Der neue BMW Mini Junge, was bist Du groß geworden!

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Ein fettes Baby mit 136 PS


Der Grundpreis des Mini Cooper des Modelljahrs 2014 beträgt 19.700 Euro. Quelle: BMW

Aus dem „proper small car“ des Modelljahres 1959 ist unter deutscher Regie ein echter Wonneproppen, ein wohlgenährtes, um nicht zu sagen fettes Baby geworden – über 80 Zentimeter länger als das Original und fast doppelt so schwer wie der Mini der ersten Stunde. Fürs Fortkommen reicht schon länger kein Motor mit 37 PS mehr – in der neuesten Ausgabe des Mini Cooper arbeitet eine Maschine, die zwar nur noch drei Zylinder hat, dafür aber mit Twin-Turbo-Technologie 136 Pferdestärken mobilisierte.

Das Gewicht des Neuen treiben unter anderem eine Vielzahl von Sicherheits- und Assistenzsystemen: Serienmäßig sind unter anderem Servolenkung und elektronische Stabilitätskontrolle, eine elektronische Differentialsperre, Front-, Seiten- und „Curtain“-Airbags vor den seitlichen Fensterflächen. Wahlweise gibt es jetzt ein Headup-Display, einen Tempomaten, der mit Hilfe von Kameras den Sicherheitsabstand zum Vordermann automatisch regelt, und sogar eine Rückfahrkamera – beim Original genügte beim Einparken noch ein Blick über die Schulter, um das Ende des Fahrzeugs zu erkennen.

500 britische Pfund – wir erinnern uns an den Kaufpreis von damals - entsprechen heute rund 600 Euro. Für die Summe kriegt der Käufer eines Mini heute nicht einmal mehr ein Schiebedach. Der Grundpreis des Mini Cooper des Modelljahrs 2014 – ein schwächeres, preiswerteres Modell wird später nachgeschoben – beträgt 19.700 Euro.

Gegenüber dem direkten Vorgänger hat BMW damit den Preis somit nur um 50 Euro erhöht. Aber der Mini ist damit kein Auto mehr zur Befriedigung mobiler Grundbedürfnisse, sondern ein Fahrzeug für verwöhnte Großstädter, für die eine eindrucksvolle Lichtinszenierung im Innenraum und eine Vielzahl von Individualisierungsmöglichkeiten wichtiger sind als Wirtschaftlichkeitsaspekte. Immerhin entsprechen die im Innenraum eingesetzten Materialien nun den Ansprüchen an ein Premiumprodukt – bei den Vorgängern zeugten die verbauten Kunststoffe mehr vom Streben des Herstellers nach Gewinnmaximierung denn von Wertigkeit und Stilempfinden. Auch die Verarbeitungsqualität, so wird versprochen, soll nun Premium sein – bei den ersten Modellen der neuen Zeitrechnung schienen beispielsweise Auspuffanlagen schon im Prospekt zu rosten.

Auch die neuen Motoren sollen nun, was Laufruhe, Spritzigkeit, Standfestigkeit und Wirtschaftlichkeit anbetrifft, deutlicher als zuvor den hohen Ansprüchen der zahlungskräftigen Mini-Kundschaft entsprechen. Früher mussten Triebwerke von Chrysler, Peugeot oder Toyota genügen. Künftig wird der Mini von echten BMW-Entwicklungen angetrieben – die neue ED-Motorengeneration werden sich bald auch in Modellen des Mutterkonzerns wiederfinden und so beim Hersteller für Skaleneffekte im Einkauf sorgen.

Und das gilt nicht nur für die Motoren. Auch die Frontantriebs-Plattform des Mini findet sich schon bald in BMW-Modellen wieder – zum Beispiel in der neuen, Active Tourer genannten Van-Artigen Variante der neuen 2er Baureihe. Aber das ist eine andere Geschichte.

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