Manche Briten wie der inzwischen gefeuerte BBC-Starmoderator Jeremy Clarkson mochten über die Germans und ihren Erfolg spotten. Doch ohne die Investitionen etwa von BMW, die Rede ist von insgesamt 2,4 Milliarden Euro, hätte sich der Mini nie so zur Absatzrakete entwickelt. Der seit 1. März amtierende Mini-Chef Sebastian Mackensen übernimmt ein top geführtes Haus.
Im vergangenen Jahr verkaufte die BMW-Tochter mehr als 300.000 Exemplare, zwölfmal so viel 2001, dem Jahr, in dem der Mini neuer Prägung auf den Markt kam. Das schafften die Deutschen nicht nur mit den ihnen zugeschriebenen Tugenden wie Ingenieurkunst und Organisationstalent, gepaart mit Finanzkraft. Nachdem sie das Auto bei Technik und Komfort auf den neuesten Stand gebracht hatten, bauten sie die Modellpalette massiv aus.
Jaguar Land Rover in Zahlen
2013 war für Jaguar Land Rover das beste Verkaufsjahr weltweit, in 38 Ländern konnten die Briten Rekordergebnisse erzielen. Insgesamt fanden 425.006 Neuwagen der Marken Jaguar, Land Rover und Range Rover einen Besitzer, was einem Plus von 19 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Von 2011 (274.280 Autos) auf 2012 (357.773 Fahrzeuge) war der Zuwachs mit 30 Prozent noch größer. Auch im laufenden Jahr gehen die Geschäfte bei JLR gut: Im ersten Halbjahr wurden 240.372 Autos verkauft – ein Plus von weiteren 14 Prozent.
Am 31. März endete das Geschäftsjahr 2013/2014 mit einem Umsatz von 19,4 Milliarden Pfund. Vor Steuern blieb ein Gewinn von rund 2,5 Milliarden Pfund (umgerechnet 3,15 Milliarden Euro) beim Unternehmen übrig.
Gesamt: 80.000 Fahrzeuge
Jaguar XK: 3000 Fahrzeuge
Jaguar XJ: 20.000 Fahrzeuge
Jaguar XF: 49.000 Fahrzeuge
Jaguar F-Type: 9000 Fahrzeuge
Gesamt: 118.000 Fahrzeuge
Defender: 17.000 Fahrzeuge
Discovery: 45.000 Fahrzeuge
Freelander: 56.000 Fahrzeuge
Gesamt: 236.000 Fahrzeuge
Range Rover: 46.000 Fahrzeuge
Range Rover Sport: 67.000 Fahrzeuge
Evoque: 123.000 Fahrzeuge
Seit 2009 hat sich die Zahl der Beschäftigten mit 30.000 mehr als verdoppelt. Allein in den vergangenen zwei Jahren wurden 12.000 neue Stellen geschaffen.
Im Hauptwerk Oxford laufen die zweitürigen Varianten Hatch, Cabrio, Roadster und Coupé vom Band. Swindon westlich von London liefert Komponenten, Hams Hall bei Birmingham baut Motoren. Der Absatz der rund 20.000 Euro teuren Winzlinge läuft so gut, dass die Bayern die mehrtürigen Modelle Countryman, Clubman und Paceman beim österreichisch-kanadischen Zulieferer Magna und neuerdings auch bei dem niederländischen Auftragsfertiger Nedcar montieren lassen.
„Das lässt uns atmen“, sagt der für Mini zuständige BMW-Vorstand Peter Schwarzenbauer. Mit der jüngsten Investition in Oxford sei die Maximalkapazität von 260.000 Stück erreicht. „Wir brauchen zusätzliche flexible Produktionskapazität. Das moderne niederländische Werk bietet logistische Vorteile durch seine Nähe zu unserem britischen Produktionsdreieck. Das ist und bleibt aber das Herz der Mini-Produktion“.
Für die Region und ihre Gemeinden ist das deutsche Engagement ein Segen. 18.000 Menschen arbeiten im Vereinigten Königreich allein für BMW. Hinzu kommen Zulieferer und Dienstleister, die mehr als 46.000 Mitarbeiter beschäftigen.
Ebenfalls auf Wachstumskurs ist die Luxus-Marke Rolls-Royce, die seit 2000 zu BMW gehört. Unter dem Deutschen Torsten Müller-Ötvös entsteht derzeit in Bognor Regis in der Nähe von Goodwood, eine halbe Autostunde von der südenglischen Hafenstaat Portsmouth, ein neues Technologie- und Logistikzentrum. Das Stammwerk in Goodwood platzt aus allen Nähten. Seitdem Müller-Ötvös 2010 die Geschicke des Nobelkarossenherstellers lenkt, hat sich der Absatz auf mehr als 4000 Fahrzeuge pro Jahr vervierfacht. Mit dem neuen, über 300.000 Euro teuren sportlichen Luxusgeländewagen namens Cullinan wollen die Deutschen das Absatzvolumen bis 2019 fast verdoppeln – und die Ertragslage nochmals deutlich verbessern.
Boliden aus Britannien
Ähnlich rasant entwickelt sich die einstige Rolls-Royce-Schwestermarke Bentley, die seit 1998 zu Volkswagen gehört und es bereits auf fünfstellige Absatzzahlen bringt – dem alten und neuen Chef Wolfgang Dürheimer sei Dank. 2014 lieferte das Werk in Crewe 45 Kilometer südwestlich von Manchester knapp 11.000 Fahrzeuge aus und der deutschen Konzernmutter einen operativen Gewinn von 168 Millionen Euro.
VW hat für umgerechnet 54,7 Millionen Euro im Bentley-Stammwerk Crewe ein neues Forschungs- und Entwicklungszentrum errichtet. Das Geld soll in kürzester Zeit der 600 PS starke sportliche Ultra-Luxusgeländewagen mit einem 12-Zylinder-Motor einspielen. Von dem Boliden will VW im kommenden Jahr 3000 Fahrzeuge verkaufen. Insgesamt steckt VW zwischen 2014 und 2016 rund 1,15 Milliarden Euro in seine britische Luxusmarke Bentley in Großbritannien.
Wohl am spannendsten verläuft die Wiederbelebung bei Aston Martin, der urbritischsten aller Autoschmieden. In den Sechzigerjahren schmückten die Sportwagen die James-Bond-Filme. Unvergesslich, wie Sean Connery alias MI6-Agent 007 im Dienste seiner Majestät 1964 in „Goldfinger“ aus einem Aston Martin DB5 Raketen abfeuerte und sich unliebsamer Beifahrer per Schleudersitz entledigte. Doch der Ruhm währte nicht lange. In den Siebzigerjahren drohte die Pleite. Die Kultmarke wechselte mehrfach den Besitzer.