"eActros" Daimlers Elektro-Lkw soll 2021 in Serie gehen

Der „Urban e-Truck“ von Mercedes, der auf der IAA 2016 als Studie vorgestellt wurde, soll nun auf Serienreife getestet werden. Quelle: Daimler

Daimler kommt mit den Vorbereitungen einer Serienproduktion des 2016 vorgestellten schweren Elektrolasters voran. Zehn Kunden sollen in diesem Jahr zehn Exemplare testen.

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Daimler nähert sich mit seinem vor zwei Jahren vorgestellten Elektrolaster der Marktreife. Zwanzig Kunden sollen in den kommenden zwei Jahren zehn Exemplare des für städtischen Lieferverkehr gedachten Fahrzeugs "eActros" erproben, kündigte Daimler-Trucks-Chef Martin Daum in Stuttgart an. Pilotkunden, darunter die Lebensmittelkette Edeka und der Lieferdienst Hermes, sollen den Realbetrieb zwei Jahre lang testen. "Gemeinsam mit unseren Kunden wollen wir unseren Mercedes-Benz eActros nun zügig weiterentwickeln, dass er dem harten Betriebsalltag entspricht - technisch und wirtschaftlich", sagte Daum. Die Serien- und Marktreife der Lkw mit 18 und 25 Tonnen Gesamtgewicht und einer Reichweite von 200 Kilometern werde für 2020/21 angestrebt.

Daimler Nutzfahrzeuge hat im vergangenen Jahr bereits den leichten Lastwagen eCanter eingeführt. Bei den Transportern stehen der eVito und der eSprinter in den Startlöchern, bei den Bussen ein vollelektrischer Citaro. Doch anders als bei Elektroautos, mit denen Daimler bis 2025 rund ein Viertel seines Absatzes bestreiten will, wagte Daum keine längerfristige Absatzprognose. "Das wäre reine Spekulation - alles zwischen null und hundert Prozent ist möglich", sagte er. Denn noch sei unklar, ob ein E-Laster kostengünstiger anzubieten sei als ein Diesel-Lkw. Viele Faktoren spielten für die Wirtschaftlichkeit des Fahrzeugs eine Rolle und seien offen: Diesel versus Strompreis, Mauthöhe für E-Laster, Wartung und Haltbarkeit der Batterie sowie die damit verbundenen Restwerte.

Sollte die Produktion 2021 starten, kalkuliere Daimler mit einer Jahresproduktion von zunächst 1000 Fahrzeugen, erklärte der Chef von Mercedes-Benz Lkw, Stefan Buchner. Vom kleineren eCanter werden zum Einstieg zunächst 500 Exemplare im Jahr gebaut. Da in den ersten Jahren die Elektrofahrzeuge teurer seien als vergleichbare mit Verbrennungsmotor, müssten sich die Kunden an höhere Transportkosten gewöhnen, forderte Buchner. "Es muss ein Umdenken stattfinden, dass Transportleistungen teurer werden können."

Die Batterie-Lastwagen kommen
Mercedes-Benz Urban eTruck Quelle: Daimler
Der Elektro-Lastwagen von Daimlers US-Marke Freightliner bei der Präsentation und Testfahrt auf dem US-Highway 15 vor drei Jahren. Quelle: dpa
Tesla Semi Truck Quelle: Tesla
Mercedes-Benz eTruck Quelle: Daimler
Bereits im ersten Quartal 2018 bringt die Konkurrenz eine elektrische Lkw-Flotte auf die Straße: Zusammen mit neun österreichischen Logistikern erprobt Lkw-Hersteller MAN den Einsatz von elektrischen Verteiler-Lkw im Alltag. Die Fahrzeuge der TGM-Baureihe haben einen 250 kW-Elektromotor und werden mit einer elektrischen Reichweite von 200 Kilometern ebenfalls in der City-Logistik eingesetzt. MAN hat angekündigt ab Ende 2018 eine Kleinserie von weiteren E-Trucks aufzulegen, eine Großserienfertigung ist für 2021 geplant.
Scania Oberleitung Lkw Quelle: Scania
Siemens Oberleitung Quelle: Siemens-Pressefoto

Auch andere Lkw-Hersteller arbeiten an Elektro-Lastwagen, um schadstofffreie Alternativen zu Diesel-Fahrzeugen anzubieten. So will die VW-Tochter MAN ebenfalls ab 2021 größere Stückzahlen von E-Lastern auf den Markt bringen. Im November hatte der US-Elektroautobauer Tesla angekündigt, einen schweren E-Laster namens Semi ab 2019 anzubieten. Der Lkw ist im Unterschied zu den Modellen von Daimler und MAN für die Langstrecke von bis zu 800 Kilometern gedacht und mit 36 Tonnen auch schwerer als der eActros. Daum dagegen äußerte sich skeptisch über die Tauglichkeit des Stromantriebs für die Schwerlaster ab 40 Tonnen. "Vor übertriebenen Erwartungen möchte ich warnen", sagte Daum. "Einen 40-Tonner über mehrere hundert Kilometer zuverlässig batteriebetrieben zu bewegen, bei jedem Wetter, jeder Verkehrslage und jedem Terrain, ist aus heutiger Sicht eine große Herausforderung, wenn auch nicht unlösbar." Er sei deshalb "hochgespannt" auf Teslas Semi. Sollte den Amerikanern hier ein wettbewerbsfähiges Produkt gelingen, werde Daimler umgehend zwei Exemplare kaufen, um herauszufinden, was die Konkurrenz besser macht.

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