Krisenkommunikation Es wird Jahre dauern, bis VW zur Ruhe kommt

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Winterkorns Entschuldigung

Entsprechend hat VW mit seiner ersten Reaktion – Winterkorns Entschuldigung – alles richtig gemacht?

Hans Mathias Kepplinger: Es ist richtig, dass er schnell an die Öffentlichkeit gegangen ist – auch unter diesen Umständen und mit diesem erkennbar betroffenen Verhalten. In der Videobotschaft machte er persönlich einen schwer angeschlagenen Eindruck. Das muss einen nicht wundern angesichts der ungeheuren Vorwürfe, die auf ihn einprasseln. Die Art und Weise, wie er gesprochen hat, sind ein Beispiel für die extrem starke Wirkung, die solche Angriffe auf die Angegriffenen selbst ausüben. Ich bezeichne das als „reziproke Effekte“ – Effekte auf diejenigen, die skandalisiert werden. Das konnte man bei zu Guttenberg, bei Wulff und bei anderen beobachten und jetzt  auch bei Winterkorn. Er ist schwer getroffen, was man an seinem ganzen nonverbalen Verhalten erkennt.

Herr Roselieb, Winterkorn hatte in besagter Botschaft um Vertrauen gebeten. Unabhängig von seiner Person und seinem späteren Rücktritt, war das clever?

Frank Roselieb: Nein, das war recht unprofessionell. Man kann diesen aktuellen Fall ein bisschen vergleichen mit dem Toyota-Fall 2009/2010 in den USA. Bis dahin war es auch so, dass Toyota eine extrem vertrauenswürdige Marke war, es waren immer die unfallfreiesten Autos und auf einmal gab es mehrere große Probleme in Serie. Damals hat man sich mit so einem Videostatement erst relativ spät an die Öffentlichkeit gewagt, nämlich dann, als man wirklich das Gefühl hatte: Jetzt haben wir das Problem gelöst.

Herr Kepplinger, halten Sie es auch für unklug, zu Beginn einer Krise um Vertrauen zu werben?

Hans Mathias Kepplinger:  Das einzig Unkluge war der Satz, dass „Manipulationen“ bei Volkswagen nie wieder vorkommen dürfen. Dieser Satz wird Volkswagen noch lange verfolgen. Wenn der Vorstandsvorsitzende selbst sagt, dass es eine „Manipulation“ ist, ist das dauerhaft zitierfähig.

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