Wie entwickelt sich der Automarkt global?
Europa kann weiter moderat wachsen. Anders als Amerika sind wir noch ein ganzes Stück von alten Rekordabsatzzahlen weg. China wird mindestens vier bis fünf Prozent zulegen, damit wächst Asien weiter. In Brasilien und Russland erwarten wir Stagnation auf niedrigem Niveau.
Was bedeutet das für Continental?
Wir wollen schneller wachsen als die Märkte. Wenn der Automarkt wie erwartet um zwei Prozent zulegt, wollen wir den Umsatz in der Automobilsparte nächstes Jahr um fünf bis sechs Prozent steigern – vor Wechselkurseffekten, die wir nie voraussagen können.
Rund 72 Prozent Ihres Umsatzes hängen an der Autobranche. Wollen Sie davon runter?
Ja, wir möchten den Anteil der Industriekunden von aktuell 28 bis 30 Prozent im nächsten Schritt über 30 Prozent heben. Aber das klappt aufgrund der niedrigeren Wachstumsraten nur über Zukäufe. Die Mittel dazu haben wir. Unsere jüngste Übernahme war die Investition in den Folienspezialisten Hornschuch.
Wollen Sie auch Know-how zukaufen?
Absolut.
Woran sind Sie am stärksten interessiert?
Softwarekompetenz, alles, was erforderlich ist, Software sicher und robust zu machen.
VW hat zugegeben, in elf Millionen Fahrzeugen manipulierte Steuergeräte eingebaut zu haben – in Europa war Continental neben Bosch einer der Lieferanten. Sie haben sehr schnell gesagt, dass bei Ihnen alles sauber gelaufen sei. Haben Sie die Rolle von Continental intern untersucht?
Natürlich. Es wäre fahrlässig, wenn wir nicht geschaut hätten, was unsere Leute während der Entwicklung getan haben und wie die Verträge gestaltet waren.
Wie hoch war Ihr Lieferanteil bei Steuergeräten an VW?
Rund ein Drittel.
Sie bleiben dabei: Continental hat nicht an Softwaremanipulationen mitgewirkt?
Ja.
Die EU-Kommission wirft Continental Preisabsprachen mit Bosch vor. Kürzlich haben Sie Rückstellungen gebildet.
Es gibt offene Verfahren, und wir haben Vorsorge getroffen.
Also halten Sie eine Strafe für wahrscheinlich?
Das ist so.
Im Oktober mussten Sie Ihr Jahresziel zurückdrehen. Wie ist bei Continental das vierte Quartal gelaufen?
Es wird ein gutes Quartal. Wir haben im Oktober den Ausblick anpassen müssen und klargemacht, dass wir zuversichtlich sind, unser angepasstes Jahresziel zu erreichen. Jetzt, Mitte Dezember, können wir sagen, dass wir diese letzte Prognose sicher erfüllen werden. 2015 haben wir 39 Milliarden Euro umgesetzt, dieses Jahr werden es vor Wechselkurseffekten 41 Milliarden Euro sein – und wir gehen Stand heute davon aus, im Jahr 2020 rund 50 Milliarden Euro umzusetzen.