Malte Krüger "Deutschland kann super Autos bauen – aber nicht verkaufen“

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"Wir können in Deutschland super Autos bauen, aber nicht super verkaufen"

Worüber wundern Sie sich als Digital-Experte, wenn Sie ein Autohaus besuchen?
Wie viel Zeit haben wir? Nein, im Ernst. DAS Autohaus und DEN Autohändler gibt es nicht, aber ja, ich wundere mich schon über einiges. Zum Beispiel, dass es noch viele Verkäufer vom alten Schlag gibt. Die sind nicht darauf eingestellt, dass nur noch einer der fünf Schritte zum Autokauf im Autohaus stattfindet. Das sind tolle Verkäufer, aber sind sie auch gute Berater und Service-Ansprechpartner am Telefon und im Internet? Nein, sind sie nicht.

Ich wundere mich auch, wie stark noch von Seiten der Hersteller auf Neuerungen in den Autohäusern gedrängt wird, wie viel investiert wird – teils jährlich. Das macht aus meiner Sicht wenig Sinn, wenn die Kunden mehr im Internet als im Autohaus sind.

Bei der Tool- und Prozesslandschaft hinken viele Händler noch stark hinterher. 90 Prozent der Autohäuser haben kein Lead-Management, wissen also gar nicht, woher die Kunden mit Kaufabsichten kommen. Sie investieren blind ins Marketing.

Wir können in Deutschland super Autos bauen, aber nicht super verkaufen. In den USA ist man da deutlich weiter.

Was schauen Sie sich aus den USA ab?
Wir wollen den Autokauf in den nächsten sechs bis 24 Monaten spürbar einfacher und noch transparenter machen.

Wie soll das funktionieren?
Wir wissen aus aktuellen Studien, dass jeder zweite im falschen Auto sitzt. Jeder dritte würde das Auto wechseln, wenn der Autokauf einfacher wäre. Wir sehen drei Hebel:  1. mehr Transparenz – über den Händler, das Auto an sich und den Preis. 2. Vereinfachung – der Autokauf ist noch zu komplex und 3. Individualisierung. Dazu wären wir gerne der Car-buying-Buddy des Kunden.

Bitte was?
Der gute Freund, der Autoexperte, der ihnen zu- oder abrät, der im richtigen Moment alle relevanten Informationen kennt. Dazu haben wir etwa Motor-Talk gekauft.

Kryptische Kürzel in Auto-Anzeigen

Heißt das, Kunden können künftig auf der Berater-Hotline anrufen und da sitzt dann mein persönlicher „Buddy“?
Das nicht, aber wir wollen die gesammelten Daten über den Kaufprozess und das Wissen unserer Mitglieder aus der Motor-Talk-Community besser kombinieren und nutzen. Wie das konkret aussieht werden Sie bald sehen.

Zurück in die Gegenwart: Hat der Diesel noch eine Chance in Deutschland?
Absolut. Wir waren immer Diesel-Land und hatten mit dem Diesel einen Exportschlager. Wenn der Skandal sauber aufgearbeitet wird, wird sich daran auch nichts ändern.

Die beliebtesten Autos Deutschlands
Platz 10: Audi A4Grund zur Freude ist dieser zehnte Platz für Audi wohl kaum. Zum Stichtag Ende November lag der A4 in der Neuzulassungs-Statistik des Kraftfahrt-Bundesamts (KBA) noch auf Rang neun. Ein schwacher Dezember mit 2.644 Neuzulassungen hat den Mittelklasse-Audi noch einen Rang gekostet. In den restlichen elf Monaten des Jahres waren es im Schnitt 4.531 Exemplare. Der Modellwechsel auf die aktuelle Baureihe (im Bild) dürfte nicht ganz spurlos an der Statistik vorbeigegangen sein – wegen der Rabatte für das auslaufende Modell. Insgesamt wurden 2015 52.493 A4, S4 und RS4 neu zugelassen. Quelle: Audi
Platz 9: Opel CorsaVon 10 auf 9 ging es für den Opel Corsa. Mit 4.156 neuzugelassenen Exemplaren hat sich der kleine Rüsselsheimer im Jahres-Endspurt noch an dem Audi vorbeigeschoben. Von Januar bis Dezember listet das KBA 52.741 Corsa – minimal mehr als beim A4. Quelle: Opel
Platz 8: Opel AstraNoch etwas stärker als der Corsa hat sich im Dezember der Astra entwickelt. Auf der IAA im September wurde die aktuelle Generation erst vorgestellt. Im letzten Monat des Jahres haben dann noch 5.309 Kunden bei dem neuen Astra zugegriffen – das ein oder andere Vorführfahrzeug der Opel-Händler dürfte in der Statistik aber auch enthalten sein. Dennoch kommt der Astra so auf 56.079 Neuzulassungen in 2015 – Rang acht. Quelle: Opel
Platz 7: Audi A3Auch im Falle des A3 war der Dezember für Audi kein guter Monat: Ende November lag die Kompakt-Baureihe der Ingolstädter deutschlandweit noch auf Platz 5. In der Jahresabrechnung muss sich der A3 samt seiner Ableger S3 und RS3 mit 57.858 Einheiten aber mit dem siebten Rang begnügen. Quelle: Audi
Platz 6: Skoda OctaviaAusgerechnet zwei Konzernbrüder haben den A3 vom fünften Platz verdrängt. Im Ranking Januar-November lag der Skoda Octavia noch 830 Einheiten hinter dem A3. Zum Jahresende hat das tschechische Mittelklasse-Modell mit 57.907 Autos den Audi um denkbar knappe 49 Neuzulassungen geschlagen. Quelle: Skoda
Platz 5: VW Tiguan5.003 Exemplare des Tiguan wurden im Dezember zum ersten Mal angemeldet. Damit verabschiedet sich die aktuelle Baureihe des VW-SUV mit Anstand in die Rente: In den restlichen elf Monaten waren es 4.900 Tiguan im Schnitt. Dieses konstante Ergebnis muss der Nachfolger, der auf der IAA vorgestellt wurde, 2016 erst einmal übertreffen. 58.978 Einheiten im letzten Produktionsjahr und das fünftbeliebteste Auto der Deutschen sprechen für sich. Quelle: Volkswagen
Platz 4: Mercedes C-KlasseDie Festspiele des Volkswagen-Konzerns in der Zulassungsstatistik kann als letzter Fremdling die Mercedes C-Klasse unterbrechen. Mit 67.549 Neuzulassungen lässt das Mittelklasse-Modell die Konkurrenz von Audi (auf Rang 10) und auch den BMW 3er (mit 44.637 Einheiten nicht einmal in den Top Ten) deutlich hinter sich. Allerdings profitieren die Stuttgarter hier auch von der Erfassungsweise des KBA: Im Falle von Mercedes zählt der Coupé-Ableger mit zu den C-Klasse-Zulassungen. Bei BMW als 4er und Audi als A5 werden die Coupé/Cabrio-Ableger als eigene Baureihen gewertet - und damit auch separat gelistet. Rechnet man bei BMW die 4er-Modelle der 3er-Baureihe zu, kommen die Münchner Mercedes mit 64.962 Einheiten sehr nahe. Quelle: Daimler

Wie stark färbt der Dieselskandal auf die Nachfrage nach Dieselfahrzeugen ab?
Die Nachfrage nach Benzinern ist seit September um 10 Prozent gestiegen – die nach Diesel um 10 Prozent gefallen. Das lässt sich eindeutig mit der Dieselthematik in Verbindung bringen.

Wie hart trifft der Skandal Diesel-Modelle aus dem VW-Konzern? Wie entwickeln sich die Preise?
Im Durchschnitt entwickelt sich der Preis für Dieselmodelle über alle Marken positiv – mit einem plus von 2,7 Prozent im vergangenen halben Jahr. VW-Modellen hinken mit einem Plus von 1,1 Prozent dem Markt hinterher. Allerdings konnten die VW-Konzernmarken im Gebrauchtwagenbereich ihren Anteil an der Nachfrage bei mobile.de leicht erhöhen.

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