Als „Dieselgate“ im September 2015 aufgedeckt wurde, schien Amerika für Volkswagen endgültig verloren. Die Wolfsburger steckten auf dem US-Markt ohnehin schon in der Krise, durch den Abgas-Betrug wirkte die Lage dann völlig hoffnungslos.
Gut zwei Jahre später keimt jedoch neue Hoffnung auf. Die Verkäufe in den USA steigen wieder - zuletzt sogar kräftig. „Dieses Land liebt es, eine zweite Chance zu geben“, freut sich Nordamerika-Chef Hinrich Woebcken. Etwas komplexer sind die Gründe allerdings schon.
„Die richtigen Autos zum richtigen Zeitpunkt“ seien entscheidend dafür, dass VW in den USA wieder auf Wachstumskurs sei, meint Woebcken. Nachdem Analysten dem Unternehmen jahrelang eine verfehlte Produktpolitik vorwarfen, setzt die neueste Modelloffensive mit den SUVs Atlas und Tiguan auf familientaugliche Stadtgeländewagen. Neben Pick-up-Trucks stehen solche Fahrzeuge in der Gunst der US-Kunden ganz oben. Man habe also endlich die richtigen Lösungen gefunden, versichert Woebcken: „VW verändert sich.“
Noch ist es zu früh, um zu sagen, ob der Plan aufgehen wird - die Hoffnungsträger Atlas und Tiguan des Modelljahrgangs 2018 starteten gerade erst richtig in den Verkauf. Doch der Auftakt verläuft verheißungsvoll, wie die jüngsten Absatzzahlen zeigen.
Im Oktober legten die Verkäufe in den USA im Jahresvergleich um kräftige 11,9 Prozent auf 27 732 Autos zu, wie VW am Mittwoch mitteilte.
Auftrieb gab es beim wichtigsten US-Modell Jetta, kräftigen Schub verliehen aber vor allem Atlas und Tiguan. Im bisherigen Jahresverlauf liegen die Wolfsburger mit 9,4 Prozent im Plus, während der Gesamtmarkt nach dem Rekordjahr 2016 leichte Einbußen verzeichnet. Das liegt allerdings auch daran, dass mit kräftigen Kaufanreizen nachgeholfen wird. So wirbt Volkswagen in den USA nicht nur mit günstigen Preisen, sondern auch mit einem großzügigen Garantie-Angebot, von dem deutsche Kunden nur träumen können.