Geringe Kundenzufriedenheit Volkswagen verärgert US-Kunden

Beim VW-Konzern haben neue Studienergebnisse über die Kundenzufriedenheit in den USA herbe Enttäuschung hinterlassen. Auch bei Mercedes häufen sich die Beschwerden. Deutlich besser läuft es für die Konkurrenz.

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In Chattanooga, US-Bundesstaat Tennessee, bauen Monteure einen VW-Passat zusammen. Quelle: dapd

Die Enttäuschung war groß. 22 Topmanager von Volkswagen versammelten sich im Büro von Marc Trahan, Chef der Qualitätssicherung der Volkswagen Group in den USA, in Auburn Hills. Sie alle waren eigens aus Deutschland, Mexiko, Portugal und USA in die VW-Zentrale im Bundesstaat Michigan gekommen, um die Früchte ihrer Arbeit zu ernten: Ein besseres Ergebnis in der Qualitätsstudie von JD Powers.

Doch als der Konsumforscher die Zahlen präsentierte, fiel einigen die Kinnlade herunter. Probleme mit dem Seitenfenster beim Beetle, Ärger über Bluetooth bei anderen Modellen: Volkswagen rangiert wie 2011 abgeschlagen auf dem viertletzten Platz. „Das ist frustrierend“, sagte Trahan. Frustrierend, weil der VW-Manager seit Monaten mit seinem 200-köpfigen Team und Qualitäts- und Produktionsmanagern aus der ganzen Welt an dem Problem arbeitet.

Die schlechtesten Autokonzerne im US-Qualitätsranking

Gute Ware lobt sich selbst, sagt man. Schlechte Ware wird bemängelt, könnte JD Powers das Sprichwort umdrehen. 50 Mitarbeiter stellen einmal im Jahr 74.000 Autofahrern bis zu 228 Fragen zu ihrem Neuwagen. Die Studie gilt in den USA als Goldstandard und beeinflusst dort das Kaufverhalten. Insgesamt verbesserte die Autoindustrie in den USA ihre Qualität um fünf Prozent. „Die Branche hat eine turbulente Zeit hinter sich und verwendet jetzt mehr Geld und Leute auf Qualitätssicherung“, sagt Dave Sargent, der die Studie leitete.

Zwar stieg die Bewertung auch für VW, aber die Konkurrenz wie Suzuki machte es deutlich besser. Das hatte VW-Manager Trahan nicht erwartet. Interne Indikatoren wie Garantieleistungen fielen um bis zu 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Eigens für VW hatte JD Powers auf Monatsbasis vorab Umfragen durchgeführt, die einen klaren Aufwärtstrend zeigten. Trahan erklärt sich das schlechte Abschneiden mit „unglücklichem Timing“ der Jahresstudie. Verschiedene Verbesserungsmaßnahmen hätten noch keine Zeit gehabt, zu greifen, sagt der VW-Manager: „Zwei Monate später, und wir hätten ganz anders ausgesehen.“

BMW holt mit großen Schritten auf

Dagegen steht BMW glänzend da, arbeitete sich im Vergleich zum Vorjahr von Platz 14 auf Rang zehn vor. Rein statistisch berichteten Amerikaner im Vorjahr 109 Probleme je 100 BMW-Neufahrzeuge, in diesem Jahr fiel der Wert auf 97. Eine besondere Genugtuung für die Münchener: Mit Riesenschritten holte man zum Erzkonkurrenten Mercedes auf, der von Platz vier auf neun abrutschte. Damit riskieren die Stuttgarter, ihre mühsam eroberte Spitzenposition im wichtigen US-Markt zu verlieren.

Auch Porsche zeigte sich von seiner besten Seite. Der Sportwagenhersteller kletterte von Platz zehn auf Platz zwei, die Zahl der Probleme je 100 Fahrzeuge fiel von 100 auf 75. Damit liegt Porsche zusammen mit Jaguar dicht hinter Spitzenreiter Lexus. Bei Audi sanken die Problemmeldungen von 113 auf 105 je 100 Fahrzeuge.

Die besten Autokonzerne im US-Qualitätsranking

Was machen die Deutschen falsch? Laut Sargent wollen sie zu viel Technologie ins Auto packen. „Wenn man zum Umstellen der Uhr auf die Sommerzeit eine Gebrauchsanweisung braucht, läuft was falsch“, sagt der Projektleiter von JD Powers. Deutschen würde es schwerfallen, das „Deutsche“ an den Autos in Amerika zurückzufahren. Diese seien als sportlich, gut gebaut und robust gut gelitten.

„Man muss eine Balance finden“, sagt Sargent. Während Japaner und US-Produzenten mit ihren Modellen vor allem auf den US-Markt abzielen, so Sargent, sollen sie bei den Europäern für den gesamten Weltmarkt taugen.

Kritiker bemängeln den subjektiven Charakter der Studie. So können sich Amerikaner über „weiche“ Kriterien wie die Sitzeinstellung beklagen, die das Ranking genauso beeinflussen wie „harte“ Indikatoren, etwa die Pannenstatistik.

„Die Verbraucher erfinden nicht irgendwelche Probleme“, hält Sargent dagegen. „Und selbst wenn sie es tun würden: Als Autohersteller muss man darauf reagieren.“ Dem pflichtet Trahan bei: „Die Studie ist ein Standard, den wir schlagen müssen und werden.“

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