Die Aktionäre machen sich Sorgen, doch Daimler kann dem nur entgegensetzen, dass der Konzern mit den Behörden vollumfänglich kooperiere. Und dass man bei der „freiwilligen Servicemaßnahme“ sogenannte Thermofenster neu eingestellt habe. Diese Thermofenster regelten die Abgasreinigung zuvor so, dass die Reinigung bei bestimmten Temperaturen zurückgefahren wurde. Daimler begründete das mit Motorschutz. Wieso der Motor der betroffenen Autos jetzt plötzlich nicht mehr so stark geschützt werden muss wie zuvor, blieb offen.
Ungemach in Dieselfragen droht auch aus den USA: Daimler kann nicht mehr ausschließen, dass es dem Konzern nicht doch auch so ergeht, wie Volkswagen in den USA. So heißt es im Geschäftsbericht 2016 von Daimler, dass diverse Behörden auch aus den USA bei Daimler Anfragen gestellt hätten und es nicht auszuschließen sei, dass „die Behörden zum Schluss kommen, dass in Mercedes-Benz-Dieselfahrzeugen ähnliche Funktionalitäten enthalten sein könnten“, die im Fall eines anderen Fahrzeugherstellers als unzulässig identifiziert worden seien.
Angesichts der Probleme konnte auch eine gleichbleibende Dividende die Anteilseigner nicht besänftigen. „Wir wünschen uns eine verlässliche Dividendenpolitik und im besten Jahr der Geschichte hätte Daimler eine höhere Dividende gut zu Gesicht gestanden“, sagte etwa Fondsmanager Speich. Zustimmender Applaus aus dem Plenum. Andere Aktionäre stießen in die selbe Kerbe. Daimler konterte das mit dem Argument einer vergleichsweise bereits hohen Ausschüttungsquote von 40 Prozent.
Daimler sei der größte Dividendenzahler aller deutschen börsennotierten Unternehmen. Applaus gab es dafür dennoch nicht.
Emotional reagierten die Aktionäre dafür auf die Forderung des Aufsichtsrates, die Vergütung um 20 Prozent zu erhöhen. Erst ging bei dieser Nachricht ein lautes Raunen durch den Saal, denn folgten Buh-Rufe. Die seien berechtigt gewesen, sagte ein Redner später. Und Fondsmanager Speich ergänzte: „Nicht alles, was legal ist, ist auch legitim.“