Der erste war der Spanier José Ignacio López, den Vorstandschef Piëch in den 1990er Jahren vom Konkurrenten und Opel-Bauer General Motors (GM) abwarb und auf einen neu geschaffenen Vorstandsposten „Produktionsoptimierung und Beschaffung“ setzte.
Mit Lopez und dessen selbst ernannten „sieben Kriegern“, die er von GM mitnahm, holte sich Piëch zwar geniale Kostendrücker, aber auch eine Menge Ärger ins Haus. Der ehemalige Opel-Manager soll geheimes Material mitgebracht haben. Piëch konnte jahrelang nicht in die USA reisen, weil er eine Inhaftierung und einen Prozess wegen Industriespionage fürchten musste.
Was VW 2014 in den USA verkauft hat
29.182 verkaufte Fahrzeuge im Jahr 2014
Quelle: CAR-Institut der Universität Duisburg-Essen
9.995 verkaufte Fahrzeuge im Jahr 2014
3.411 verkaufte Fahrzeuge im Jahr 2014
33.675 verkaufte Fahrzeuge im Jahr 2014
160.873 verkaufte Fahrzeuge im Jahr 2014
96.649 verkaufte Fahrzeuge im Jahr 2014
1.103 verkaufte Fahrzeuge im Jahr 2014
25.121 verkaufte Fahrzeuge im Jahr 2014
6.961 verkaufte Fahrzeuge im Jahr 2014
Eiskalt lächelnd äußerte er sich am 28. Juli 1993 auf einer Pressekonferenz zur „Lopez-Affäre“: „Immer wenn es um Krieg geht, (...) gibt es Gewinner und Verlierer und ich habe die Absicht (...) der Sieger zu sein. (...) Ich hab hier schon ausreichend erklärt, dass Opel uns nicht interessiert. Falls Sie das noch nicht verstanden haben: Ich guck nicht nach dem vierten in Europa, ich guck nach dem ersten in der Welt.“
Die öffentliche Verantwortung mussten andere tragen
Auftritte wie dieser brachten Piëch den Ruf des knallharten, profit-orientierten Managers ein, der sein Lebensziel, den größten und erfolgreichsten Autokonzern der Welt zu schmieden, ohne jede Rücksicht auf Verluste verwirklichen wollte.
Im Fall GM musste Piëch schließlich klein beigeben. Nach drei Jahren Wirtschaftskrieg vergleichen sich die Auto-Giganten. Piëch opferte dafür Lopez, der 1996 zurücktrat. VW zahlte 100 Millionen Dollar Schadenersatz und kaufte für eine Milliarde Euro Teile bei GM zu. Das Strafverfahren gegen Lopez – wegen seiner skrupellosen Verhandlungsführung auch der „Würger von Wolfsburg“ genannt – wurde gegen Zahlung von 400.000 Mark eingestellt.
Auf ähnliche Weise trennte sich Piëch von seinem Personalvorstand Peter Hartz. Er hatte Anfang der Neunzigerjahre zur Rettung des stark verschuldeten VW-Konzerns beigetragen, indem er gegenüber der IG Metall die Vier-Tage-Woche ohne Lohnausgleich durchboxte – allein das sparte Volkswagen umgerechnet 500 Millionen Euro an Lohnkosten.
Rolls-Royce war ein teurer Fehlgriff
Als 2005 herauskam, dass VW Sex-Partys, Lustreisen und Shopping-Touren des damaligen VW-Betriebsratsvorsitzenden Klaus Volkert finanzierte, musste Hartz vor Gericht und wurde zu einer Bewährungs- und Geldstrafe verurteilt. Damit war sein Ende bei VW besiegelt.
Piëch dagegen ging straffrei aus: Er habe keinerlei Anlass gehabt, sich mit jenem Konto 1860 der VW-Buchhaltung zu beschäftigen, über das die Spesen des Betriebsrates abgerechnet worden waren, sagte er aus.
Doch nicht nur beim Führungspersonal leistete er sich teure Fehlgriffe. 1998 erwarb Piëch die britische Nobelmarke Rolls-Royce für umgerechnet 700 Millionen Euro. Dabei versäumt er aber, neben dem angestaubten Werk im englischen Crewe auch die Namensrechte zu kaufen. 2002 ging Rolls Royce daher an den Münchner Konkurrenten BMW, der sich die Rechte gesichert hatte. Piëch musste sich mit der Schwestermarke Bentley begnügen. Er habe, lässt er danach wissen, sowieso von Anfang an nur die sportlichere Marke haben wollen, weil diese mehr wirtschaftliches Potenzial besitze.
Selbst wenn beide Luxusschmieden stets bekräftigen, keine Konkurrenten zu sein und in gänzlich unterschiedlichen Segmenten des Luxusgeschäfts anzutreten: Heute laufen die Geschäfte bei Rolls-Royce unter BMW-Ägide gut, bei Bentley laufen sie besser.
Doch auch bei der ein oder anderen konkreten Modellentscheidung lag Piëch daneben. Der Drei-Liter-Lupo floppte. Die Luxuslimousine Phaeton konnten die Wolfsburger nie so recht als echte Alternative zu S-Klasse, A8 oder 7er etablieren. Und ob sich die Renaissance von Bugatti mit der sündhaft teuren Entwicklung des 400 Stundenkilometer schnellen Veyron für den Konzern jemals gelohnt hat, darf mehr als angezweifelt werden.
All diese Niederlagen, große wie kleine, konnte Piëch verkraften. Auch wenn sie auf ihn zurückgehen, die öffentliche Verantwortung mussten andere übernehmen oder sie perlte an dem ausgebufften Automanager einfach ab. Die aktuelle Niederlage wird Piëch aber wohl noch etwas länger beschäftigen.
Es geht um viel, für manche sogar um den Nachlass seines Lebens. Sein ursprünglicher Plan sah vor, dass nach seinem Ausscheiden als Chefkontrolleur sein Bis-vor-kurzem-Vertrauter Winterkorn nebst Gattin Ursula und Bruder Hans Michel den Piëch-Familienstamm vertreten sollten.
Die Suche nach einem neuen Kronprinzen darf als eröffnet gelten.