E-Scooter Wie sich Elektroroller im Alltag schlagen

Elektroroller erobern die Großstädte. Doch welches Modell taugt etwas? Dazu könnte man technische Daten vergleichen – oder sich auf die entscheidenden Faktoren in unserem Fünf-Stufen-Test konzentrieren.

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Elektro-Roller im Test. Quelle: Presse

Ein amerikanischer Reporter und eine ausgebüxte Prinzessin streifen durch Rom. Er wittert die Chance auf eine große Story, sie auf ein paar unbeschwerte Stunden: Die Hollywood-Romanze „Ein Herz und ein Krone“ verhalf nicht nur Audrey Hepburn zum Durchbruch, sondern auch der Vespa: Der Roller steht seither für eine gewisse Leichtigkeit. Nun kehrt genau diese auf die deutschen Straßen zurück. Mit elektrischem Antrieb.

Die E-Scooter sind billiger als ein E-Auto, ihre tragbaren Akkus werden nachts im Wohnzimmer geladen, auch ein Parkplatz findet sich zügig. Nur mit welchem Roller fühlt sich das Durchdrängeln durch Autoschlangen am besten an, und bei welchem bekommt man fürs Geld die beste Leistung? Wir haben sechs der beliebtesten Modelle unterschiedlicher Hersteller getestet – und sind mit ihnen bis an ihre Grenzen gefahren.

1. Neidfaktor

Mit wehendem Schal und Sonnenbrille auf dem Roller durch die Herbstsonne, das geht nicht nur in Rom, sondern auch in Berlin oder Bielefeld gut. Auch elektrisch will man natürlich nicht einfach nur auf einem Bock hängen, sondern dabei gut aussehen.

Wer auffallen will, greift zur Schwalbe (5990 Euro). Der Münchner Hersteller Govecs hat den legendären Roller, mit dem sich die Jugend in der DDR ein bisschen Freiheit eroberte, elektrisch wieder belebt. Samt Sechzigerjahre-Look. Wie ein langer, fetter Brummer rollt er sanft dahin. Wer mit einem knallgelben Modell durch Berlin saust, wird an der Ampel schon mal gefragt: „Is dit ’ne Elektro?“ Aber die Kunststoffverschalung knarzt leider auffällig laut – vor allem auf Kopfsteinpflaster. Und trotz der Größe passt noch nicht einmal ein Sturzhelm unter den schmalen, langen Sattel. Mit Helm unterm Arm ins Café oder ins Kino: uncool.

Der Unu, der von einem Berliner Start-up ersonnen wurde (3489 Euro), ist der Schönling unter den E-Rollern. Er vereint kompakte Wendigkeit mit liebevollem Design. Und der Kleine fällt mit seinem Modern-Retro-Fusion-Look in etwa so auf wie einst der Mini, als ihn BMW wieder erfand: Neid garantiert. Er kommt sogar mit analogem Tacho daher. Nur gibt es wieder keinen Platz für einen Helm unterm Sattel.

Retro ist auch bei anderen Herstellern angesagt: Der Torrot (4699 Euro) aus Spanien, gebaut von einer gleichnamigen Firma, wirkt optisch wie ein Achtzigerjahre-Geländemotorrad-Imitat. Kein Jahrzehnt ist derzeit schließlich so angesagt wie die Schulterposter-Ära. Aber der Torrot kann sich nicht entscheiden, ob er nicht doch nur ein einfacher Roller sein will. Auch die Firma Emco versteckt in ihrem Modell Nova R2000 (4799 Euro) die neue Technik hinter Retrodesign. Leidenschaftslos konstruiert wirkt der Niu N1 (2699 Euro) aus China. Er erinnert an einen Staubsauger mit Blinkern. Dafür passt in den kastenartigen Wams ein mittelgroßer Helm.

Beim Dreirad Goodyear Ego 2 (4490 Euro) hat das Modell, das wir testen, eine poppige Metalliclackierung wie ein Autoscooter auf dem Jahrmarkt und sitzt mit seinen Kofferboxen rundherum auf der Straße wie ein von der Krankenkasse unterstütztes Senioren-Mobil.

Der eindeutige Gewinner ist daher der Gogoro. Er klaut nicht aus der Vergangenheit, sondern bekennt sich zum Futurismus und sieht dabei aus wie ein kugeliges kleines Raumschiff für zwischen die Beine. Zudem hat er viel Platz für einen großen Helm unterm großen, ovalen Sattel. Den Gogoro gibt es allerdings zurzeit nicht zu kaufen. Er steht nur zum Mieten in Berlin und Paris zur Verfügung, als neues Sharing-Modell des deutschen Zuliefer-Champions Bosch.

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