Gebrauchtwagen Das Angebot steigt - die Preise aber auch

Jahr für Jahr wechseln mehr Gebrauchtwagen den Besitzer. Dass mehr alte Fahrzeuge zum Verkauf stehen, führt aber nicht zu sinkenden Preisen – im Gegenteil.

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Gebrauchtwagen stehen auf dem Hof eines Autohändlers. Quelle: dpa

Wer keine größere Summe auf seinem Festgeldkonto hat, keinen Kredit abstottern will und ein Auto braucht, besorgt sich oft einen Gebrauchten. Das ist erheblich billiger, aber die Interessenten stellen derzeit fest: Die Preise haben kräftig angezogen. Der in Berlin vorgestellte DAT-Report belegt, dass das Angebot wächst, aber auch die Zahl der Suchenden. So haben Verkäufer derzeit gute Chancen, einen ordentlichen Preis zu erzielen. Der Trend verläuft parallel zu dem Neuwagen, für die die Kunden ebenfalls mehr ausgeben.

Die Marktbeobachter der Deutschen Automobil Treuhand (DAT) geben einmal im Jahr einen Überblick über den deutschen Gebrauchtwagenmarkt. Gemessen an der Zahl der Kaufverträge ist dieser doppelt so groß wie der Neuwagenmarkt: Im vergangenen Jahr standen 3,35 Millionen Neuwagen 7,4 Millionen Besitzerwechseln von Altfahrzeugen gegenüber.

Der Gesamtumsatz mit gebrauchten Pkw stieg nach der DAT-Studie im Vorjahresvergleich um 9 Prozent auf 84,6 Milliarden Euro. Das lag zum größeren Teil an den Preisen, die um knapp 8 Prozent auf den Durchschnittswert von 11.430 Euro nach oben schnellten. Einen kleinen Beitrag lieferte die um ein Prozent gewachsene Zahl an Gebrauchtwagenkäufern. Diese ist seit 2010 fast in jedem Jahr gewachsen, bis 2016 um insgesamt rund eine Million. Im selben Zeitraum wuchs der Neuwagenmarkt nur um 400.000 Exemplare.

Vor diesen Gebrauchtwagen wird gewarnt
Platz 132 bei den Zwei- und Dreijährigen: Chevrolet CaptivaAls Neuwagen ist der Captiva nach dem Chevrolet-Rückzug nicht mehr erhältlich. Die letzten verkauften Exemplare mussten in diesem Jahr zur ersten Hauptuntersuchung. Im Schnitt kam dabei kein überzeugendes Ergebnis heraus: 11,0 Prozent der geprüften Captivas wiesen laut dem TÜV-Report bereits erhebliche Mängel auf. Quelle: Chevrolet
Platz 133 bei den Zwei- und Dreijährigen: Kia SorentoKein gutes Ergebnis für Kia: Das große SUV Sorento kommt bei der ersten Hauptuntersuchung bereits auf eine Mängelquote von 11,2 Prozent. Interessant wird aber die Auswertung des TÜV im kommenden Jahr: Denn im jüngst veröffentlichten 2017er Report sind bei den Zwei- und Dreijährigen zwei Generationen des Sorento erfasst. Ob das neue Modell, das Anfang 2015 auf den Markt kam, wirklich zuverlässiger ist, wird sich also erst im Report 2018 zeigen. Quelle: Kia
Platz 134 bei den Zwei- und Dreijährigen: Kia SportageDas schlechte Kia-Ergebnis komplettiert der Sportage auf Platz 134. Viele Kunden werden wohl auch durch die umfangreiche Sieben-Jahre-Garantie der Koreaner gelockt. Die werden auch einige der Sportage-Fahrer in Anspruch nehmen müssen: 11,5 Prozent erhebliche Mängel bei der ersten Hauptuntersuchung sind ein desaströses Ergebnis für ein so junges Auto. Zum Vergleich: Auf eine solche Quote kommt auch ein Audi TT, nur ist dieser dann schon über sieben Jahre alt. Der Durchschnitt in der Altersklasse des Sportage liegt übrigens bei 5,7 Prozent. Interessant wird dann die TÜV-Auswertung, die im Herbst 2018 veröffentlicht wird: Dann wird sich zeigen, ob der Anfang diesen Jahres vorgestellte Nachfolger bei der Hauptuntersuchung genauso auffällig ist. Quelle: Kia
Platz 122 bei den Vier- und Fünfjährigen: Fiat PandaFiat hat in Deutschland nicht gerade den Ruf, besonders zuverlässige und langlebige Autos zu bauen. Tatsächlich ist der Panda unter den Vier- und Fünfjährigen das einzige Auto der Italiener, das über alle Altersklassen hinweg auf einen der letzten drei Plätze kommt. Dabei weist er eine Mängelquote von 18,4 Prozent bei der zweiten Hauptuntersuchung auf. Im Umkehrschluss muss man aber auch sagen: Unter die besten Zehn schafft es kein einziges Auto aus dem Fiat-Chrysler-Konzern – egal wie alt. Quelle: Fiat
Platz 123 bei den Vier- und Fünfjährigen: Renault KangooDer Titel mit den unzuverlässigen Autos sollte eigentlich Renault anhaften: Der Kangoo auf Platz 123 der Vier- und Fünfjährigen wird nicht das letzte Modell von Renault oder Dacia sein, das wir in dieser Liste der TÜV-Report-Verlierer finden werden. Mit 18,5 Prozent erheblicher Mängel muss sich der Kastenwagen aber nur knapp dem Fiat Panda geschlagen geben. Quelle: Renault
Platz 124 bei den Vier- und Fünfjährigen: Dacia LoganNächster Vertreter von Renault-Dacia: Fast jeder vierte Dacia Logan (22,4 Prozent) fällt bereits bei der zweiten Hauptuntersuchung durch. Damit ist er doppelt so schlecht wie der Durchschnitt in dieser Altersklasse. Kurz gesagt: Billiges Auto, viele Mängel. Zu seiner Entlastung muss man aber auch erwähnen, dass der Logan in dieser Zeit deutlich mehr gefahren wurde: Er kommt in der Statistik auf 72.000 Kilometer, ein nur unwesentlich besser platzierter Fiat Panda hingegen nur 50.000 Kilometer. Dennoch: Obacht beim Kauf eines gebrauchten Dacia, der jeweilige Zustand des Fahrzeugs ist entscheidend. Quelle: Dacia
Platz 115 bei den Sechs- und Siebenjährigen: Renault KangooJe älter ein Kangoo wird, desto anfälliger wird er auch. Nur zwei Jahre später ist die Mängelquote von 18,5 Prozent auf 27,3 Prozent gestiegen. Zwar war der Kastenwagen dann schon im Schnitt 94.000 Kilometer unterwegs – ein Toyota Avensis, wahrlich auch kein Premium-Auto, kommt bei ähnlicher Laufleistung jedoch nur auf 8,1 Prozent erhebliche Mängel. Quelle: Renault

Dass das Angebot an gebrauchten Autos dem Neuwagenmarkt folgt, ist logisch: Denn in den meisten Fälle kaufen Privatkunden und Firmen ein neues Auto, um ein älteres zu ersetzen. Dieses kommt dann auf den Markt für Gebrauchtwagen, sofern es nicht schrottreif ist.

Das zeigen auch die Antworten auf Frage nach den Gründen für den Kauf eines fabrikneuen Autos. Von rund 1300 im DAT-Auftrag befragten Neuwagenkäufern gaben lediglich 6 Prozent an, vorher kein Fahrzeuge besessen zu haben. Nur 4 Prozent benötigten nach einem Unfallschaden ein neues Auto.

Für den Verband der Automobilindustrie (VDA) ist es ein gutes Zeichen, dass die Neuwagenkäufer 2016 bereit waren, im Schnitt gut 1000 Euro oder 3,7 Prozent mehr auszugeben als im Vorjahr, jetzt sind es 29 650 Euro. „Die Leute wollen ein sparsames und effizientes Auto, aber keine rollende Verzichtserklärung“, sagte VDA-Präsident Matthias Wissmann mit Blick auf die Studie. Der Anteil der Privatleute bei den Neuzulassungen sei gestiegen - wenn auch nur leicht um 0,8 Punkte auf 35 Prozent - und auch die jährliche Strecke pro Auto. Zuverlässigkeit und Design seien den Autofahrern wichtiger als der Anschaffungspreis.

Auffällig ist, dass der Privatmarkt für Gebrauchte seit 13 Jahren immer weiter schrumpft. Nach der DAT-Studie wird jetzt nur noch ein Drittel (32 Prozent) der Fahrzeuge von Privatperson an Privatperson verkauft. Es war einmal mehr als die Hälfte. „Das ist ein positives Signal für den Handel“, sagte dazu DAT-Sprecher Martin Endlein. „Die Händler verkaufen die besseren Autos.“

Unter den Käufern eines Gebrauchten war die Motivation ganz unterschiedlich. Von den ebenfalls etwa 1300 Befragten gaben 25 Prozent an, sie hätten einfach „Lust auf ein neues Fahrzeug“ gehabt. 24 Prozent wollten ein Ersatzfahrzeug, weil ihr bisheriger Pkw zu hohe Reparaturkosten verursacht habe. 18 Prozent waren erstmalige Erwerber eines Autos, 17 Prozent sprachen von einem Spontankauf und 14 Prozent suchten ein zuverlässigeres Fahrzeug. Mehr als eine Antwort waren hier erlaubt.

Die verschiedenen Kundengruppen blieben sich ziemlich treu: 67 Prozent der ehemaligen Neuwagenkäufer haben sich wieder für einen Neuwagen entschieden. 83 Prozent der ehemaligen Gebrauchtwagenkäufer sind erneut auf dem Gebrauchtwagenmarkt fündig geworden.

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