Wie das "i" vermuten lässt, haben die Münchner bei ihrer Neuausrichtung ein großes Vorbild: Apple. Das "i", das Apple dem Namen seiner Audioplayer, Smartphones und Rechner voranstellt, hat sich BMW für sämtliche Elektroautomodelle markenrechtlich gesichert. Nach dem Kompaktwagen i3 und dem Sportwagen i8 sollen weitere i-Modelle folgen, von i1 bis i9 ist dabei alles denkbar.
Auch im Vertrieb bedient sich BMW der Methoden von Apple. Wie der kalifornische Kultproduzent lässt nun auch BMW einen "Product Genius" auf die Kunden los. Dieser Kundenberater soll potenzielle Käufer informieren und begeistern, aber nicht verkaufen. Sein Auftrag ist es, Fan des i3 zu sein und Fans für den i3 zu schaffen, ohne mit Euro- oder Dollar-Zeichen in den Augen Kunden zu bedrängen.
Eingesetzt werden die Animateure in den 47 Verkaufsstellen des i3, aber auch - weil der Beratungsbedarf bei Autos generell zunimmt - beim Verkauf herkömmlicher Fahrzeuge. "Der Product Genius wird nicht an Verkaufszahlen gemessen, sondern nur an der Zufriedenheit der Kunden", sagt BMW-Manager Krüger. Wichtigstes Arbeitsgerät des BMW-Product-Genius: natürlich ein iPad von Apple, auf dem er über die BMW-Modelle informieren kann.
Auf diese Weise will BMW ganz neue Kundengruppen erschließen: junge, moderne Städter, für die das Smartphone derzeit wichtiger ist als ein eigenes Auto. Klassische Autoverkäufer, die sich selbst "Benzin im Blut" attestieren, werden sich mit einer solchen Klientel eher schwertun. Auf Facebook konnten die Münchner inzwischen 1,3 Millionen Fans für den i3 sammeln. 17 Prozent davon haben sich auch als BMW-Fans registriert. Das bedeute, folgert BMW-Vertriebsvorstand Ian Robertson, dass das Unternehmen "mit dem i3 viele neue Menschen für BMW gewinnt".
Im Gegenzug will BMW auf Dauer offenbar seine insgesamt 20 BMW-Niederlassungen auf nur noch wenige große Standorte konzentrieren: München, Berlin, Hamburg, Frankfurt, Düsseldorf und eventuell Stuttgart. "Megacities" heißen die künftigen Autohaus-Standorte intern. Alle BMW-Niederlassungen in kleineren Städten sollen langfristig verkauft oder geschlossen werden. Heiße Kandidaten sind Insiderquellen zufolge die Niederlassungen in Darmstadt, Kassel, Bremen, Dresden, Bonn und Chemnitz. "Der Konzern sieht seine Kerneigenleistung im Entwickeln und Bauen von innovativen Fahrzeugen und nicht im Verkaufen", sagt Michael Feininger, Betriebsratsvorsitzender der BMW-Niederlassung Stuttgart.