Als der hessische Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir gehört hat, dass der französische Autokonzern PSA Peugeot-Citroën den Rüsselsheimer Autobauer Opel kaufen will, war er vom Donner gerührt. Der Fahrzeughersteller ist einer der wichtigsten Arbeitgeber in Hessen, hat jedoch seit 16 Jahren kein Gewinn mehr erwirtschaftet und brauchte 2008 sogar eine Bürgschaft von Hessen über 500 Millionen Euro. Der amerikanische Mutterkonzern General Motors (GM) will Opel wegen der anhaltenden Probleme loswerden.
WirtschaftsWoche: Herr Al-Wazir, Sie haben doch sicher einen Opel als Dienstwagen. Der Autohersteller ist ja einer der wichtigsten Arbeitgeber in ihrem Bundesland.
Tarek Al-Wazir: Aktuell fahre ich Audi A6, 2,0 Liter Motor, Diesel, Euro 6 mit 109 Gramm CO2-Ausstoß pro Kilometer. Aber wir haben auch Opel im Fuhrpark. Seit ich Minister bin, werden die Autos im Wirtschaftsministerium vor allem nach ihrem CO2-Ausstoß ausgewählt. Früher fuhr der Minister hier 7er BMW. Den habe ich gleich beim Amtsantritt in einen 5er getauscht.
Wird das nächste Fahrzeug dann ein Opel sein?
Wahrscheinlich nicht. Opel ist im Dienstwagensegment ja nicht mehr sehr verbreitet. Ich glaube, dass ich schon das kleinste Auto im Kabinett fahre. Aber auch dieses Segment wird von Opel ja nicht mehr wirklich bedient. Wer weiß, was die Zukunft bringt, wenn ich da an den historischen Citroën DS denke…
Als Parteimitglied der Grünen haben Sie privat sicher kein Auto, oder?
Doch, einen zehn Jahre alten VW Touran. Ein Familienauto halt.
Die CO2 Werte wollen sie wahrscheinlich nicht nennen.
Doch, die habe ich im Kopf. Der müsste 165 Gramm ausstoßen. Das war damals einer der ersten Diesel, der den Partikelfilter serienmäßig drin hatte. Aber wir überlegen gerade, was unser nächstes privates Auto wird.
Das wird aber doch sicher ein Opel sein.
Ehrlich gesagt entscheidet das meine Frau – und die hat sich noch nicht entschieden.
Zur Person
Tarek Al-Wazir, 46, ist seit 2014 Wirtschaftsminister in Hessen. Als solcher kümmert er sich neben Opel um die Deutsche Börse, deren oberster Aufseher er ist. Al-Wazir ist Mitglied der Grünen.
Dann sind Sie entschuldigt.
Ich bin auf das neue Elektroauto von Opel, den Ampera-e gespannt. Sobald der auf dem Markt ist, werden wir ihn sicher in unserem Ministerium auch in den Fahrzeugpool aufnehmen. Die spannende Frage ist: Wird der Ampera-e am Ende der Verhandlungen zwischen General Motors und Peugeot wirklich noch mit dem Opel-Blitz am Kühlergrill ausgeliefert? Oder doch als Chevrolet Bolt der Opel-Mutter General Motors?
Wie bewerten Sie den Wunsch von Peugeot, Opel zu kaufen?
Ich weiß noch genau, wie die Nachricht auf meinem Handy mitten in einer Fraktionssitzung im Landtag aufpoppte. Bei Opel bangen wir seit 15 Jahren mit. Mein erster Gedanke war: Nicht schon wieder. Nun aber sehe ich es auch als Chance, dass Opel künftig Teil eines Konzerns werden könnte, der zwar vor allem in Europa stark, aber eben auch weltweit unterwegs ist. Ein Teil der Opel-Probleme rührt ja daher, dass Opel der Mutter General Motors in vielen Ländern keine Konkurrenz machen durfte. Das dürfte sich nach einem Verkauf wohl ändern.
Also kann es mit Opel nun nur noch bergauf gehen?
Ein Selbstläufer wird das nicht. Eines der Hauptprobleme von Opel ist aktuell, dass der wichtigste Markt Großbritannien ist. Dort hat Opel unter der Marke Vauxhall mehr Autos verkauft als in Deutschland. Die Folgen des Brexit, etwa das schwache Pfund, haben Opel erneut Verluste beschert. Das Problem verschwindet durch den Verkauf nicht.
Peugeot hat für die deutschen Standorte bis Ende 2018 Beschäftigungsgarantien versprochen. Geht das weit genug?
Ich glaube nicht, dass man von Peugeot zum jetzigen Zeitpunkt viel mehr verlangen kann, als General Motors bereit war zu geben. Opel hat seit dem Jahr 1999 keinen Gewinn gemacht, das darf niemand vergessen.