Knackpunkte beim Opel-Deal Worüber Opel und Peugeot verhandeln müssen

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PSA und Opel sind außerhalb Europas schwach

Auch Peugeot und Citroën verkaufen den überwiegenden Teil ihrer Autos in Europa. Trotz der jahrelangen Partnerschaft mit dem chinesischen Großunternehmen Dongfeng, das seit 2014 auch 14 Prozent an der PSA Group hält, ist den Franzosen der Durchbruch in China noch nicht gelungen. Seit 1992 bauen Dongfeng und PSA in Wuhan zusammen Autos:

  • zum Teil angepasste europäische Autos (wie etwa der Citroën C4 als Stufenheck-Limousine)
  • in Europa bereits eingestellte Baureihen (der 2012 eingestellte Peugeot 206 wird in weiterentwickelter Form als Citroën C2 verkauft)
  • eigene Entwicklungen für den chinesischen Markt (wie der DS 5LS)
  • als Citroën vermarktete chinesische Autos (wie der seit 2016 angebotene Citroën C6, der technisch ein Fengshen A9 ist)

Zum Erfolg hat diese Misch-Strategie noch nicht geführt. Aber immerhin ist PSA in China vertreten – auf anderen wichtigen Wachstumsmärkten jedoch nicht. Sowohl in Nord- als auch Südamerika sind weder Peugeot, Citroën oder die Nobelmarke DS aktiv. Hier könnte, wie von einigen Experten ins Spiel gebracht, eine Überkreuzbeteiligung von General Motors und PSA Sinn ergeben. Sprich: PSA nimmt GM die Europa-Baustelle Opel ab, dafür spielen die Amerikaner den Türöffner in den amerikanischen Märkten.

Punkt 3: Die Werke

Hier ist die Lage schwieriger. PSA hat unter Tavares und dessen Vorgänger Philippe Varin eine harte Sanierung mit Jobverlusten und Werkschließungen durchlaufen. Zusammen mit einem zurechtgestutzten Modellprogramm hat es PSA 2016 zurück in die Gewinnzone geschafft – nach drei Jahren mit roten Zahlen.

Alleine im Werk Aulnay-sous-Bois, nördlich von Paris gelegen, sind bei der Schließung 2014 rund 3600 Jobs weggefallen. Mit der in Frankreich unpopulären Maßnahme hat es Tavares jedoch geschafft, die Auslastung in den verbliebenen Werken wieder zu erhöhen – einen Erfolg, den er sich durch neu hinzugewonnene Opel-Werke nicht schmälern lassen wird.

Nähmaschinen, Laubfrosch und ein Raketenantrieb
Die Marke mit dem Blitz - Opel Quelle: dpa
Anfang mit Nähmaschinen Quelle: PR
Opels Markenlogo 1862 Quelle: PR
Fahrrad „Velociped“ Quelle: PR
„Patent Motorwagen System Lutzmann“ Quelle: PR
Erste Eigenkonstruktion: Modell 10/12PS Quelle: PR
Opel Zweizylinder-Luxus-Motorrad Quelle: PR

Opel kämpft derweil mit Überkapazitäten. Im Branchenschnitt sind die Auto-Fabriken zu 70 Prozent ausgelastet, Opel kommt nur auf 65 Prozent. Als sich das UK-Geschäft nach dem Brexit-Votum erschwerte, musste Opel in den Werken Rüsselsheim und Eisenach Kurzarbeit anmelden – für die dort produzierten Insignia und Corsa ist das Vereinigte Königreich ein wichtiger Absatzmarkt. Den dortigen Absatzrückgang konnte Opel nicht andersweitig kompensieren.

Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer geht davon aus, dass bei einer Übernahme die Opel-Produktion in den PSA-Autobau eingegliedert würde. „Es gibt keine Markenwerke, sondern nur Konzernwerke, in denen alle Markenprodukte gefertigt werden“, betonte der Direktor des CAR-Instituts der Universität Duisburg-Essen. Die vorhandenen Kapazitäten seien eher zu groß, so dass die Lage für die Opel-Werke in Eisenach und Kaiserslautern über Nacht schlechter geworden sei.

Damit stünden tausende Jobs auf dem Spiel. Vor allem am Stammsitz Rüsselsheim könnten zentrale Einheiten verkleinert oder ganz abgebaut werden, weil ihre Aufgaben im Konzern übernommen würden, betonte Dudenhöffer. Betroffen wären etwa der Einkauf, der Vertrieb, das Marketing sowie Teile des Entwicklungszentrums. Mindestens ein Drittel der rund 15.000 Jobs in Rüsselsheim stünde bei einer Übernahme zur Disposition.

Was bei dem deutschen Blick auf Opel nicht vergessen werden darf: In England betreibt Vauxhall die Werke Ellesmere Port (Opel und Vauxhall Astra) und Luton (Opel Vivaro). Das ist für PSA interessant, da die Franzosen bislang nicht in Großbritannien fertigen – nach dem Brexit sind Werke vor Ort ein großer Vorteil.

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