Lahmende Model-3-Produktion Wie weit hat Tesla sein Ziel wirklich verfehlt?

Ein Tesla Model 3 in einem Ausstellungsraum in Los Angeles. Quelle: REUTERS

Tesla wollte sein Model 3 bis zum Quartalsende 2500 Mal pro Woche bauen. Laut einer internen E-Mail von Firmenchef Elon Musk sei kürzlich die Marke von 2000 Autos pro Woche übertroffen worden sein. Doch daran gibt es Zweifel.

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Der Elektroautohersteller Tesla hat das selbst gesteckte Produktionsziel für sein Model 3 offenbar verfehlt. Mehrere Branchenblogs zitierten am Montag aus einer E-Mail von Firmenchef Elon Musk an Mitarbeiter des Konzerns, wonach kürzlich die Marke von 2000 Fahrzeugen in der Woche übertroffen worden sei. Eigentlich hatte Tesla zuletzt angestrebt, dass bis Ende März wöchentlich 2500 Autos vom Typ Model 3 vom Band laufen. Allerdings wäre die in den Blogs genannte Zahl immer noch deutlich besser als die des Schlussquartals 2017, als im gesamten Zeitraum 2425 Model-3-Autos hergestellt wurden.

Tesla lehnte eine Stellungnahme zu den Blogbeiträgen ab. Die Produktionszahlen sollen offiziell in dieser Woche vorgelegt werden. Die Aktie des Unternehmens notierte an der New Yorker Börse zwischenzeitlich acht Prozent im Minus, kurz vor Börsenschluss kostete sie mit 252,90 Dollar etwa fünf Prozent weniger. Das Papier litt zuletzt auch unter einer Herabstufung durch die Ratingagentur Moody's sowie einem tödlichen Unfall mit einem Tesla in Kalifornien.

Und die Tesla-Aktie könnte weiter sinken, wie ein Bericht von Bloomberg nahe legt – die Nachrichtenagentur geht von deutlich geringeren Produktionszahlen aus. Bloomberg verfolgt die Fertigung des Model 3 sehr genau und hat ein eigenes Rechenmodell erstellt. Auf Basis der „Vehicle Identification Numbers“ (VINs), die von Tesla an die US-Behörden übermittelt wurden und VINs, die direkt von Tesla-Eigentümern an die Nachrichtenagentur übermittelt wurden, kommt die Redaktion zu einem ganz anderen Schluss. Zwar habe es einen einmaligen Spitzenwert von 2200 gebauten Model 3 in einer Woche gegeben – die Standard-Produktionsrate liege derzeit aber bei lediglich 1190 Autos. Über das erste Quartal kommt Bloomberg so auf 9285 Model 3, zusammen mit den Exemplaren aus 2017 sind demnach 11.971 Model 3 gebaut.

Die aktuellen Daten zeigen zwar einen starken Anstieg der Produktion in den vergangenen Wochen, doch Tesla habe Arbeiter von den Produktionslinien des Model S und Model X abgezogen, um die Produktionszahlen zum Ende des Quartals zu erhöhen. Einen ähnlichen Boost hatte Bloomberg bereits zum Jahresende 2017 beobachtet, als Tesla angab, „extrapoliert über 1000 Model 3 pro Woche“ zu bauen. Der Punkt ist: Ein einmaliger Wochenbestwert kann nicht als Maßstab für eine dauerhafte und nachhaltige Produktion herangezogen werden. Über eine Woche können die Produktionszahlen mit Sonderschichten verzerrt werden – jedoch kaum über ein ganzes Quartal. Deshalb schlägt Bloomberg eine „standard weekly rate“ als geeigneteren Maßstab vor – ein komplexeres Rechenmodell, das nicht nur den Wochendurchschnitt in einem Quartal widergibt.

Allerdings schränkt Bloomberg auch ein, dass sein experimentelles Modell nur zu einem geringen Teil auf validen Daten von Tesla selbst basiere. Selbst der zuverlässigste VIN-Tracker sei fehlerhaft. „Die Frage ist um wie viel und in welche Richtung“, schreibt Bloomberg. Nach der Veröffentlichung der Quartalszahlen von Tesla werde man das Rechenmodell anpassen und so die Genauigkeit stetig verbessern.

Traut man bereits heute den Daten, zeigt das einen raschen Anstieg – jedoch anders als von Tesla kommuniziert. Die für Dezember angepeilte Rate von 1000 Fahrzeugen pro Woche habe Tesla erst nachhaltig in diesem März erreicht. Deshalb bilanziert Bloomberg: „Auch wenn Tesla sein aktuelles Produktionsziel erreichen kann, ist nicht klar, ob das Unternehmen diese Zahl aufrechterhalten und ausbauen kann.“

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