Wie kann ich seriöse von unseriösen Annoncen unterscheiden?
Jeder Gebrauchtwagenkäufer versucht, den Traumwagen zum Schnäppchenpreis zu finden. Genau diese Sehnsucht können sich Betrüger zunutze machen: Mit unschlagbar günstigen Angeboten verleiten sie Gebrauchtwagenkäufer zu unklugen Entscheidungen – etwa zu Zahlungen per Vorkasse, weil der Traumwagen noch im Ausland steht und die Kosten für den Transport vorab beglichen werden sollen. Hier ist Vorsicht geboten: Ist ein Angebot zu schön, um wahr zu sein, ist es das meist nicht.
Auch die Art der Kontaktaufnahme kann ein Hinweis sein. Möchte ein Händler nur per Mail kommunizieren, ist das verdächtig – ein seriöser Händler muss auch per Telefon, nach Möglichkeit über einen Festnetzanschluss, erreichbar sein. Ist die angegebene Telefonnummer falsch, sollten Sie das Inserat bei der Online-Börse als verdächtig melden.
Woraus sich der Preis eines Neuwagens zusammensetzt
Der Listenpreis (brutto) des untersuchten Kompaktwagens liegt bei 26.780 Euro.
Quelle: Institut für Automobilwirtschaft (IFA)
Der Staat kassiert bei diesem Neuwagenpreis 4.276 Euro Mehrwertsteuer, was bei unserem Kompaktwagen zu einem Nettolistenpreis von 22.504 Euro führt. Dieser Nettopreis wird im Folgenden als 100 Prozent betrachtet.
9.789 Euro oder 43,5 Prozent des Nettopreises
2.250 Euro oder 10 Prozent des Nettopreises
2.138 Euro oder 9,5 Prozent des Nettopreises
1.350 Euro oder 6 Prozent des Nettopreises
1.013 Euro oder 4,5 Prozent des Nettopreises
563 Euro oder 2,5 Prozent des Nettopreises
450 Euro oder 2 Prozent des Nettopreises
Beim Händler bleiben 3.713 Euro oder 16,5 Prozent des Nettopreises hängen
Bei einem Nettopreis von 22.504 Euro kann der Hersteller 1.238 Euro oder 5,5 Prozent als Gewinn verbuchen
Einen Kaufvertrag sollten Sie erst unterschreiben, wenn Sie von dem Wagen überzeugt sind und alle Dokumente und Belege auf dem Tisch liegen. Und kaufen Sie auch nur genau das Auto, das Sie Probe gefahren sind. Ausreden wie „Dieser Wagen ist schon verkauft, ich besorge Ihnen aber ein gleichwertiges Fahrzeug“ zählen nicht – ein anderes Auto macht wieder eine neue Besichtigung und Probefahrt notwendig. Unterschreiben sollten Sie in diesem Fall nichts!
Generell gilt: Im Zweifelsfall lieber auf ein vermeintliches Schnäppchen verzichten als ein zu hohes Risiko eingehen.
Markenhändler, freier Handel oder doch privat?
Hier kommt es darauf an, was der Käufer will. Ältere und günstigere Gebrauchtwagen sind eher von privaten Verkäufern und im freien Handel zu finden, Jahreswagen stehen meist beim Markenhändler auf dem Hof. „Junge Gebrauchtwagen von einem Markenhändler sind ein guter Tipp“, sagt Wolz. „Die Hersteller nehmen ihre Leasingfahrzeuge zurück, bereiten sie auf und reparieren wenn nötig. Dazu gibt es oft eine Gebrauchtwagen-Garantie. Damit bin ich als Käufer recht gut abgesichert.“
Bei freien Händlern sei es ein guter Anhaltspunkt, ob der Betrieb über eine eigene Werkstatt verfüge. „Mit Werkstatt checkt und repariert er die Autos selbst“, so der TÜV-Experte. „Ohne Werkstatt ist es meist nur ein An- und Verkauf, der möglichst ohne zusätzliche Kosten weiterverkaufen will. Da ist Vorsicht und eingehende Inaugenscheinnahme geboten.“
Eine Werkstatt fällt bei Privatverkäufern natürlich weg, der Interessent muss den Angaben des Verkäufers vertrauen. Dieser haftet zwar im Gegensatz zu Händlern nicht für Sachmängel, muss sich aber auch an das halten, was er verspricht.
Wie wichtig sind die Vorbesitzer des Gebrauchtwagens?
TÜV-Experte Wolz fasst es in einer Grundregel zusammen: „Je älter ein Auto ist, desto relevanter wird die Pflege durch den Vorbesitzer.“ Jungen Gebrauchten schadet auch ein etwas rauerer Umgang nur wenig. Bei älteren Autos – der deutsche Durchschnitts-Gebrauchte hat immerhin 6,2 Jahre auf dem Buckel – kann es aber durchaus relevant werden, ob der Wagen auf der Kurzstrecke im städtischen Stop-and-Go-Verkehr unterwegs war, Hunderttausende Kilometer auf der Autobahn gefressen oder den Großteil seines Lebens in einer wohl klimatisierten Garage verbracht hat.
„Pauschale Aussagen, welche Anzahl an Vorbesitzern oder welche Laufleistung noch gut ist, kann man kaum treffen“, sagt Krüger. „Es gibt Autos mit vier Vorbesitzern, die in einwandfreiem Zustand sind. Andere sind bereits von einem verschlissen.“
Selbst ehemalige Mietwagen sind heute kein No-Go mehr. Sprüche wie „Don’t be gentle to your rental“ oder „Das schnellste Auto ist das, das dir nicht gehört“ beschreiben zwar freundlich, wie viele Fahrer mit ihrem Mietwagen umgehen, grundsätzlich ausschließen muss man sie als Gebrauchten aber nicht mehr.
Die Anbieter tauschen ihre Fahrzeuge zum Teil nach wenigen Monaten bereits wieder aus, zudem werden sie über entsprechende Service-Verträge mit den Herstellern oft regelmäßiger gewartet als so manch Privatwagen. Ein zweiter Blick ist laut Wolz aber dennoch angebracht. „Bei ehemaligen Mietwagen muss man genauer hinschauen“, sagt der TÜV-Experte. „Generell sind aber die Fahrzeuge qualitativ besser geworden, so dass sie auch mehrere Mieter aushalten.“