Honda Clarity Fuel Cell Technologie-Highlight mit ungewisser Zukunft

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Wie einfach das Tanken geht

Den Spurt auf 100 km/h haben wir nicht getestet, aber zumindest mal die "Sport"-Taste gedrückt. Dann reagiert der Japaner noch spontaner auf den Befehl zur Beschleunigung. Kein Wunder: Die Brennstoffzelle (103 kW) wird dann von einer Lithium-Ionen-Pufferbatterie mit zusätzlicher Leistung versorgt. Beim Heben des rechten Fußes bremst der Clarity allerdings nervend kräftig ab, Honda will hier etwas übertrieben Bremsenergie in Batteriestrom zurückverwandeln. Umgekehrt meldet sich beim heftigen Kickdown mit einem freundlichen Pfeifen der elektrische Turbokompressor zu Wort, der die Sauerstoffzufuhr für die Brennstoffzelle pusht und den übrig bleibenden Wasserdampf – die einzige anfallende Emission des Honda – über ein Loch im Unterboden des Wagens wieder hinaus in die Luft bläst.

1500 Kilometer ohne ein Gramm CO2

Prinzipiell haben die japanischen Ingenieure bei der Schalldämmung ganze Arbeit geleistet, im Clarity ist es auch bei höherem Tempo erfreulich leise. Windschutzscheibe und Seitenfenster bestehen aus Schallschutzglas, überall sind zusätzliche Isoliermatten montiert. Insofern können wir ungestört dem Sound des Premium-Audiosystems lauschen, das uns mit 540 Watt und insgesamt 12 Lautsprechern beschallt. Auch das sonstige Infotainment ist auf der Höhe der Zeit, selbstverständlich gibt es Apple CarPlay und Android Auto an Bord. Nur die Grafik des Acht-Zoll-Zentralmonitors wirkt ziemlich altbacken.

Und das Fahrverhalten? Ist unauffällig. Die Lenkung reagiert präzise und ausreichend direkt, die aufwändige Mehrlenker-Hinterachse sorgt für entspanntes Kurvenverhalten. Auch Federung und Dämpfung verdienen ihren Namen. Noch eine nette Kleinigkeit am Rande: Der Clarity hat am rechten Außenspiegel eine spezielle Kamera, die beim Rechtsabbiegen im Navi-Display die nähere Umgebung zeigt – sie verlängert das Leben von Radfahrern, die in den toten Winkel geraten.

So braust Toyota in die Zukunft
Wasserstoffauto Mirai Quelle: dpa
Wasserstoffauto Mirai kommt im Dezember nach Japan Quelle: dpa
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Wasserstoffauto Mirai beruht auf dem Toyota Sedan Quelle: Toyota
Wasserstoffauto Mirai hat 500 Kilometer Reichweite Quelle: Toyota
Wasserstoffauto Mirai stößt nur Wasserdampf aus. Quelle: Toyota

Zur Testfahrt gehört natürlich ein Tankstopp. Der ist nach kurzer Einweisung ("Karten-Code eingeben, Stutzen einrasten, arretieren und den grünen Knopf drücken!") in wirklich nur drei Minuten erledigt. Und der Blick auf das Display zeigt uns, dass wir für rund 100 Kilometer bei normaler, durchaus alltagsähnlicher Stadt-Land-Fahrt 1,22 Kilo Wasserstoff gebraucht haben.

Ergo dürften bei etwas zurück haltender Fahrweise mit einer Tankfüllung etwa 500 Kilometer drin sein, im Schleichmodus vielleicht auch die von Honda angesagten 650 Kilometer Reichweite. Andererseits ist Wasserstoff kein billiger Treibstoff: In Deutschland kostet das Kilo (subventioniert) 9,50 Euro. Unter dem Strich bewegen sich also die Betriebskosten auf Dieselniveau.

In den USA, wo der Clarity bereits angeboten wird, fährt man das cleane Mobil nach einer Anzahlung von gerade mal 2868 Dollar für schlanke 366 Dollar Leasing-Gebühren im Monat. Zusätzlich spendiert der Honda-Händler noch Tankgutscheine über 15.000 Dollar. Und obendrein kann sich der Clarity-Besitzer etwa für Urlaubstouren drei Wochen kostenlos eine konventionell angetriebene Luxuslimousine ausleihen. Bei dem üppigen Incentive-Paket, in das die Marketing-Abteilung von Honda vermutlich einiges an Marketinggeldern buttert, ist es kein Wunder, dass in den Staaten bereits über 250 Fahrzeuge zugelassen wurden und es für weitere 500 Fahrzeuge Vorbestellungen gibt.

In Deutschland hingegen wird der Clarity vorerst noch nicht angeboten. Der Grund ist das dünne Angebot an Zapfsäulen, durch die Wasserstoff strömt. Aktuell gibt es hierzulande gerade mal 15 Tankstellen, bis zum Ende dieses Jahres sollen es immerhin 50 sein. Vor allem entlang der Autobahnen sollen neue Zapfsäulen entstehen. Die Kosten dafür teilen sich die über 20 Industriepartner der „Clean Energy Partnership“, darunter der Gasehersteller Linde und die Autohersteller BMW, Daimler, Ford, Opel, Honda, Hyundai, Toyota und Volkswagen.

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