Durch die vielen Vergünstigungen hat es Norwegen inzwischen geschafft, zum Land mit der höchsten Zahl von Elektroautos pro Kopf aufzusteigen. Einer, der viel dazu beigetragen hat, ist Frederic Hauge, Chef der internationalen Umweltorganisation Bellona mit Sitz in Oslo – und Europas erster Elektroautofahrer.
Der stets leger gekleidete Umweltaktivist ist eine Art Galionsfigur der E-Mobilität. 1988 importierte der heute 49-Jährige das erste Elektroauto. Mit öffentlichkeitswirksamen Aktionen machte er immer wieder von sich und seinem Auto reden. „Wir haben keine Maut bezahlt und bekamen Strafen, die wir nicht bezahlt haben. Daraufhin wurde unser Auto konfisziert und versteigert, aber keiner wollte es haben. Wir haben es dann zurückgekauft. Das war günstiger als die Strafe. Das Ganze ist etwa 15-mal passiert“, erzählt Hauge.
Ein Vierteljahrhundert später ist das Elektroauto hier so üblich wie Lachs zum Mittagessen. Insbesondere die Marke Tesla des US-Multitalents Elon Musk hat viele von der Elektromobilität überzeugt.
IT-Projektmanager Ering Henningstad aus Skedsmos etwa wohnt mit Tochter Hannah Emilie und Sohn Nils rund 23 Kilometer vor Oslo und hat vor einem Jahr den SUV vom Typ BMW X3 gegen ein Model S von Tesla getauscht. „Ich habe ein Faible für schnelle Autos“, sagt Henningstad. Der Tesla schafft Tempo 200, beschleunigt in weniger als sechs Sekunden auf Tempo 100 – und kommt in der Version S 85 mit einer Akkuladung und bei zurückhaltender Fahrweise bis zu 500 Kilometer weit.
Gratis tanken
In Deutschland kostet ein Tesla Model S 85 rund 75.000 Euro, einen BMW X5 mit Dieselmotor gibt es schon ab 52.000 Euro. In Norwegen ist das fast umgekehrt: „Der Tesla hier ist günstig, ein BMW doppelt so teuer“, sagt Henningstad. Der Tesla Model S kostet hier umgerechnet 62.200 Euro; für einen BMW X5 müssen Norweger fast 94.000 Euro hinblättern. Bei großen und schnellen Modellen verteuere die Steuer das Auto sehr, rechnet Henningstad vor. Außerdem habe er jeden Tag 15 Euro Maut gezahlt und jeden Monat 400 Euro Sprit.
„Jetzt gibt es den Strom umsonst“, freut sich Henningstad. Denn der ist für Tesla-Fahrer während der Lebenszeit des Autos im Kaufpreis enthalten. „Vergangene Woche bin ich von Oslo nach Göteborg und zurück insgesamt 600 Kilometer gefahren“, sagt Henningstad. „Über Nacht habe ich mein Auto im Hotel geladen.“
Bei so viel Begeisterung ist es kein Wunder, dass Norwegen die E-Infrastruktur massiv ausbaut. An mehr als 150 der insgesamt knapp 1.500 Ladestationen können Fahrer von eUps, Nissan Leafs, Teslas oder auch der neuen i3-Modelle von BMW ihre Wagen in einer Stunde aufladen. 71 weitere Schnellladestationen wollen Unternehmen wie Fortum, Grønn Kontakt und Salto errichten. Das staatliche Unternehmen Transnova schießt pro Ladestation 30 Prozent der Kosten zu, wenn Elektroautos aller Marken an den Ladestationen geladen werden können. Mehr als sieben Millionen Euro Fördermittel stehen zum Ausbau der Ladeinfrastruktur zur Verfügung.
Die Unternehmen im Land der Fjorde tun das Ihrige dazu. Eine Möbelkette plant, in allen ihren Parkhäusern Schnellladestationen zu bauen, einige McDonald’s-Filialen locken bereits mit diesem Service Kunden an. Konventionelle Ladestationen finden sich inzwischen auf den meisten Parkplätzen von Supermarktketten und großen Einkaufshäusern. Aber auch auf dem flachen Land wächst die Zahl der schnellen Ladestationen rasant.