amerika noch für Europa und Deutschland. Allerdings könnte ein Infrastrukturprogramm in Amerika – und ich bin zuversichtlich, dass ein solches kommen wird – einen stimulierenden Effekt auf den Markt für Lkws und kleine Trucks haben.