4. Kuschelkompetenz
„Halt dich ruhig an mir fest“: Was einerseits charmant klingt, kann auf den Rollern schnell zum Fiasko werden. Der hübsche Unu etwa bietet nicht einmal genug Platz für die Füße des Sozius neben, unter, über oder vor denen des Fahrers. Ausklappbare Bügel für Fuß 3 und 4 hat man offenbar vergessen. So kann es beim Anfahren zu gefährlichem Gerangel kommen, wenn der Fahrer seine Füße von der Straße hochnimmt. Der Unu ist wohl eher etwas für den Lonesome Rider.
Der Niu hat eine recht große Sitzbank und ist deshalb unterm Strich ideal für Verliebte mit schmalem Geldbeutel und Hang zum Understatement.
Das Modell Schwalbe von Govecs zieht derart ruckartig los, dass sich der Mitfahrer am besten durchgängig am Fahrer festkrallt, sonst liegt er schnell hinten auf dem Asphalt. Oder der Fahrer ruft vor Vollstrom immer „Achtung“.
Beim Torrot sitzt der Sozius sehr hoch. Das macht die Maschine etwas wackelig, aber hinten thront man regelrecht mit gutem Rundumblick.
Der Gogoro ruckt nicht so martialisch und hat einen rundum laufenden Haltegriff für jene, die mitfahren. Wer hier trotzdem kuschelt, hat sich wirklich verliebt.
5. Unterm Sattel
E-Roller sind nichts für lange Überlandfahrten. Dafür sind sie mit ihren 45 Kilometern pro Stunde erlaubter Spitzengeschwindigkeit zu langsam. Das Gute: Weil man sie deshalb überwiegend nur in der Stadt nutzt, ist ihre limitierte Reichweite kein Kaufhindernis. Man tankt den Akku eben im Wohnzimmer. Wenn es sein muss, jede Nacht.
Eine Akkuladung reicht laut Herstellern je nach Modell für 80 bis 100 Kilometer. Das überschreitet an einem Tag im Stadtverkehr höchstens, wer sich sehr oft verfährt.
Beim E-Auto schrumpft die Reichweite schnell durch Sitzheizung und Klimaanlage, die E-Roller kapitulieren dagegen vor hohem Körpergewicht. Der Verkäufer des Niu (angegebene Reichweite 80 Kilometer) erzählt gar: „Wir haben eine Kundin, die ist so schwer, deren Roller muss alle 45 Kilometer ans Netz.“ Unser Test hat gezeigt: Bei der Fahrt zu zweit schrumpft die Reichweite auch bei den anderen Modellen zügig.
Immerhin: Die Akkus lassen sich bei fast allen Modellen recht leicht herausnehmen. Nur beim Niu steckt ein Akku im Boden, das sorgt für eine gute Straßenlage, aber man muss sich beim Rausfummeln tief bücken. Das nervt mit schwerem Rucksack.
Die Schwalbe muss da ganz passen. Der Straßenkreuzer hat fest verbaute Batterien. Sie müssen auf dem Parkplatz geladen werden. Willkommen in der traurigen E-Auto-Welt.
Fazit
- Die originelle Schwalbe ist zu groß für die Stadt und zu langsam für Überland.
- Der unscheinbare, aber zügige und wendige Niu ist der Bestpreis-Roller.
- Der Unu ist für Ästheten, die gerne alleine reisen.
- Der überzeugendste im Test ist aber ausgerechnet der Gogoro, den es nicht zu erwerben gibt. Aber kaufen ist sowieso von gestern.