DriveNow, Car2Go, CarUnity Wie Carsharing aus der Nische kommen kann

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DriveNow stellt sein Konzept auf den Prüfstand

Werden die Kosten zu hoch oder die Nachfrage geringer, könnte ein heute rentables Modell morgen rote Zahlen einfahren. Für die Konzerne hinter Car2Go und DriveNow sind die in den Innenstädten omnipräsenten Autos zwar auch ein hervorragendes Marketinginstrument und Kontaktpunkt zu jungen Autofahrern. Wie lange sie aber bereit sind, dafür auch Verluste in Kauf zu nehmen, ist unklar.

Auf den Marketing-Effekt will auch Opel trotz der markenoffenen Plattform nicht ganz verzichten. „Durch die Einbindung unserer Händler und Mitarbeiter bringen wir allerdings viele CarUnity-Nutzer ans Steuer unserer neuen und modernen Opel-Fahrzeuge“, sagt Wergin. „Damit führen wir viele junge, mobilitätsorientierte Menschen an die Marke Opel heran.“

Die Carsharing-Angebote im Überblick

Sollte der Marketing-Effekt verpuffen oder das Nutzerverhalten in eine andere Richtung gehen, könnten Opel, Daimler oder BMW das Konzept wechseln. „Auch wenn einige der Carsharing-Anbieter Teil eines großen Konzerns sind, kann man ihr Geschäftsmodell noch als Start-up sehen“, sagt PwC-Experte Borgmann. „Und Start-ups müssen ihr Geschäftsmodell laufend überprüfen und anpassen, um erfolgreich zu sein.“

Bei DriveNow stehen Veränderungen an

Wie das aussehen kann, zeigt DriveNow in zweierlei Hinsicht. Zum einen hat sich das Gemeinschaftsunternehmen von BMW und Sixt bei der Expansion nach Kopenhagen erstmals einen Partner mit an Bord geholt. Die Bahn-Tochter Arriva übernimmt als Franchise-Nehmer die Hälfte der Kosten. Im „Handelsblatt“ nannte DriveNow-Chef Nico Gabriel den Kopenhagen-Deal als „Blaupause“ für die weitere Expansion.

Zum anderen stellen die Münchner auch ihr Konzept mit einer geschlossenen Flotte auf den Prüfstand. Im kommenden Jahr soll in den USA ein Pilotprojekt anlaufen, bei dem private Mini-Besitzer ihr Auto in die DriveNow-Flotte einbinden können – etwa während sie im Büro oder gar im Urlaub sind. Die entsprechenden Steuer- und Lesegeräte, die zum Öffnen und Starten mit der DriveNow-Karte nötig sind, sollen als Sonderausstattung angeboten werden. Gemeinsam mit Partnern arbeite man bereits an Preisstrukturen, Tantiemen für den Besitzer und entsprechenden Versicherungen, sagte ein Mini-Sprecher der Nachrichtenagentur dpa.

Wenn der Versuch erfolgreich ist, könnte das System Schule machen. Nicht unbedingt im großen Stil, vielleicht aber im kleinen: Wenn der Fahrer will, soll er die Kundengruppe begrenzen können, etwa auf Familie, Freunde oder Nachbarn.

Ein Punkt dürfte sich selbst nicht vermeiden lassen, wenn man das Auto nur an Freunde und Verwandte weiter gibt: Was passiert, wenn etwas passiert? Bei Peer-to-Peer-Angeboten wie CarUnity, drivy oder tamyca sind die Autos während der Miete in der Regel über eine spezielle Police des Vermittlers versichert.Selbst wenn der Autobesitzer und Carsharer nach einem Unfall oder Kratzer den Schaden ersetzt bekommt und keine wirtschaftlichen Folgen davonträgt, hat er immer noch den Aufwand. Und die Skepsis, ob er als gebranntes Kind sein Auto wirklich nochmals einem Fremden zur Verfügung stellt.

Dennoch glauben Wergin und Opel-Chef Karl-Thomas Neumann an das Peer-to-Peer-Konzept. Andere aber nicht: Noch 2014 hatte die deutsche Bahn als Ableger des erfolgreichen Flinkster-Carsharings den zusätzlichen Dienst Flinkster Privat angekündigt. Doch inzwischen hat die Bahn laut der DB-Rent-Geschäftsführerin Sylvia Lier die Pläne für das private Carsharing auf Eis gelegt: „Aufgrund von intensiven Marktrecherchen halten wir das Potenzial für nicht ausreichend und haben und deshalb dazu entschieden, dieses Produkt nicht weiter voran zu treiben.“

Jan Wergin wird ihr das Gegenteil beweisen wollen.

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