E-Autos als Dienstwagen Für den elektrischen Fuhrpark braucht es Mut

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Politik schafft Hindernisse für den E-Fuhrpark


Zu einem vollständig grünen Fuhrpark ist es aber auch bei Wolff & Müller noch eine Weile hin. Einige Schritte müssen allein intern noch gemacht werden. So muss man sich beispielsweise noch konkret überlegen, wie Mitarbeiter ihre Elektro-Dienstwagen aufladen. Im Betrieb? Oder gar zuhause an der Steckdose? Der Mitarbeiter mit dem Elektrofahrzeug soll schließlich nicht gegenüber dem Mitarbeiter mit einem konventionell angetriebenen Fahrzeug benachteiligt werden – schließlich nutze letzterer eine Tankkarte, ersterer lädt seinen Dienstwagen aber vielleicht zuhause auf – das belaste dann aber die private Stromrechnung.

Eine Lösung dafür ist bei W&M bereits geplant: Auf dem W&M-Gelände in Stuttgart wird ein Parkhaus gebaut, in dem auch Elektroauto-Ladestationen installiert werden sollen. „Ansonsten ließe sich zum Beispiel auch über einen Mobilitätszuschlag oder ähnliches nachdenken“, sagt Heidrich. Der könnte dann etwa auch denjenigen Mitarbeitern zugute kommen, die beispielsweise auf einen eigenen Dienstwagen zugunsten einer Bahncard 100 verzichteten. Derartige Konzepte müssten aber noch ausgearbeitet werden – so weit ist auch die Strategie des selbsternannten Vorreiters noch nicht gereift.

Was allerdings derzeit bereits in Arbeit ist: Die Anpassung der Dienstwagenrichtlinie. Das ist auch dringend notwendig, denn die derzeit verfügbaren Budgets für Dienstwagen W&M reichten in der Regel nicht aus, um die höheren Bruttolistenpreise für Fahrzeuge mit alternativen Antrieben abzudecken.

Diese Bruttolistenpreise lassen sich zwar ganz legal etwas senken – das muss man aber erst einmal wissen. Hier sieht W&Ms Fuhrparkleiter durchaus Nachbesserungsbedarf bei der Politik: Vergünstigungen für E-Autos seien zwar vorhanden, wenn auch in zu geringem Ausmaß, würden aber auch gar nicht adäquat kommuniziert: „Wenn man bei Finanzämtern oder diversen Ministerien anfragt, um sich schlau zu machen, wird einem schlichtweg nicht geholfen“, so Heidrichs Erfahrung. So habe er die gewünschten Informationen letztendlich über einen Autobauer erhalten – und zwar, dass man über die Versteuerung der Batterie den Bruttolistenpreis der E-Dienstwagen senken kann – ein finanziell lohnenswerter Hinweis für Fuhrparkmanager und Arbeitnehmer, der das Familienunternehmen fast nicht erreicht hätte. „Wenn man bei solchen Informationen auf den Hersteller angewiesen ist, da sieht man, wie sehr es bei der Aufklärung noch hakt“, sagt Heidrich.

Bei Wolff & Müller wünscht man sich von den Autobauern mehr Engagement und damit eine größere Produktpalette, von Bund und Ländern eine bessere Informationspolitik, einen deutlichen Ausbau der noch allzu schwachen Infrastruktur und mehr Fördermöglichkeiten für E-Auto-Nutzer.

Außerdem sei noch lange nicht klar, welche alternativen Antriebe sich in Zukunft tatsächlich durchsetzen werden. Unternehmen, denen Nachhaltigkeit im Fuhrpark wichtig ist, müssten deshalb mit einer gewissen Unsicherheit leben, heißt es bei W&M.

„Viele Unternehmen sind noch sehr vorsichtig bei der Anschaffung alternativer Antriebe für den Fuhrpark“, sagt Heidrich. „Unser geschäftsführender Gesellschafter sagt hingegen, dass er diesen Weg gehen möchte, und trägt dieses Konzept deshalb mit. Das motiviert – und ohne diese Unterstützung ginge es gar nicht.“ Es braucht also ein klares Signal von der Unternehmensspitze – und engagierte Mitarbeiter, die den grünen Kurs mittragen. Bleiben die engagierten Elektro-Befürworter in den deutschen Unternehmensspitzen eher die Ausnahme, so dürfte der elektrifizierte Fuhrpark in nächster Zukunft auch weiterhin eher die Ausnahme als die Regel sein.

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