Etablierte Autobauer unter Druck Kampf der Karossen in Brasilien

Seite 4/4

Anknüpfen an vergangene Erfolge

Ohne eine lokale Motorenproduktion etwa ist das kaum zu schaffen. Die Konzerne bekommen jetzt eine Übergangsfrist eingeräumt, in der ihnen Steuern gestundet werden. Für die Premiumanbieter wie BMW oder Jaguar Land Rover macht die Regierung sogar Zugeständnisse an die geforderten lokalen Fertigungsanteile.

Mit den neuen Fabriken und dem höheren Technologiegehalt der Fahrzeuge hat die Regierung noch ein weit ehrgeizigeres Ziel: Brasilien soll ein weltweit wichtiger Autoexporteur werden – so wie früher schon einmal. Mit dieser Strategie könnte das Land nach Ansicht von Branchenexperten durchaus Erfolg haben. Brasiliens Spezialisierung auf kleinere, sparsamere Fahrzeuge ist im globalen Wettbewerb ein Vorteil. Denn in Lateinamerika und den USA werden die Konsumenten immer mehr Kleinwagen nachfragen, schätzt Charles Krieck, Autoexperte von KPMG in Brasilien.

Attraktives Modell - nicht nur auf der São Paulo-Motorshow ist der Gol ein Star - er ist das meistverkaufte Auto in Brasilien. Quelle: Presse

Komplexe Arbeitsteilung

Die entscheidende Frage wird sein, ob dann die europäischen Hersteller die Einstiegsfahrzeuge aus Brasilien exportieren werden oder ob die neuen asiatischen Konkurrenten von Brasilien aus die Nachfrage bedienen. Denn die etablierten Autobauer verlieren gerade noch einen Standortvorteil: Seit Langem arbeiten sie in Südamerika mit einer perfekten regionalen Arbeitsteilung, die Zuliefererfabriken in Argentinien einschließt. Sie haben so eine engmaschige Wertschöpfungskette mit gewaltigen Dimensionen aufgebaut.

VW etwa besitzt argentinische und brasilianische Getriebe- und Motorenwerke, Gießereien und Montagefabriken verteilt in einem Gebiet, das sich 3.000 Kilometer von Norden nach Süden erstreckt. Motorenteile werden von Argentinien nach Brasilien verschifft und in der Nähe von São Paulo zu Dieselmotoren zusammengebaut. Dort werden sie getestet, wieder zurück nach Argentinien exportiert und in Lkws eingebaut, die wiederum in einer chilenischen VW-Filiale zum Kauf angeboten werden.

Doch die Skaleneffekte in Südamerika und die Konkurrenzfähigkeit gegenüber den Asiaten sind bedroht: Argentinien verschließt wegen akuten Devisenmangels seinen Markt immer mehr für ausländische Produkte. Davon sind auch Pkws und Autoteile betroffen. Die Arbeitsteilung steht auf dem Spiel - der Wind für deutsche Autobauer in Südamerika weht schärfer.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%