Stephanie Brinley hält das für einen richtigen Schritt. „Die Ankündigung einer weiteren, stärkeren Version des Leaf erlaubt es, auch Kunden mit einer größeren „Reichweitenangst“ anzusprechen“, sagt die Branchenanalystin von IHS Markit. Sprich: Während das jetzt vorgestellte Modell sich an die aktuelle Kundenbasis richte, könne Nissan mit dem reichweitenstärkeren Modell auch „schwierigere“ Kundschaft ansprechen, wie es Brinley ausdrückt.
Ob diese Strategie aufgeht, wird sich zuerst in Japan zeigen, denn dort ist der Leaf bereits seit dem 2. Oktober im Handel. Die USA, Kanada und Europa werden Anfang 2018 folgen. Japan sei nicht nur als Heimatland die logische Wahl gewesen, so Nissan. Es gebe dort eine gute Infrastruktur mit 7200 Schellladern und 28.000 öffentlichen Ladesäulen. „Nissan hat hohe Erwartungen an die Verkäufe in Japan“, sagt Brinley. „Es deutet sich an, dass man das Doppelte oder Dreifache der ersten Generation erwartet.“
Mit konkreten Prognosen hält sich Willcox zurück. Er freut sich zwar über den positiven Vorverkauf in Norwegen (1600 Leaf in nur drei Wochen), will aber mehr übers große Ganze sprechen. In zehn Jahren rechnet er mit einem Elektroauto-Anteil von mindestens 30 Prozent der Neuzulassungen. „Wir müssen unsere Mobilität umstellen, es liegt aber nicht alleine in der Hand der Autobauer“, sagt Willcox. „Wir brauchen die Städte, Stadtplaner und Unternehmen, um den nächsten Schritt zu gehen.“
Was der Manager meint, lässt sich gut an der Stadt illustrieren, die Nissan für die Europapremiere gewählt hat. Denn in Oslo, Hauptstadt des Elektroauto-Boomlands, bekommen die E-Autos gerade einen Dämpfer verpasst. Sogar die Elektrowagenvereinigung rät derzeit vom Kauf eines Strom-Autos in Oslo ab, wenn man nicht zu Hause nachladen kann. „Im Verhältnis zu der Anzahl der verkauften Autos ist die Kommune mit dem Ausbau von Ladestationen nicht nachgekommen“, sagte der Sprecher der Elbilforening, Petter Haugneland.
50.000 Elektroautos und 30.000 Plug-in-Hybride sind derzeit im Großraum Oslo registriert – es gibt aber nur 1300 kommunale Ladestationen. „Wir geben unser Bestes“, sagt Sture Portvik von der Osloer Stadtverwaltung. „Jedes Jahr installieren wir 26 Prozent mehr Ladestationen, aber die Anzahl der E-Autos hat sich verdoppelt. Die Kluft wird größer und größer.“