Elektroauto-Start-ups Alle wollen wie Tesla sein – nur anders

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Sono Motors: Der will ohne Steckdose auskommen

Viele Autofahrer können sich tendenziell den Umstieg auf ein Elektroauto vorstellen. Sie schrecken aber derzeit zwei Dinge ab: der hohe und die fehlenden Lademöglichkeiten. Dieses Problem sollen die Fahrer des Sion von Sono Motors nicht haben. Denn das Elektroauto des Münchner Start-ups soll sich über weite Strecken selbst mit Strom versorgen – dank in die Karosserie integrierter Solarzellen.

Während das schwedische Studenten-Projekt Uniti eher einem von Profis durchgestyltem Concept Car ähnelt, wirkt der kleine Van von Sono etwas zusammengebastelt. Beim Entwurf galt die Devise „Form follows function“: Solarzellen sind meist ebene Flächen. Modernes Autodesign zeichnet sich aber durch geschwungene Formen aus. Die Herausforderung: Die Solarzellen müssen nicht nur irgendwie eingebaut werden, sondern sie brauchen für einen höheren Wirkungsgrad den optimalen Winkel zur Sonne. Also Kasten-Design.

Bezahlbares Elektroauto mit besonderem Lade-Trick
Sono Motors Sion Quelle: Spotpress
Sono Motors Sion Quelle: Spotpress
Sono Motors Sion Quelle: Spotpress
Sono Motors Sion Quelle: Spotpress
Sono Motors Sion Quelle: Spotpress

Netter Nebeneffekt: Auf einer kleinen Grundfläche ergibt sich so ein großzügiger Innenraum. Immerhin 7,5 Quadratmeter Sonnenkollektoren konnte Sono so auf die Oberfläche des Sion bringen – bei einem Wirkungsgrad von 22 Prozent, wie das Unternehmen angibt.

Der Sion soll mit der Sonne tanken

Die Rechnung, die Sono-Co-Gründer Laurin Hahn aufmacht, ist simpel: Die Solarzellen sollen täglich Strom für bis zu 30 Kilometer Reichweite generieren – auch während der Fahrt. Da ein Auto im Schnitt laut Sono nur 22 Kilometer gefahren wird, wäre der Wagen autark unterwegs. Und hätte sogar noch etwas Strom für bewölkte Tage in der Batterie. Als Stromspeicher will Sono wahlweise eine 14,4-kWh- oder eine 30-kWh-Batterie anbieten, die Reichweiten von 120 respektive 250 Kilometer erlauben.

Um beim Ladestand der Batterie nicht nur auf die Sonne vertrauen zu müssen, kann der Sion natürlich auch an der Steckdose geladen werden. Im Schnelllademodus soll man den Lithium-Ionen-Akku in wenigen Minuten auf 80 Prozent laden können, was auch lange Fahrten ermöglichen soll. Angetrieben wird der 4,11 Meter lange Sechssitzer von einem 68 PS starken Drei-Phasen-Asynchronmotor, der eine Höchstgeschwindigkeit von 140 km/h ermöglichen soll.

Vollgepackt mit Solarpanels – der Sion im Fahrtest

„Soll“ ist hier das passende Wort: Sono Motors ist noch einige Schritte hinter eGo und Uniti. Das Unternehmen wurde von Hahn, seinem Freund Jona (mit dem er schon einige Zeit in einer Garage an einem E-Auto gewerkelt hat) und seiner Mitbewohnerin Navina erst im Januar 2016 gegründet. Nach erfolgreichen Crowdinvesting-Kampagnen gibt es auch einen fahrbaren Prototypen, aber eben noch keine bevorstehende (Klein-)Serienproduktion. Ab 5000 Vorbestellungen sei eine Fertigung möglich, heißt es. Aktuell gibt es 2642 Reservierungen – es liegt also noch Arbeit von dem kleinen Team aus München.

Viel Arbeit liegt auch noch vor einem anderen Unternehmen, das bald ein Elektroauto auf den Markt bringen will: Dyson. Der britische Staubsauger-Spezialist dürfte dabei eher dem Tesla-Prinzip folgen und weiter oben auf der Preisskala einsteigen. Wer alleine einen Fön für 400 Euro verkauft, wird wohl nicht ein Elektroauto mit einem aufwändig selbst entwickelten Akku für den Preis eines VW Polo verkaufen.

So oder so: Die Konkurrenz für VW, Daimler und Co. wird größer – von oben und von unten. Und der Druck zur Veränderung damit auch. Eben genau so, wie es ein Unternehmen schon vorgemacht hat: Tesla.

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