Daimler US-Ermittler fordern Prüfung der Abgas-Tests

Daimler im Visier der US-Behörden: Der Autobauer soll seine Abgas-Tests prüfen. Auslöser ist eine US-Sammelklage gegen Daimler. Der Konzern will sich zur Wehr setzen. Unterdessen gab es Durchsuchungen bei Peugeot.

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Daimler im Visier der US-Ermittler Quelle: dpa

Nach dem Emissionsskandal bei Volkswagen (VW) gerät auch der Stuttgarter Autobauer Daimler ins Visier der US-Behörden. Das amerikanische Justizministerium habe Daimler aufgefordert, das Zustandekommen der Abgaswerte zu prüfen, gab das Unternehmen in der Nacht auf Freitag bekannt.

Die Anweisung folgt auf Sammelklagen von US-Autobesitzern, die den Schwaben überhöhte Emissionswerte vorwerfen. Daimler will nach eigenen Angaben vollumfänglich mit den amerikanischen Behörden kooperieren. Etwaigen Hinweisen auf Regelverstöße werde der Autobauer "konsequent nachgehen und die erforderlichen Maßnahmen selbstverständlich treffen".

Daimler erklärte, die jüngsten US-Sammelklagen wegen angeblich überhöhter Abgaswerte für unbegründet zu halten. Das Unternehmen wolle sich dagegen mit sämtlichen juristischen Mitteln zur Wehr setzen.

von Jürgen Rees, Martin Seiwert, Rebecca Eisert

Der Besitzer eines Mercedes-Modells mit Blue-Tec-Dieselmotor wirft dem Autobauer vor, der Ausstoß von giftigem Stickoxid überschreite bei Temperaturen unter zehn Grad die Grenzwerte in den USA um bis das 65-fache. Die Klage vor einem Bezirksgericht in Illinois wurde von der Anwaltskanzlei Hagens Berman eingereicht, die bereits VW in den USA wegen überhöhter Abgaswerte verklagt hat.

Daimler verdient im ersten Quartal weniger

Unberührt von den Vorgängen in den USA hat Daimler zudem am Freitag die Bilanz für das erste Quartal vorgelegt. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) sei gegenüber dem Vorjahreszeitraum um neun Prozent gesunken auf 2,68 Milliarden Euro, teilte der Dax-Konzern mit. Das unbereinigte Ebit ging noch stärker zurück um gut ein Viertel. Die Erlöse kletterten von Januar bis März dagegen um zwei Prozent auf 35 Milliarden Euro. Der Nettogewinn brach um knapp ein Drittel ein auf 1,4 Milliarden Euro, obwohl es das absatzstärkste erste Quartal für Daimler war. Der Markt war bereits auf schwächere Ergebnisse zum Jahresauftakt eingestellt – zumal Daimler im vergangenen Jahr kräftig zweistellig gewachsen war und die Vergleichsbasis damit hoch ist. Außerdem sind im ersten Quartal hohe Kosten für die Markteinführung der neuen E-Klasse angefallen.

Ob und in welcher Höhe Daimler durch die Untersuchungen in den USA Risiken für die kommenden Quartalsberichte drohen, war zunächst unklar.

Losgetreten hatte die Abgasuntersuchungen VW: Die Wolfsburger hatten im September zugegeben, Stickoxid-Abgaswerte mit einer speziellen Software manipuliert zu haben. Der Wolfsburger Konzern steuert in der Abgasaffäre auf einen teuren Kompromiss zu. Der Autobauer einigte sich nach monatelangem Ringen mit den US-Behörden auf Grundzüge eines Entschädigungsplans, der den Rückkauf von fast einer halben Million manipulierten Dieselfahrzeugen sowie eine Entschädigung der Autobesitzer vorsieht.

Richter bestätigt: VW erzielt Teileinigung mit US-Behörden

Daimler hat den Einsatz einer speziellen Software zur Manipulation von Abgaswerten dagegen mehrfach bestritten.

Die US-Verkehrsaufsicht teilte zum Wochenschluss mit, im Skandal um geschönte Verbrauchswerte den japanischen Autobauer Mitsubishi Motors unter die Lupe zu nehmen. Die Behörde NHTSA bat den Pkw-Hersteller um Informationen über Fahrzeuge, die in den USA verkauft wurden. Einem Bericht der Zeitung "Sankei" zufolge könnte Mitsubishi die Werte bei weiteren Modellen wie Elektrofahrzeugen manipuliert haben. Der Autobauer erklärte, den Medienbericht prüfen zu wollen. Mitsubishi hatte am Mittwoch Tricks bei Tests zum Treibstoffverbrauch eingeräumt.

Im Zuge von Ermittlungen wegen Abgaswerten ist auch der französische Autobauer Peugeot ins Visier der Behörden geraten. Der Konzern bestätigte am Donnerstag Durchsuchungen an mehreren Standorten.

In Großbritannien ist derweil eine Untersuchung von Abgaswerten bei Dieselautos zu dem Schluss gekommen, dass nur bei Volkswagen Schummelsoftware zum Einsatz kam. Das Verkehrsministerium in London teilte am Donnerstag mit, bei keinem der anderen getesteten Hersteller habe es Hinweise auf Manipulationssoftware gegeben. Geprüft worden seien 37 Automodelle aller führenden Hersteller.

Die Auswertungen hätten aber ergeben, dass bei Straßentests die vorgegebenen Grenzwerte für Stickoxide bei allen Fahrzeugen zum Teil um ein Vielfaches überschritten worden seien. Die Autohersteller hätten aber nicht gegen Gesetze verstoßen, da derzeit allein die Ergebnisse von Labortests ausschlaggebend seien.

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