Elektroautos Welche Chancen E-Mobilität dem Wirtschaftsstandort Deutschland bringt

Setzen deutsche Autobauer bald auf Elektroautos, werden tausende Arbeitsplätze verschwinden und Wertschöpfung verloren gehen. Trotzdem sehen Experten Chancen in der E-Mobilität – unter bestimmten Umständen.

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Elektroauto an Ladestation. Quelle: imago images

Autoland Deutschland ohne Verbrennungsmotor? Für die meisten heute noch unvorstellbar – sowohl auf den Straßen als auch in den Werken der Autobauer. Wie wäre so eine Welt? Und was würde der Verzicht auf Diesel und Benziner für die Autoindustrie und den Wirtschaftsstandort Deutschland bedeuten?

Vor wenigen Wochen zeichneten das Münchner ifo Institut und der Verband der Automobilindustrie (VDA) ein tiefschwarzes Bild, würde ab 2030 in Deutschland ein Zulassungsverbot für Verbrennungsmotoren gelten: Mehr als 600.000 Industriearbeitsplätze seien direkt oder indirekt betroffen – zehn Prozent der deutschen Arbeitnehmer in der Industrie. Zudem seien rund 48 Milliarden Euro der Bruttowertschöpfung der deutschen Industrie betroffen. „Moderne Verbrennungsmotoren werden auch 2030 noch ein unverzichtbarer Mobilitätsbaustein sein“, sagte VDA-Präsident Matthias Wissmann.

Eine mögliche Schlussfolgerung aus diesen Ergebnissen: Ein Wandel weg vom Verbrenner hin zur Elektromobilität ruiniert den Automobilmarkt in Deutschland und bringt damit den Wirtschaftsstandort Deutschland in Bedrängnis.

Ganz anders urteilt eine Analyse des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung ISI, die sich aktuell mit den möglichen volkswirtschaftlichen Auswirkungen des Wandels hin zur Elektromobilität beschäftigt. Im Gegensatz zu der wenige Wochen älteren Studie des ifo Instituts, welche die potenziellen negativen volkswirtschaftlichen Folgen eines Verbots von Verbrennern herausarbeitete, sehen die Fraunhofer-Experten durchaus Chancen und Potenziale.

Die Untersuchung basiert auf eigenen Analysen des Fraunhofer-Instituts zur Lage und Zukunftsperspektive der Wettbewerbsposition der deutschen Automobilindustrie im Bereich der E-Mobilität. Zudem haben die Forscher nationale und internationale Studien zum Thema ausgewertet.

Das Fazit der Studienmacher: Rechnet man den Gewinn neuer Arbeitsplätze durch die Elektromobilität mit dem Verlust von Arbeitsplätzen beim konventionellen Fahrzeugbau gegen, so ergeben sich viele mögliche Szenarien für den Wirtschaftsstandort Deutschland bis 2030. „Die meisten Studien kommen zu dem Ergebnis, dass es in der Summe gleichbleibende oder sogar positive Arbeitsplatzeffekte durch Elektromobilität geben wird“, sagt Martin Wietschel, Leiter des Geschäftsfelds Energiewirtschaft beim Fraunhofer-Institut ISI. Darüber hinaus könnte sich außerdem die Wertschöpfung positiv entwickeln – leite man die notwendigen Schritte ein.

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