Detroit Auto Show: Mehr Power für das Land

Es ist eine Premiere auf Raten: Im Dezember hat Audi bereits die ersten Fotos und Daten zum neuen Q7 veröffentlicht. Auf der Elektronikmesse CES in Las Vegas zeigten die Ingolstädter eine ummantelte Fahrgastzelle, in der die Besucher bereits die digitalen Neuheiten im Innenraum des Q7 erfühlen konnten. Auf der North American International Auto Show (NAIAS) in Detroit (Publikumstage 17.-25.1.2015) wird die zweite Generation des Riesen-SUV dann erstmals in seiner vollen Pracht enthüllt – obwohl das meiste ja bereits bekannt ist. Die Neuheiten in Kurzform: Die Front wird von dem dreidimensionalen Hexagonalgrill und den neuen Scheinwerfern geprägt, das soll dynamischer wirken. Im Gegensatz zu vielen anderen Autos ist der Neue schmaler als der Alte, soll aber dennoch mehr Platz bieten. Dank intelligentem Leichtbau ist die zweite Generation bis zu 325 Kilo leichter, der V6-Diesel unterbietet knapp die Zwei-Tonnen-Marke. Innen gibt es das angepasste Virtual Cockpit aus dem Audi TT. Bei der Markteinführung Mitte des Jahres stehen ein Diesel (272 PS) und ein Benziner (333 PS) zur Wahl, ein Plug-In-Diesel-Hybrid kommt wohl erst 2016.

Bild: Audi

BMW zeigt in Detroit die überarbeiteten Varianten der 6er-Baureihe. Die optischen Retuschen des Facelifts halten sich sowohl bei Coupé, Cabrio und Gran Coupé als auch bei den jeweiligen M-Versionen in Grenzen. Unter dem leicht modifizierten Blech wurde die Technik auf den aktuellen Stand gebracht, es bleibt bei dem 450-PS-V8, einem 320 PS starken Reihen-Sechser und dem R6-Diesel mit 313 PS. Der V8-Biturbo des M6 leistet nach wie vor 560 PS. Interessanter als das 6er-Update sind die kleineren Messeneuheiten bei BMW: Die i-Modelle erhalten weitere Services rund um die Elektromobilität, etwa einen verbesserten Abrechnungs-Service für ChargeNow-Ladesäulen. Zudem bekommen Nutzer des "Professional"-Navigationssystems künftig regelmäßige Kartenupdates per Mobilfunk. Den Kunden entstehen bei der Übertragung aber keine zusätzlichen Kosten.

Bild: BMW

Auch bei der BMW-Tochter Mini gibt es nur eine "kleine" Premiere. Die britischen Münchner stellen den Mini John Cooper Works vor. So heißt traditionell das Power-Modell, das noch über dem bereits sportlichen Cooper S angesiedelt ist. Der 2,0-Liter-Vierzylinder des Topmodells leistet 231 PS – das sind nochmals zehn Prozent mehr. Mit Sechs-Gang Handschaltgetriebe erreicht der John Cooper Works in 6,3 Sekunden aus dem Stand Tempo 100, mit Automatik in 6,1 Sekunden. Beide Versionen haben eine Höchstgeschwindigkeit von 246 km/h. Für ausreichende Verzögerung sorgt eine neu entwickelte Bremsanlage von Brembo. Preise hat Mini noch nicht genannt.

Bild: Mini

Auch Mercedes hat seine größte Messeneuheit bereits vorab präsentiert: das GLE Coupé. Man muss kein Autoexperte sein, um zu erraten, gegen welches Konkurrenzprodukt der Neuzugang auf Basis der ML-Klasse (die ab September dann GLE heißt) abzielt. Trotz aller SUV-Anleihen will Mercedes sein neues Oberklasse-Fahrzeug eher als Sportcoupé verstanden wissen, in dem man lediglich erhabener sitzt und einen besseren Überblick hat. Neben dem 258-PS-Diesel, der künftig 350 d heißt, und dem 333-PS-Benziner namens 400 bietet Daimler erstmals auch eine Modell der Submarke AMG an. Der GLE 450 AMG mit 367 PS soll die Lücke zwischen sportlicher Optik mit dem AMG-Paket und den Hardcore-AMG-Rennern schließen. Eine AMG-Variante des GLE Coupé wird es aber künftig trotzdem geben. Neben dem GLE Coupé zeigt Daimler auch noch das in Las Vegas vorgestellte Forschungsfahrzeug F015.

Bild: Daimler

Über die Messe-Premiere von Volkswagen gibt es bislang nur Gerüchte. Bereits länger wird spekuliert, dass die Wolfsburger dem für die USA angekündigten Groß-SUV mit sieben Sitzen ein weiteres SUV-Modell zur Seite stellt. Das sollen aber nicht die aus Europa bekannten Touareg oder Tiguan sein, sondern ein eigenständiges US-Fahrzeug. Ein Vorbild hierfür könnte das 2013 in Shanghai gezeigte Crossblue Coupé Concept sein. Mit der SUV-Offensive will Volkswagen beim Aufstieg zum weltgrößten Autobauer seine Verkaufsschwäche in den USA beheben. Nach Jahren des steilen Wachstums ging der Absatz dort 2013 und 2014 spürbar zurück auf zuletzt knapp 367.000 Neuwagen. Einem Bericht des "Wall Street Journals" zufolge könnte für die neue Baureihe sogar das US-Werk in Chattanooga erweitert werden.

Bild: Volkswagen

Während sich die deutschen Hersteller nach ihren CES-Premieren auf der Detroit Auto Show etwas zurückhalten, fahren die amerikanischen Autobauer groß auf. Cadillac zeigt die Power-Variante des CTS. "Power" in einer großen amerikanischen Limousine heißt in erster Linie eines: es gibt einen fetten V8 unter der Haube. Der kleinere ATS-V muss sich zwar mit einem aufgeladenen Sechszylinder begnügen, wer aber gegen Audi RS7, Mercedes E63 AMG und BMW M5 antreten will, kommt um den Achtzylinder nicht herum. Wobei bei Cadillac sowieso eher klotzen statt kleckern angesagt ist, denn für das CO2-Sparen sind im GM-Konzern die Volumenmarken zuständig. Im Falle des CTS-V heißt das: kompressorgeladene 649 PS, über 800 Newtonmeter Drehmoment und 320 km/h Spitze. Preise für Europa gibt es noch nicht.

Bild: Cadillac

Kohlendioxid sparen will General Motors unter anderem mit der zweiten Generation des Chevrolet Volt. Auf der Elektronikmesse CES gewährte GM bereits einen ersten Blick auf den zweiten Volt. Neben aufgefrischter Optik bietet die Kompaktlimousine vor allem Verfeinerungen beim Antrieb. Die Grundkonzeption mit dem zusätzlichen Verbrennungsmotor zur Reichweitenverlängerung bleibt zwar erhalten, alle Einzelkomponenten wurden aber neu entwickelt. So gibt es wohl eine leichtere und trotzdem stärkere Batterie, einen neu konzipierten E-Antrieb sowie einen größeren und laufruhigeren Benziner. Die Änderungen sollen dabei nicht primär die Reichweite erhöhen, sondern vor allem Fahrleistungen und Komfort verbessern. Nach Deutschland kommt der neue Volt nicht, da Chevrolet sich hierzulande bereits vom Markt zurückgezogen hat. Auch Konzernschwester Opel wird kein Modell auf Volt-Basis mehr anbieten. Die Rüsselsheimer verzichten mangels Nachfrage zunächst komplett auf ein Elektroauto, wollen aber künftig ein neues Modell – möglicherweise auf Basis des Kleinstwagens Karl – ins Programm nehmen.

Bild: Chevrolet

Der Ford F150 ist das meistverkaufte Auto der USA und dank neuer Motoren sowie einer 300-Kilo-Diät seit dem letzten Modellwechsel geradezu vernünftig geworden: Er soll sich jetzt tatsächlich mit zehn Litern Sprit begnügen. Um diese Vernunft wieder etwas zu untergraben stellt Ford in Detroit vermutlich die "Raptor"-Variante vor – mit martialischer Optik und einem 6,2-Liter-V8 mit 400 PS. Damit das Monster-Pickup seinem Ruf wieder gerecht wird.

Bild: Ford

Für Europa interessanter dürfte da schon die zweite Ford-Messepremiere sein: Es gibt wieder eine RS-Version des Kompaktwagen Focus. Der 2,5-Liter-Fünfzylinder mit 305 PS des Vorgängers hat allerdings ausgedient. Im neuen RS (im Bild ist die 250 PS starke ST-Variante) kommt der aus dem Mustang bekannte 2,3-Liter-EcoBoost-Vierzylinder. In dem Musclecar leistet der Motor 314 PS, Ähnliches ist auch im Focus vorstellbar. Neu ist auch, dass der Focus RS im Zuge der "One Ford"-Strategie erstmals weltweit verkauft wird. Preise hat Ford noch nicht genannt.

Bild: Ford

Eine Überraschung dürfte Ford noch im Programm haben: Gerüchten zufolge wird in Detroit ein neuer Supersportwagen vorgestellt. Wie dieser aussehen wird, darüber herrscht allerdings keine Einigkeit. Manche sprechen von einer Neuauflage des Retro-Renners GT40, der von 2004 bis 2006 gebaut wurde (im Bild). Andere wollen von einer Abkehr vom Retro-Konzept erfahren haben und erwarten einen futuristischen Supersportwagen. Man darf gespannt sein.

Zudem wird dem Vernehmen nach eine weitere Variante des Mustang vorgestellt. Nach der Premiere des Shelby GT350 in Los Angeles wird in Detroit der GT350R erwartet. Mehr Leistung, mehr Sport – mehr nicht.

Bild: Ford

Auch die Japaner haben erkannt, dass in Zeiten sinkender Ölpreise in den USA vor allem wieder Leistung gefragt ist. In Europa ist der Lexus GS 450h vor allem als Hybridlimousine bekannt. In der Hochleistungsvariante GS F, die in Detroit vorgestellt wird, haben die Japaner aber die Elektromotoren aus- und einen 5,0-Liter-V8 eingebaut. Der Saugmotor leistet maximal 473 PS und hat ein Drehmoment von 527 Newtonmetern. Von dem Wegfall der Batterien profitiert der GS F beim Gewicht: Mit 1.830 Kilo zählt er zu den leichteren Limousinen dieser Größe. Ein neu entwickeltes Torque Vectorin Differential (TVD) soll in drei Stufen einstellbar (Slalom, Standard, Track) die Kraft bestmöglich auf die Straße bringen.

Bild: Toyota

Honda zeigt die lang erwartete Neuauflage des Mittelmotor-Sportwagens NSX. Statt mit einem V6-Doppelturbo, wie bei der ersten von 1990 bis 2005 gebauten Generation, wird der NSX Baujahr 2015 mit einem V6 und drei Elektromotoren ausgestattet. Eine E-Maschine unterstützt den Benziner bei dem Antrieb der Hinterräder, die anderen beiden Elektromotoren an der Vorderachse machen aus dem NSX einen Teilzeit-Allradler. Über Preise und Leistungsdaten schweigt sich Honda beharrlich aus. Nur soviel ist bekannt: Der NSX wird nicht als Honda, sondern unter dem Edel-Label Acura auf den nordamerikanischen Markt kommen – und auch nur auf diesen.

Bild: Honda

Die Edeltochter von Nissan zeigt mit dem Q60 Concept Coupé, wo die zukünftige Design-Reise von Infiniti hingehen wird. In Anlehnung an die Q80 Studie zeigt das Design des Q60 vor allem viele weich gezeichnete und fließende Formen. Breit ausgestellte Radkästen, der riesige markentypische Haifischmaul-Kühlergrill, die großen Lufteinlässe an der Front und die schmalen Scheinwerfer lassen das Coupé sehr sportlich und bullig wirken.

Zwar gibt es bereits einen Infiniti Q60 auf dem Markt, das angekündigte Concept Car wird aber eine völlig neue Kundschaft ansprechen. Gemessen an der Optik werden die zukünftigen Konkurrenzen vor allem die BMW 4er-Baureihe und der Audi A5 sein.

Bild: Infiniti

Einen etwas ungewöhnlichen Weg geht Volvo: Kombis mit einem Allradantrieb und etwas mehr Bodenfreiheit auszustatten, um eine Pseudo-Gelände-Version zu erhalten ist nicht neu. Es mit einer Limousine zu versuchen aber schon: Premiere feiert der robust umgestaltete S60 CC in Detroit, zu den deutschen Händlern kommt er im Frühjahr. Analog zum V60 Cross Country gibt es eine höher gelegte Karosserie, Schutzplanken an den Kotflügeln und einen angedeuteten Unterfahrschutz. Das Basismodell muss ohne Allradantrieb auskommen und wird von einem zwei Liter großen Vierzylinder-Diesel mit 181 PS bewegt. Wer beide Achsen angetrieben wissen will, muss den Fünfzylinder-Diesel mit 215 PS wählen und könnte sich dann zumindest in ganz leichtem Gelände wohl fühlen. Preise nennt der schwedische Hersteller noch nicht. Der Aufpreis gegenüber der Standardversion dürfte aber bei knapp 2000 Euro liegen, was einen Einstiegspreis von knapp 36.000 Euro nahe legt.  

Bild: Volvo