Die Autofahrer freuen sich dennoch über die niedrigen Tankrechnungen – die Verbraucher wurden wegen der Spritpreise 2014 laut Berechnungen des MWV um fünf Milliarden Euro entlastet. Auch in der Logistikbranche mit ihren großen Lkw-Flotten herrscht Freude – wenn auch nur verhaltene.
„Die niedrigen Spritpreise wirken sich positiv auf die Kosten aus“, sagt Frank Huster, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Speditions- und Logistikverbandes (DSLV). „In den langfristigen Verträgen mit den Kunden sind allerdings sogenannte Gleitklauseln verankert, über die die geringeren Kosten an den Kunden weitergegeben werden.“
Wie sich der Benzinpreis zusammensetzt
Unter die Abgaben fallen die Mineralölsteuer (65,45 Cent pro Luiter Benzin, 47,04 Cent pro Liter Diesel), die Merhwertsteuer, die Ökosteuer und der Beitrag zur Erdölbevorratung. Bei einem Preis von 1,249 Euro pro Liter Super E10 entfallen 85,7 Cent pro Liter oder 68,6 Prozent auf die Abgaben.
Quelle: Aral
Bei einem Benzinpreis von 1,249 Euro in unserer Beispielrechnung entfallen 32,7 Cent (26,2 Prozent) auf das Produkt selbst.
6,6 Cent oder ,53 Prozent des Gesamtpreises von 1,249 Euro je Liter entfallen auf die Kosten.
Das bedeutet: Steigt der Treibstoffpreis über längere Zeit, dann zahlen die Kunden den Spedieteuren etwas mehr für den Kilometer, die Frachtkosten steigen. Sinkt der Dieselpreis, dann sinkt auch das Entgelt pro Kilometer, das ein Unternehmen bekommt – für den Kunden wird der Transport billiger.
Ähnlich sieht die Lage etwa bei Busunternehmen aus, die hauptsächlich im öffentlichen Nahverkehr unterwegs sind – auch hier enthalten die Verträge mit den Verkehrsverbunden oder Kommunen in der Regel Gleitklauseln.
Die Kraftstoffpreise ändern die Ertragssituation also nicht. „Daher haben Logistikunternehmen und Spediteure keine direkten Vorteile, aber die Wirtschaft wird von niedrigen Ölpreisen beflügelt – was wieder die Nachfrage nach Waren- und Gütertransporten erhöht“, sagt Huster.
Der DSLV erwartet nicht, dass die derzeit niedrigen Kraftstoffkosten die Investitionen in spritsparende Lkws verringern. „Bei modernen Fahrzeugen ist neben dem geringeren Spritverbrauch vor allem die bessere Schadstoffklasse wichtig“, sagt der DSLV-Geschäftsführer. „Eine bessere Schadstoffklasse bedeutet eine geringere Maut.“
Solche Anreize fehlen auf dem Automarkt. Dennoch sollten sich die Käufer wegen den aktuell attraktiven Spritpreisen nicht zu einem Schluckspecht hinreißen lassen, denn was künftig mit dem Benzinpreis passiert, ist unklar. „Grundsätzlich halte ich beide Richtungen bei der Preisentwicklung für möglich“, sagt Kraftstoffexperte Albrecht. „Der Ölmarkt ist schwierig zu prognostizieren, Argumente für einen drastischen Preisanstieg fehlen aber momentan. Für das laufende Jahr ist eine moderate Preissituation am wahrscheinlichsten.“
Langfristig rechnet EID-Chefredakteur Rainer Wiek jedoch mit steigenden Preisen: „Die Energienachfrage wird weiterhin stark wachsen, gerade in Schwellenländern. Das wird bis 2035 zu steigenden Preisen führen.“