Welche Haltung haben Umweltschützer?
Kaufprämien für E-Autos seien „doppelt unsinnig“, sagte Greenpeace-Experte Daniel Moser der Deutschen Presse-Agentur. „Für den Klimaschutz bringen sie wenig, in der Verkehrspolitik sind sie sogar schädlich. Statt Porsche-Fahrern den Kauf einer schweren Hybridlimousine zu finanzieren, der für das Klima nichts bringt, sollte die Bundesregierung die schädliche Dieselprämie von sieben Milliarden Euro pro Jahr abschaffen.“ Statt den noch immer gesundheitsschädlichen Dieselmotor zu fördern, könne mit dem Geld eine nachhaltige Verkehrswende angeschoben werden. Diesel wird geringer besteuert als Benzin.
Umstrittene Förderung für Elektroautos
Beim Kampf gegen die Erderwärmung geraten immer wieder die Autofahrer in den Blick. Der Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) geht in Deutschland nämlich zu einem Sechstel auf das Konto des Straßenverkehrs. Als klimaschonende Variante gelten Elektroautos, die nicht mit Benzin, sondern mit Strom angetrieben werden. Deshalb will der Bundestag am Donnerstagnachmittag ein Gesetz verabschieden, das einige Privilegien für die Besitzer von E-Autos vorsieht.
Wenn es nach der Bundesregierung geht: viel zu wenige. Bis zum Jahr 2020 wird nämlich die Zielmarke von einer Million E-Autos angepeilt. Zu Jahresbeginn waren es aber nur 18.948 Fahrzeuge mit reinem Elektromotor sowie 107.754 Hybrid-Autos, die sowohl mit einem Elektro- als auch mit einem herkömmlichem Verbrennungsmotor fahren können. Im Vergleich zu den bundesweit 44,4 Millionen zugelassenen Pkw ist der Anteil der Elektroautos aber verschwindend gering.
Zum einen ist der Anschaffungspreis relativ hoch: So kostet der VW-Kleinwagen Up! in der Elektroversion mit fast 27.000 Euro etwa dreimal so viel wie das Basismodell. Ein weiteres Problem ist die Reichweite: Derzeit muss ein reines E-Auto im Schnitt nach 150 Kilometern neu geladen werden, doch dafür fehlt vor allem auf dem Land die notwendige Infrastruktur. Und die niedrigen Spritpreise motivieren derzeit auch nicht gerade zum Abschied vom Benziner.
Eine staatliche Kaufprämie, die immer wieder gefordert wird, ist derzeit nicht vorgesehen. Stattdessen sollen E-Autos die innerstädtischen Busspuren nutzen können und spezielle, kostenfreie Parkplätze erhalten. Allerdings schafft der Bundestag mit seinem Gesetz lediglich die rechtliche Grundlage dafür. Ob den Elektroautos tatsächlich solche Privilegien eingeräumt werden, muss jede Kommune für sich selbst entscheiden.
Eher nicht. Kaum eine deutsche Großstadt will ihre Busspuren für Elektroautos öffnen. So haben Berlin, Hamburg und München bereits deutliche Ablehnung signalisiert: Mit Bussen, Taxis und Krankenwagen sei bereits die Grenze der Belastbarkeit erreicht. Auch der Deutsche Städtetag warnt, die Zulassung weiterer Fahrzeuge auf der Busspur würde den öffentlichen Nahverkehr verlangsamen. Die Forderungen nach staatlichen Kaufanreizen reißen ebenfalls nicht ab. So wünscht sich die Autoindustrie großzügige Steuererleichterungen für elektronische Firmenwagen. Für Privatleute brachte der niedersächsische Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) eine Kaufprämie von 5000 Euro ins Gespräch. Ähnliche Regelungen gibt es bereits in Frankreich und China. Doch davon will die Bundesregierung nichts wissen.
Stattdessen will Greenpeace die öffentliche Busflotte in Deutschland auf elektrische Antriebe umrüsten. „Das verbessert nicht nur die Luftqualität in Deutschland, es spart mit zwei Millionen Tonnen CO2 auch weit mehr, als eine Kaufprämie für E-Autos es vermag.“
Wie viele Elektroautos wurden in Deutschland zugelassen?
Im vergangenen Jahr wurden nur 12.363 Elektroautos neu zugelassen – bei insgesamt 3,2 Millionen Personenwagen. Die Nachfrage nach E-Autos in Deutschland ist immer noch schwach, aber sie nimmt zu: 2011 waren es gerade einmal 2.154 Neuzulassungen. Insgesamt waren Ende 2015 auf deutschen Straßen gerade einmal 18.948 Elektroautos unterwegs – vor zehn Jahren waren es keine 2000 Stück.
Wie sieht es im Ausland aus?
Andere Länder subventionieren die Elektromobilität teils kräftig. Die üppigen Prämien sind aber mitunter an Bedingungen geknüpft – China unterstützt zwar mit umgerechnet 7546 Euro, aber nur E-Autos aus heimischer Produktion. Spitzenreiter Norwegen mit bis zu 16.190 Euro Förderung hat die Anzahl der subventionierten Autos begrenzt. Länder wie Frankreich, die USA, Japan, Großbritannien und die Niederlande fordern mit etwa 5000 bis 6000 Euro.
Die Länder mit dem größten E-Auto-Absatz
Die Unternehmensberatung McKinsey erstellt vierteljährlich exklusiv für die WirtschaftsWoche den Elektromobilitätsindex EVI. Der Indexwert gibt an, zu wie viel Prozent ein Land das Niveau aller Bestwerte weltweit erreicht.
Niveau: 90 Prozent
Vorjahresplatzierung: 1. Platz
Verbesserung: 0 Plätze
Stand: Ende 3. Quartal 2015
Niveau: 58 Prozent
Vorjahresplatzierung: 2. Platz
Verbesserung: 0 Plätze
Niveau: 36 Prozent
Vorjahresplatzierung: 3. Platz
Verbesserung: 0 Plätze
Niveau: 36 Prozent
Vorjahresplatzierung: 5. Platz
Verbesserung: 1 Platz
Niveau: 34 Prozent
Vorjahresplatzierung: 4. Platz
Verbesserung: -1 Platz
Niveau: 32 Prozent
Vorjahresplatzierung: 8. Platz
Verbesserung: 2 Plätze
Niveau: 32 Prozent
Vorjahresplatzierung: 6. Platz
Verbesserung: -1 Platz
Niveau: 28 Prozent
Vorjahresplatzierung: 7. Platz
Verbesserung: -1 Platz
Niveau: 22 Prozent
Vorjahresplatzierung: 12. Platz
Verbesserung: 3 Plätze
Niveau: 22 Prozent
Vorjahresplatzierung: 10. Platz
Verbesserung: 0 Plätze
Geht der Bundestag bei seinem Fuhrpark mit gutem Beispiel voran?
Die Antwort ist: Jein. Heute werden die Bundestagsabgeordneten größtenteils noch mit Benzin und Diesel durch Berlin gefahren. Das soll sich ab Sommer 2017 ändern: Mit dem Einsatz von Elektroautos solle „der Einstieg in das Konzept nachhaltiger Mobilität vollzogen und der CO2-Ausstoß deutlich gesenkt werden“, hieß es in einem Schreiben von Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) an die Parlamentarier, das der Deutschen Presse-Agentur vorlag.
Der Vertrag mit der bisherigen Betreiberfirma des Fahrdienstes läuft am 31. Juli 2017 aus. Bislang setzt diese nach Angaben des Bundestages etwa 100 Fahrzeuge der oberen Mittelklasse für den Transport der Abgeordneten in Berlin ein. Insofern diese Typen im Sommer 2017 als E-Auto-Version zur Verfügung stünden, sollten sie entsprechend zum Einsatz kommen.