Daimler ist derzeit angesichts der tiefgreifenden Veränderung der Branche durch Elektrifizierung, Digitalisierung und autonomes, vernetztes Fahren im Umbruch. Vorstandschef Zetsche hat einen Wandel der bislang hierarchisch geprägten Führungskultur eingeleitet, um mehr Innovationstempo reinzubringen. Unter Beteiligung von rund 1000 Mitarbeitern werden neue Arbeitsweisen entwickelt. "Das hat es so noch nie gegeben. Das war ein richtig gutes Gefühl, quer durch die Welt über Hierarchiestufen hinweg vernetzt zu sein und in verschiedenen Runden zu diskutieren: Was würdest Du verändern?", sagte Brecht. Zetsche kündigte an, binnen eines Jahres 20 Prozent der rund 280.000 Beschäftigten befreit von Hierarchien und Abteilungsgrenzen in "Schwarmorganisation" arbeiten zu lassen.
Der Betriebsrat unterstütze die Pläne, erklärte Brecht. Aber Zetsches Ziel sei "schon sehr forsch". Die Organisation dürfe nicht überfordert werden, und ganz ohne Regeln gehe es nicht. "Verabredet ist, dass wir zunächst kleine Pilotprojekte dazu machen, um Erfahrungen zu sammeln und das auszuwerten." Es sei nicht unbedingt eine Betriebsvereinbarung notwendig, über die lange verhandelt werde, aber zumindest ein Rahmen. So sei zu klären, ob eine halbes Jahr Projektarbeit eine Versetzung sei, bei der die Betriebsräte mitzubestimmen hätten. Auch die Bezahlung sei ein Thema: "Wenn es keine Hierarchie mehr gibt und jeder den gleichen Anteil bringt, ob dann auch alle das gleiche Geld kriegen?"