Fahrtkosten Damit der Dienstwagen nicht zur Steuerfalle wird

Wer in den Kreis der Dienstwagenberechtigten aufsteigt, kann sich freuen - vor allem, wenn er das Auto auch privat nutzen darf. Ins Schlingern geraten die meisten aber, sobald es um die Steuererklärung geht.

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Die beliebtesten Dienstwagen der Deutschen
Platz 1 Der beliebteste Dienstwagen der Deutschen ist der VW Passat. Mittlerweile sieben Generationen gibt es von diesem Modell, das mittlerweile seit über 30 Jahren in Emden gebaut wird. 30.481 Autos dieses Typs wurden zwischen Januar und April 2012 in Deutschland neu angemeldet. 7.849 davon allein im April. Quelle: dapd
Platz 2 Über 29 Millionen Fahrzeuge des Golf hat Volkswagen bislang verkauft. Begonnen hat alles im Frühjahr 1974. Seit dem ist der Kompaktwagen Marktführer in dieser Klasse - trotz heftiger Konkurrenz von Ford Focus, Opel Astra, Renault Megane, Hyundai i30, Toyota Auris und Co. Im vergangenen Jahr wurde die mittlerweile siebte Generation des Wagens vorgestellt. Quelle: dpa
Platz 3 Der Audi S4 ist die Sport-Version des Audi A4. Er gehört zu den drei beliebtesten Dienstwagen der Deutschen. 52.420 Euro verlangt Audi für die S4-Limousine und liegt damit - wie Auto Motor Sport berichtet - durchaus ähnlich wie der BMW M3 und der Mercedes32. Quelle: dpa
Platz 4 Der Sportwagen S6 von Audi zeichnet sich vor allem durch seine Fahrleistungen wie auch mehr Platz aus. Er schafft es in unter fünf Sekunden auf 100 km/h zu beschleunigen und der Normverbrauch liegt bei knapp unter zehn Litern. Quelle: obs
Platz 5 Schon 1981 ist der dreimillionste 3er BMW vom Band gerollt, nach dem er erst sechs Jahr zuvor vorgestellt wurden war. Mittlerweile ist die Anzahl der Exemplare auf über 13 Millionen gestiegen. Die sechste Generation der Mittelklasse-Limousine wurde 2012 vorgestellt. Quelle: dpa
Platz 6 Im vergangenen Jahr musste BMW die bisher größte Rückrufaktion seiner Geschichte bekanntgeben. Davon waren damals auch alle 5er BMW der Baujahre 2003 bis 2010 betroffen, insgesamt 1,3 Millionen Fahrzeuge. Seit 1972 wird das Fahrzeug angeboten. Der 5.555.555. 5er-BMW wurde 2009 im BMW-Werk Dingolfing gebaut. Quelle: dpa
Platz 7 Die C-Klasse von Mercedes sorgte laut den aktuellen Zahlen von Mercedes gemeinsam mit dem Geländewagen GL und GLK für den Zuwachs. Insgesamt konnte das Rüsselsheimer Unternehmen um 22 Prozent zulegen. Die C-Klasse ist die kleinste Stufenheck-Limousine des Unternehmens. 1993 wurde erstmals eine C-Klasse gebaut. Quelle: dpa

 

Dienstwagen, die der Arbeitgeber auch zur privaten Nutzung überlasst, sind für die Mitarbeiter eine großartige Sache. Meist kommt der Angestellte auf diese Weise an ein größeres und besser ausgestattetes Fahrzeug als er selbst zu den identischen Kosten kaufen oder leasen könnte. Manche Arbeitgeber gewähren Mitarbeitern sogar ein Upgrade, wenn sie privat noch zuzahlen, andere belohnen Angestellte, die sich für besonders spritsparende Modelle entscheiden. Dienstwagen sind daher ein beliebtes Motivationssystem. Doch ganz umsonst kommen die Mitarbeiter nicht in den Genuss des fahrbaren Untersatzes.

Stellt der Arbeitgeber Mitarbeitern einen Dienstwagen, den diese auch privat nutzen dürfen, fällt dafür Steuer an. Gutverdiener bekommen oft teure Wagen. „Anfangs freuen die sich“, sagt Marc Kürten von der Vereinigten Lohnsteuerhilfe in Düsseldorf. „Viele werden später aber von der hohen Steuerlast überrascht.“ Wer seinen Dienstwagen regelmäßig oder auch nur gelegentlich für private Fahrten nutzt, sollte daher bei seiner Steuererklärung einige Punkte beachten. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Wie muss ich die private Nutzung meines Dienstwagens bei der Steuer angeben?

Die private Nutzung des Dienstwagens gilt als geldwerter Vorteil, den der Arbeitnehmer zu versteuern hat. Dafür gibt es zwei Methoden.

1.) 1-Prozent-Methode

Möglichkeit Nummer eins ist, pauschal ein Prozent des Brutto-Listenneupreises pro Monat zu versteuern. Erst kürzlich hat der Bundesfinanzhof entschieden, dass der Bruttolistenneupreis auch dann anzusetzen ist, wenn es sich bei dem Firmenwagen um einen gebraucht gekauften oder geleasten Wagen handelt. Es gilt also immer der Preis des Neufahrzeuges. Mit diesem Grundsatzurteil hat der Bundesfinanzhof (BFH) die Klage eines Arbeitnehmers abgewiesen, dessen Chef ihm einen gebrauchten BMW 730 im Wert von 32.000 Euro zur Verfügung gestellt hat. Weil das Auto neu 81.400 Euro kostet, setzte das Finanzamt 814 Euro monatlich als geldwerten Vorteil an. Zu Recht.

Wer die Ein-Prozent-Methode wählt, für den fällt zusätzlich noch pauschal Steuer für Fahrten zur Arbeit an (pauschal 0,03 Prozent des Listenpreises pro Monat und Entfernungskilometer zur Arbeit).

Beispielrechnung

Annahme: Der Firmenwagen hat einen Bruttolisten-Neupreis von 30.000 Euro; der Arbeitnehmer nutz den Wagen auch privat; täglich fährt er zwischen Wohnung und Arbeitsstätte 40 km (einfache Strecke).

Geldwerter VorteilBerechnung

... für die private Nutzung

1% von 30.000 Euro x 12 Monate = 3600 Euro

... für die Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte

0,03 % von 30.000 Euro x 40 km x 12 Monate = 4.320 Euro

... zu versteuern gesamt

7.920 Euro

2.) Fahrtenbuch

Statt pauschal ein Prozent pro Monat zu versteuern, kann der Arbeitnehmer aber auch die exakten, tatsächlichen Fahrzeugkosten (samt Abschreibung) für den privaten Anteil versteuern. Vor allem bei geringer Privatnutzung lohnt ein Fahrtenbuch. Arbeitnehmer müssen aber mit dem Arbeitgeber vor Jahresbeginn abstimmen, nach welcher Methode besteuert wird. Ein Wechsel während des Jahres ist nicht möglich. Stellen sie jedoch nachträglich fest, dass die jeweils andere Methode günstiger gewesen wäre, können sie im Rahmen der Steuererklärung noch wechseln – wobei die Fahrtenbuch-Methode nur genutzt werden kann, wenn der Arbeitnehmer das ganze Jahr über eines geführt hat. Ob ein unterjähriger Wechsel zum Fahrtenbuch zulässig sein kann, muss der BFH entscheiden (VI R 35/12).

Tipp:

Wollen Arbeitnehmer zwar nicht komplett zum Fahrtenbuch wechseln (etwa weil ihnen das zu umständlich ist), können sie zumindest die pauschale Steuer auf die Fahrten zur Arbeit drücken. Das bietet sich an, wenn Arbeitnehmer den Dienstwagen nur relativ selten (weniger als 15 Mal pro Monat) für solche Fahrten nutzen. Statt der 0,03 Prozent pro Entfernungskilometer werden dann nur 0,002 Prozent des Bruttolistenneupreises pro Entfernungskilometer und Fahrt zur Arbeit für die Steuer angesetzt.

Knackpunkt Fahrtenbuch


Die beliebtesten Marken im Fuhrpark
Welche Marken sind besonders populär? Welche fristen ein Nischendasein? Das Leasingunternehmen LeaseTrend hat nachfragen lassen. 100 Flottenmanagern deutscher Firmen wurden befragt. Bei der Stichprobe handelte es sich zum Großteil um mittelständische Unternehmen mit einem durchschnittlichen Jahresumsatz von bis zu 25 Millionen Euro, zehn Prozent der befragten erwirtschafteten jedoch sogar mehr als 100 Millionen Euro. Quelle: dpa
Platz 10: Peugeot, Porsche und SeatDen zehnten Platz teilen sich gleich drei Marken. Nur fünf Prozent der deutschen Dienstwagenflotten beinhalten Modelle von Porsche, Peugeot oder Seat. Die Dienstwagenflotten deutscher Unternehmen bestehen meist aus mehreren Automarken. Nur 23 Prozent setzen auf eine einzige Marke. Demnach haben 24 Prozent der Firmen zwei Marken in ihrer Flotte, 25 Prozent drei Marken, zehn Prozent vier und 16 Prozent mehr als vier. Quelle: Presse
Platz 9: RenaultEtwas populärer als die französischen Konkurrenzmarke von Peugeot sind bei den Befragten Modelle von Renault. Sechs Prozent Flottenmanager setzen auf die Marke. Quelle: Presse
Platz 8: VolvoDie ehemals schwedische Traditionsmarke, die nun unter dem Dach des chinesischen Konzern Gheely, ein mehr oder weniger erfolgreiches Dasein fristet, schafft es mit sieben Prozent der Nennungen in die Top Ten. Quelle: AP
Platz 7: SkodaMit einem deutlichen Abstand von neun Prozentpunkten belegt Skoda den siebten Platz unter den beliebtesten Fuhrpark-Marken: 16 Prozent der befragten Mittelständler haben einen Skoda in ihrer Flotte. Besonders beliebt ist laut einer anderen Studie des Frankfurter Marktforschungsinstituts Dataforce der Skoda Octavia. Demnach liegt er auf Platz 9 der beliebtesten Dienstwagen Deutschlands. Quelle: obs
Platz 6: Ford18 Prozent der Flottenmanager haben sich auch für Modelle der US-Marke Ford entschieden. Damit schaffen es Mondeo & Co. auf den sechsten Platz. Quelle: Presse
Platz 5: OpelIn 20 Prozent der Fuhrparks deutscher Unternehmen finden sich Modelle von Opel. Vor allem der Opel Astra ist laut der anderen Studie des Marktforschungsinstituts Dataforce besonders beliebt. Quelle: Presse

Für diese Methode muss der Arbeitnehmer allerdings jeden Monat Buch über seine Fahrten zur Arbeit führen, der Arbeitgeber muss diese dann entsprechend erfassen. Bei der Anwendung der 0,002 Prozent-Methode muss der Arbeitgeber maximal 180 Tage im Jahre berücksichtigen. Wollen Arbeitnehmer diese Methode nutzen, müssen sie sich zu Jahresbeginn dafür entscheiden. Im Laufe des Jahres ist ein Wechsel nicht möglich. Bereuen Arbeitnehmer ihre Entscheidung, ist es aber noch nicht zu spät: Im Rahmen der Steuererklärung können sie auch später noch die tatsächlichen Fahrten zur Arbeit nachweisen und dann nur diese mit dem niedrigeren Satz von 0,002 Prozent pro Entfernungskilometer versteuern.

Beispielrechnung

Es gelten dieselben Annahmen wie eben - Bruttolisten-Neupreis von 30.000 Euro; der Arbeitnehmer nutz den Wagen auch privat, allerdings fährt der Arbeitnehmer nur an 150 Tagen mit dem Dienstwagen zur Arbeit.

Geldwerter VorteilBerechnung

...für Privatnutzung

1% von 30.000 Euro x 12 Monate = 3600 Euro

... für die Fahrten zwischen Wohnung und Arbeitsstätte:

0,002% von 30.000 Euro x 40 km x 150 Fahrten = 3.600 Euro

...zu versteuern gesamt

7.200 Euro

Urteile für Dienstwagen

Worauf muss ich als Arbeitnehmer achten, wenn ich für einen auch privat genutzten Dienstwagen ein Fahrtenbuch führe?

Antwort gibt Alexander Kimmerle, Steuerberater beim Beratungsunternehmen Ecovis in Kempten: "Oft gibt es Streit mit dem Finanzamt, weil formale Anforderungen nicht eingehalten werden. Arbeitnehmer sollten keine losen Notizzettel einreichen, sondern ein gebundenes Buch. Sie sollten die Fahrten laufend und zeitnah eintragen. Ein sehr einheitliches Schriftbild weckt Zweifel daran. Wer ein digitales Fahrtenbuch führt, muss besonders aufpassen. Eine simple Excel-Liste reicht nicht, die benutzte Software muss nachträgliche Änderungen ausschließen."

Welche Angaben gehören ins Fahrtenbuch?

"Grundsätzlich sollten Arbeitnehmer bei beruflichen Fahrten das Datum, den Kilometerstand zu Fahrtbeginn und Fahrtende und das Reiseziel mit Ort, Straße und Hausnummer angeben. Bei Privatfahrten genügt die Angabe der Kilometerstände und als Fahrtzweck die Angabe "privat"." Anm. der Red: Bei dienstlichen Fahrten empfiehlt es sich auch den Namen des Gesprächspartners zu nennen.

Wie kontrolliert das Finanzamt die Angaben?

"Die Beamten nehmen etwa Tank- oder Reparaturquittungen und gleichen Angaben darauf mit dem Fahrtenbuch ab."

Was passiert, wenn das Fahrtenbuch nicht akzeptiert wird?

"Dann wird nach der Ein-Prozent-Regel besteuert - der Arbeitnehmer muss also ein Prozent des Bruttolistenpreises pro Monat als geldwerten Vorteil versteuern". (siehe erste Seite)

Fallstricke bei der Betriebsprüfung


Die neuen Lieblinge der Fuhrpark-Manager
Von November 2012 bis Ende Februar 2013 wählten die Leser der Fachzeitschrift Autoflotte ihre Autos des Jahres. Knapp 6.400 Leser, die ihre Stimme abgaben, mag nicht viel klingen. Doch handelt es sich bei ihnen überwiegend um Manager von Firmen-Autofuhrparks aller Größen. Autos, die sich bei ihnen als Favoriten durchsetzen, erfüllen meist besondere Ansprüche in puncto Unterhaltskosten, Verbrauch, Haltbarkeit und/oder Wertverlust. Sie sind somit auch für private Kaufinteressentern besonders interessant. In der folgenden Bilderstrecke zeigen wir die Sieger in den verschiedenen Kategorien, in denen gewählt wurde. Eine Firma hatte dabei - mal wieder - besonderen Grund zur Freude ... Quelle: Presse
Volkswagen hatte in diesem Jahr besonderen Grund zur Freude bei der Vergabe der „Autoflotte Awards 2013“. Der Hersteller verdrängte unter anderem in den Kategorien "Kompaktvans" (mit dem VW Touran), "Vans" (mit dem VW Sharan) und "Transporter" (mit dem VW Transporter) die Vorjahresgewinner vom ersten Platz in der Gesamtwertung. Am Freitag, den 8. März, erhielten die Gewinner ihre Auszeichnung. Quelle: Presse
Gewählt wurde in 13 Fahrzeug- sowie in neun Produkt- und Dienstleistungskategorien. Gekürt wurden in den Fahrzeugkategorien jeweils der Gesamt- sowie der Importsieger. Ausnahme: In der "Luxusklasse" sowie bei den "Pick-ups" gab es einen Gesamtsieger. Außerdem neu: Neben dem seit dem Jahr 2000 vergebenen Award in der Kategorie "Leasing" (Sieger 2013: VW Leasing) wurde in diesem Jahr erstmals auch der beste Non-captive-Leasinganbieter ausgezeichnet – das grüne "A" ging an „Lease Plan“. Quelle: Presse
Der Gala-Abend anlässlich der 17. Preisverleihung seiner Art fand mit rund 200 Gästen in der "Legendenhalle" des Meilenwerks in Böblingen statt. Darunter befanden sich sowohl Fuhrparkleiter als auch Vertreter der Industrie und Dienstleister. Gekürt wurden in den Fahrzeugkategorien jeweils der Gesamt- sowie der Importsieger. Bei den so genannten Minis siegte der VW Up.Als "Cheer up" bietet VW sein kleinstes Fahrzeug derzeit als Sondermodell an. Der in allen Motorisierungen erhältliche Wagen soll einen Preisvorteil von bis zu 895 Euro bieten bei einem Einstiegspreis von 11.825 Euro. Quelle: Presse
Import-Sieger bei der Wahl der Autoflotte-Leser (Fuhrparkmanger) in der Kategorie Minis: Der Fiat 500. Der Italiener ist ein ausgesprochener Frauenheld. Während über alle Altersgruppen hinweg gerechnet der Frauen-Anteil im deutschen PKW-Markt seit Jahren bei etwa 33 Prozent stagniert, sind Käufer(innen) des Fiat 500 zu 61,7 Prozent weiblich. Quelle: Presse
Gesamt-Sieger bei der Wahl der Autoflotte-Leser (Fuhrparkmanger) in der Kategorie Kleinwagen: Audi A1.Audi hatte vom dreitürigen A1 im Jahr 2011 über 118.000 Fahrzeuge verkauft. Hauptmärkte neben Deutschland waren England, Frankreich und Spanien. Mit der Sportback-Variante sollen jetzt auch in Italien, Japan und Russland erheblich mehr Fahrzeuge verkauft werden, da Kunden in diesen Ländern besonders viel Wert auf fünf Türen legen.  Quelle: Presse
Import-Sieger bei der Wahl der Autoflotte-Leser (Fuhrparkmanger) in der Kategorie Kleinwagen: Skoda Fabia. Für 15.429 Euro offeriert Skoda das Sondermodell Fabia Cool Young Spirit, das von einem 63 kW/86 PS starken 1,2-Liter-Turbobenziner angetrieben wird. Die Erweiterung der Serienausstattung sowie drei spezielle Metallic-Lackierungen im Wert von über 2.250 Euro werden in diesem Fall nicht in Rechnung gestellt. Die Auflage ist zunächst auf 1.000 Exemplare limitiert. Quelle: Presse

Eine Alternative zum händisch geführten Fahrtenbuch sind die erwähnten digitalen oder elektronischen Fahrtenbücher. Die Kosten dafür liegen je nach Anbieter zwischen 240 und 800 Euro. Das Finanzamt erkennt aber nicht alle Systeme an. Zu den laut Herstellern anerkannten zählen etwa Arealcontrol, Blaupunkt Telematics, Bornemann, Bury, Digicore Deutschland, S-Tec, Vispiron und YellowFox.

Einfallstor für strafrechtliche Sanktionen

Schlampig geführte Fahrtenbücher können noch weit schlimmere Folgen haben, als eine Anwendung der Ein-Prozent- statt der gewünschten Fahrtenbuch-Methode, denn Fahrtenbücher sind ein beliebtes Objekt bei Betriebsprüfungen. Steuerstrafrechtsexpertin Ulrike Grube, Rechtsanwältin und Partnerin von Rödl & Partner, hat schon mehr als einmal erlebt, dass Fahrtenbücher gerade bei mittelständischen Betrieben zum Fallstrick wurden.

Ein typisches Beispiel: Ein Handwerksbetrieb stellt seinen Mitarbeitern zwar keine Dienstwagen zur Verfügung, doch die Mitarbeiter verwenden die Poolfahrzeuge des Meisters ab und an auch für private Fahrten. Für den Betriebsprüfer ein gefundenes Fressen. Grube: "Bei Poolfahrzeugen muss immer ein Fahrtenbuch geführt wurden. Sollte das nicht vorliegen, wird es garantiert bei der Betriebsprüfung moniert." Kann der Betrieb nicht lückenlos die Nutzung der Fahrzeuge nachweisen, muss der Betriebsprüfer davon ausgehen, dass die private Nutzung der Poolfahrzeuge nicht versteuert wurde. Der Haftungsschuldner ist der Arbeitgeber, dem Betrieb droht dann eine saftige Lohnsteuernachzahlung. Wenn das mal alles ist, denn nimmt der Betriebsprüfer Lohnsteuerhinterziehung an, folgt ein Strafverfahren gegen die Geschäftsführung. Dem Geschäftsführer drohen also je nach Größe der Fuhrparks nicht nur Nachzahlungen von gegebenenfalls mehreren 100.000 Euro, sondern eine Verurteilung wegen Lohnsteuerhinterziehung. Er gilt dann in den meisten Fällen als vorbestraft.

Noch unangenehmer kann es kommen, wenn die Fahrtenbücher im Zuge einer Selbstanzeige wegen eines ganz anderen Sachverhalts einfach vergessen wurden. Sagen wir ein Unternehmer hat Strohmänner beschäftigt und möchte wieder auf den Pfad der Tugend zurückkehren. Er greift also zum Mittel der Selbstanzeige, um bei der nächsten Betriebsprüfung nicht aufzufliegen. "Diese Selbstanzeige muss aber ausnahmslos alle Steuerarten im unverjährten Zeitraum umfassen", betont Grube.

Es ist also egal, ob das Unternehmen in den vergangenen Jahren Schmiergelder gezahlt hat, Strohmänner beschäftigt hat oder einfach nur beim Fahrtenbuch geschlampt hat. Alle Verfehlungen müssen auf den Tisch. Ohne Ausnahme. Sollte der Betrieb ein vermeintlich unwichtiges Detail wie ein unvollständiges Fahrtenbuch vergessen, kann die komplette Selbstanzeige unwirksam sein, im besten Fall teilunwirksam. "Der Unternehmer wird wegen aller Punkte belangt - auch strafrechtlich", mahnt Grube.

Zwar arbeitet das Bundesfinanzministerium an einer Änderung dieser Regelungen und Betriebsprüfer leiten ein steuerstrafrechtliches Verfahren eigentlich erst im Wiederholungsfall ein. Aber bislang bildet die Privatnutzung von Geschäftsfahrzeugen damit ein Einfallstor zu strafrechtlichen Sanktionen wegen Steuerhinterziehung. Für Arbeitnehmer und Arbeitgeber sollte das Ansporn genug sein, um beim Fahrtenbuch wie bei der Steuererklärung so sorgfältig wie nur möglich vorzugehen.

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