Konzernabend in Genf Volkswagen im PS-Rausch

Klare Ansage von VW-Chef Winterkorn: Im Kampf um die Vorherrschaft im Autogeschäft nimmt Volkswagen die Herausforderung von Apple und Google an. Wenn auch zunächst mit traditionell PS-starken Premieren beim Konzernabend.

Wenn das Gesehene nicht zum Gesagten passt, dann spricht man von einer Text-Bild-Schere. Zum Auftakt des Genfer Autosalons hat Volkswagen eindrucksvoll vorgeführt, wie so eine Text-Bild-Schere in der Autowelt aussieht. Nach fast einer Stunde PS-Rausch mit Weltpremieren wie dem neuen Lamborghini Supersportler Aventator SV und dem Konzept-Sportler Bentley EXP 10 Speed 6, trat VW-Konzernchef Martin Winterkorn ans Mikrofon, um sein Publikum wieder zurück in die Wirklichkeit zu holen und seinen Konzern auf Konkurrenten einzuschwören, die erst am Horizont zu sehen sind. Quelle: dpa
„Ich begrüße ausdrücklich das Engagement von Apple, Google & Co beim Thema Automobil“, sagt Winterkorn.  Er sei überzeugt, dass sich die Generation der iPhone-Begeisterten für die richtigen Automobile aus dem richtigen Haus entscheiden werden. Immerhin investiere VW mit 11,5 Milliarden Euro mehr als jeder andere Konzern in dieses Ziel. Themen wie den elektrischen Antrieb, das autonome Fahren und die stärkere Vernetzung werde man weiter vorantreiben. Quelle: dpa
Und inmitten der Leistungsshow gab es tatsächlich Modelle, die erahnen lassen, wie VW sich die Zukunft vorstellt. VW-Entwicklungsvorstand Hans-Jakob Neußer präsentierte das Sport Coupé Concept GTE, das einen Ausblick auf die neue Designsprache von Volkswagen geben soll. Ein Normverbrauch von nur zwei Litern auf 100 km wird angepeilt. Quelle: AP
Mit dem stylishen GTE zeigt VW, wie das Markengesicht der Wolfsburger in Zukunft aussehen könnte: Die lange Motorhaube wird tief nach unten gezogen, schmale LED-Scheinwerfer gehen in den Grill über. Antrieb: Ein Hybrid aus 3-Liter-TSI und zwei Elektromotoren. Arbeiten alle drei zusammen, beschleunigt das Sportcoupé mit 380 PS auf bis zu 250 km/h (abgeregelt). Ein solcher GTE passt ziemlich genau in die Lücke zwischen Passat und Phaeton. Quelle: obs
Natürlich verrät die 4,87 Meter lange Studie auch, wie der nächste CC aussehen wird, also der besonders elegante Passat-Ableger.  Quelle: dpa
Der extrem breit wirkende Edel-Kombi kommt mit Hybrid-Antrieb: Die Studie wird von einem 3,0-Liter-TDI (353 PS) und einem 100-kW-Elektromotor angetrieben. Zusammen bringen sie es auf 455 PS Systemleistung. Audi verspricht einen gemittelten Kraftstoffverbrauch von 1,6 Litern auf 100 Kilometer. Im besten Fall beschleunigt er in 5,1 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h. Rein elektrisch bewegt soll er 54 Kilometer schaffen, bevor der 14,1 kWh-Akku im Heck aufgeladen werden muss. Quelle: dpa
Aber ganz ohne ein ordentliches Motorenbrummen können auch die Ingolstädter nicht: Neben dem Prologue wurde der R8 V10 plus auf die Bühne gefahren. Der Supersportler wird 610 PS leisten und hat deutlich an Gewicht verloren. Quelle: AP
Außerdem verzichtet Audi bei dem 5,2 Liter großen Saugmotor auf Turboladereinsatz. Die zweite, kleinere Variante des R8, der mit viel Aluminium und Carbon gebaut wird, hat ebenfalls einen V10, aber mit 540 PS. Quelle: REUTERS
Und auch Zuffenhausen hat was für die Rennstrecke mitgebracht: Für den neuen Cayman GT4 mit 385 PS hat sich Porsche-Chef Matthias Müller gleich in ein lockeren, rennstreckenkompatibles Outfit geworden. Das neue Spitzenmodell seiner Modellreihe sei eine Kreuzung aus Straßenfahrzeug und Rennwagen, wie Porsche betont. Quelle: AP
Wem das nicht reicht, der kann sich bei den Supersportlern im VW-Konzern umsehen. Beispielsweise beim Lamborghini Superveloce (SV), was übersetzt „superschnell“ bedeutet. Ein Anspruch, dem der Sportwagen durchaus gerecht wird. Mit 750 PS beschleunigt er in 2,8 Sekunden auf 100 Stundenkilometer, in der Spitze fährt er 350 Kilometer pro Stunde. Quelle: AP
Der neue Lamborghini Aventador LP 750-4 SV leistet somit 50 PS mehr als der „normale“ Aventador und wiegt 50 Kilo weniger. So hat eine Pferdestärke nur rund zwei Kilo Fahrzeuggewicht zu tragen. Quelle: dpa
Wer es noch extremer mag, wird wohl auf den Nachfolger des Bugatti Veyron warten müssen. Das letzte - und bereits in den Mittleren Osten verkaufte - Exemplar des auf 450 Exemplare limitierten Sechzehnzylinder-Supersportwagens mit 1.200 PS zeigten die Wolfsburger ebenfalls in Genf. „La Finale“ heißt das letzte Exemplar. Doch nach dem Finale ist vor dem Finale. Der Nachfolger des Veyron, so verspricht es Markenchef Wolfgang Dürheimer, wird ein „Vollblut-Sportwagen“, der „noch stärker und noch schneller“ sein soll. Quelle: AP
Im Durchschnitt gaben die Käufer eines Veyron 2,3 Millionen Euro für das vor Superlativen nur so strotzende Auto aus. Geld hat der Konzern aber keins damit verdient. Entwicklungs- und Produktionskosten waren einfach zu hoch. Es ging wohl mehr um das technisch Machbare und die Strahlkraft der traditionsreichen Marke. Quelle: REUTERS
Auch die zweite Marke, die Dürheimer im Konzern vertritt, mag es diesmal überhaupt nicht britisch zurückhaltend. Der neue Bentley Continental GT Speed beschleunigt mit seinen 635 PS auf bis zu 305 Stundenkilometer. Front und Heck wurden überarbeitet, zudem hilft eine Zylinderabschaltung den Spritdurst zu zügeln. Quelle: AP
Vom geplanten Bentley-Luxus-SUV namens Bentayga war noch nichts zu sehen, stattdessen aber von einem weiteren Supersportler, der die Modellpalette ergänzen könnte. EXP steht für Experimentalfahrzeug, mit Speed 6 bezeichnet Betley traditionell zweisitzige Sportmodelle. Technische Daten wurden noch nicht genannt. Quelle: REUTERS
Für den nüchternen Teil des Abends war dann einmal mehr Volkswagen-Nutzfahrzeug-Chef Eckhard Scholz zuständig, der den neuen Caddy nach Genf mitgebracht hat. Ein Kastenwagen, der in der PS-Parade zwar ein wenig untergeht – sich aber immerhin insgesamt schon über 1,5 Millionen Mal verkauft hat. Quelle: dpa
Ja, auch das ist VW, als Tochter von Audi: Während Ducati-CEO Claudio Domenicali die neue Ducati Multistrada 1200 vorstellte, fehlte andererseits einer der interessanten Vorstände im VW-Konzern beim Schaulaufen der VW-Marken auf der Bühne. Andreas Renschler, der aus MAN und Scania einen neuen Lkw-Riesen formen soll, bekam keinen eigenen Auftritt. Aber für die kleine Bühne der Halle Secheron in Genf sind die großen Brummis auch einfach eine Nummer zu groß. Quelle: AP
Im Januar und Februar steigerte Volkswagen den Absatz weiter. In den beiden Monaten habe der Konzern weltweit erstmals mehr als 1,5 Millionen Fahrzeuge ausgeliefert, sagte Winterkorn. Mit Blick auf die vorsichtige Prognose für das laufende Jahr, fügte er hinzu, VW wolle die Bodenhaftung nicht verlieren. "Denn es wäre fahrlässig, den Blick zu verschließen vor den vielen weltpolitischen und gesamtwirtschaftlichen Brandherden, mit denen unsere Branche konfrontiert ist." Quelle: dpa
Volkswagen hatte Ende Februar 2015 einen Rekordgewinn für das abgelaufene Geschäftsjahr bekanntgegeben, sich aber zurückhaltend über die Entwicklung in 2015 geäußert. Das hatte manchen Börsianer zunächst enttäuscht. Quelle: AP
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