Kommissar Derrick hatte seinen Gehilfen Harry, der immer schon mal vorsorglich den Wagen vorfuhr, wenn die Verbrecherjagd dem Ende entgegenstrebte. Captain Kirk rief seinem Cheftechniker Scotty auf dem Raumschiff Enterprise per Funk ein "Beam me up" zu, um sich aus der Gefahrenzone zu bringen. Und auch Batman konnte sein Mobil im Fledermaus-Design bekanntermaßen über ein Mikrofon am Handgelenk herbeizitieren.
Ein neues, ebenso filmreifes wie technisch anspruchsvolles Kapitel in der Interaktion zwischen Mensch und Maschine fügte VW-Konzernchef Matthias Müller am Montagabend hinzu: Per Knopfdruck auf einen kleinen weißen Schlüsselanhänger ließ er am Rande des Genfer Autosalons ein futuristisch gestyltes, elektrisch angetriebenes Robo-Taxi auf die Bühne rollen.
"Sedric", wie Müller das erste "Self-Driving-Car" aus dem Volkswagen-Konzern rief, hatte eine gewisse Ähnlichkeiten mit einem Toaster, erinnerte andere aus irgendwelchen Gründen an die Fernsehserie "Bernd das Brot".
Die wichtigsten Automessen der Welt
Dies ist die Leitmesse für Nordamerika. Vor allem für Pick-ups und SUV-Geländewagen können sich die Besucher hier begeistern. Bei der North American International Auto Show (NAIAS) stehen die schweren Karossen an nahezu jedem Messestand. Detroit eröffnet traditionell das Autojahr. 2017 ist die Messe bereits vorbei, für 2018 ist inklusive Presse- und Fachbesuchertagen der 14. bis 28. Januar als Termin angepeilt.
Hier zeigt vor allem die europäische Autoindustrie neue Modelle. In diesem Jahr werden am Genfer See vom 7. bis zum 19. März knapp 150 Welt- und Europapremieren vorgestellt – mehr als im vergangenen Jahr.
China ist der größte Automarkt der Welt und speziell für deutsche Hersteller von Bedeutung. Die größte Automesse Asiens findet in diesem Jahr vom 19. bis 28. April in Shanghai statt. Von Jahr zu Jahr wechselt die Messe zwischen der chinesischen Hauptstadt und dem „Paris des Ostens“.
Die Internationale Automobilausstellung in Frankfurt findet im Wechsel mit der IAA Nutzfahrzeuge in Hannover alle zwei Jahre statt. Hier werden meist besonders viele neue Modelle vorgestellt. In diesem Jahr gibt es vom 12. bis zum 24. September wieder eine IAA in Frankfurt.
Die Schau „Mondial de l'Automobile“ in Paris findet alle zwei Jahre statt. 2018 feiert sie vom 2. bis zum 14. Oktober 120-jähriges Jubiläum. Die Franzosen werben mit dem weltweit größten Besucherandrang bei Automessen – vergangenes Jahr sorgten die Pariser Terroranschläge von November 2015 aber für deutlich weniger Gäste.
Sie ist alle zwei Jahre die große Bühne der japanischen Hersteller wie Toyota, Mitsubishi und Mazda. Die Messe findet im Herbst statt, dieses Jahr vom 25. Oktober bis 5. November.
Aber das Conceptcar, das in gut einem Jahr Entwicklungszeit in einer versteckten Kammer des VW-Futurelab Potsdam in enger Zusammenarbeit zwischen Designern, Elektroingenieuren und Spezialisten für künstliche Intelligenz entstand, soll mehr als nur ein Auto sein, das schon in wenigen Jahren auf Knopfdruck herbeieilt, wann immer es sein Besitzer oder Benutzer wünscht.
"Sedric" steht für Müller einerseits für die Mobilität der Zukunft - intelligent, emissionsfrei, vollautomatisch, freundlich. Aber Sedric sei andererseits ein Symbol für die neue Arbeitsweise im Volkswagen-Konzern: In der Zentrale werden gemeinschaftlich die Ideen und Konzepte ausgebrütet, die dann von den einzelnen Marken auf die Straße gebracht werden. "Der Volkswagen-Konzern ist Impulsgeber und Inkubator für Ideen", beschrieb Müller das neue Arbeitsprinzip. "Er schaut weit in die Zukunft, er führt die Kreativität, die Kompetenz und das Wissen unserer Konzernfamilie zusammen". Aber er baut keine eigenen Autos - nach der kurzen Präsentation in der "Group Media Night" am Rande des Palexpo-Geländes wurde Sedric wieder eingepackt und im Transporter nach Wolfsburg zurückgebracht.
"Shaping the future. Create Innovation" lautete das Motto der Veranstaltung. Zu deutsch: Die Zukunft gestalten, Innovationen schaffen". Unausgesprochen stand darunter die Zeile: Blick nach vorn und nicht zurück im Zorn. Aber natürlich ließ sich der Dieselskandal, das dunkelste Kapitel in der Nachkriegs-Geschichte des Autoherstellers, weder mit Cedric noch mit den neuesten Bestmarken im operativen Geschäft übertünchen. Das weiß Müller sehr wohl: "2016", gestand er, "war für uns ein extrem anspruchsvolles Jahr. Ein Jahr, das geprägt war von der weiteren Auf- und Abarbeitung der Diesel-Krise." Immerhin: Von "Diesel-Thematik" sprach er nicht mehr. Das Wörtchen Skandal freilich kommt ihm immer noch nicht über die Lippen.
Volkswagen scheint aus dem Gröbsten raus zu sein. Die Verkaufszahlen in Europa haben sich wieder stabilisiert, in USA stieg der Absatz von VW im Januar sogar zweistellig. Die Umrüstung der Dieselautos geht voran. VW-Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch hält die finanziellen Belastungen und weiteren finanziellen Risiken, die aus der Manipulation der Abgase von Dieselfahrzeugen entstanden sind oder noch drohen, inzwischen gut bewerten zu können. Doch abgeschlossen, so räumt er im Gespräch mit Pressevertretern ein, sei das Kapitel noch lange nicht.