Maserati Ghibli Die italienische Schönheit

Lexus und Infiniti haben versucht, Audi, BMW und Mercedes mit ihren eigenen Waffen zu schlagen: mit einwandfreier Technik. Maserati geht einen anderen Weg. Hinreißendes Design soll kleinere Schwächen weglächeln.

So betörend kann eine Business-Limousine mit vernünftigem Dieselmotor aussehen: Unter dem Markendesign-Einerlei von Audi, Mercedes und BMW sticht der Maserati Ghibli angenehm hervor. Wobei einige Kaufinteressenten auch den leisen Auftritt der deutschen Limousinen zu schätzen wissen dürften. Quelle: Sebastian Schaal
Markentypisch dürfen beim Design natürlich die drei Kiemen hinter dem Vorderrad und... Quelle: Sebastian Schaal
... das Maserati-Logo am Dachbogen nicht fehlen. Quelle: Sebastian Schaal
Das Dreiliter-Triebwerk stammt micht einfach aus dem Konzernregal, sondern ist eine italienische Entwicklung der Fiat-Tochter VM Motori. Der Selbstzünder leistet 275 PS und – viel wichtiger als reine Zahlenwerte – legt ordentliche Manieren an den Tag. Laufruhig und sparsam, aber bei Bedarf auch mit sanften Nachdruck. Quelle: Sebastian Schaal
Zu dem besonderen Auftritt des italienischen Diesels trägt auch der Auspuffsound einen gehörigen Teil bei. Vom unmanierlichen Nageln eines Diesels ist beim Maserati nichts zu hören. Zwei Soundcomposer zwischen den insgsamt vier Endrohren erzeugen einen Klang, der eher an einen V8-Big-Block erinnert. Das stellt die Technik aber so an, dass das „komponierte“ Motorengeräusch keineswegs künstlich klingt. Quelle: Sebastian Schaal
Von einer satten Klangkulisse untermalt, beschleunigt die Fünf-Meter-Limousine in unter sieben Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h und zieht locker bis Tempo 250 weiter – wenn Sie diese Zahlenwerte allerdings öfters erreichen wollen, können Sie folgende Zahl vergessen: 5,9 Liter Normverbrauch. Quelle: Sebastian Schaal
Bei einem Reisetempo von etwa 140 km/h lässt es sich im Maserati nicht nur deutlich sparsamer reisen – im Test waren dann 6,5 Liter drin –, sondern auch deutlich entspannter. Auch der optisch gelungene Innenraum läd eher zum langen Verweilen als zum Rasen ein. Quelle: Sebastian Schaal
Der zweifarbige Innenraum – die genaue Kombination kann sich der Kunde selbstredend aussuchen – ist ein echter Blickfang. So stellt man sich italienisches Design und die Liebe zum Sattler-Handwerk vor. Auch beim sanften Darüberstreicheln können die Finger nichts Negatives entdecken, Leder und Holz schmeicheln der Hand. Quelle: Sebastian Schaal
Das mit dem Hand-Schmeicheln klappt allerdings nur, wenn man quasi reflexartig das offenporige Holz oder die Leder-Oberflächen unter die Lupe nimmt. Bei den Kunststoffteilen im Innenraum, wie etwa rund um das Navi, sieht es mit dem Qualitätseindruck schon etwas anders aus. Quelle: Sebastian Schaal
Die Leiste für die Bedienung der Klimaanlage sieht natürlich schick aus, doch die Plastik-Tasten fassen sich nicht so hochwertig an wie etwa in einem BMW und haben auch keinen klar definierten Druckpunkt. Dazu kommen Schwächen in der Bedienung: Was welche Taste was bedeutet, wir nur durch die beleuchteten Symbole klar. Nur leider sind die je nach Lichteinfall nur schwer bis kaum ablesbar. Quelle: Sebastian Schaal
Weiteres Beispiel: Hier ist klar zu erkennen, dass die obere Hälfte rot und die untere blau beleuchtet ist. Oben stellt man wärmer, unten kälter – soweit klar. Quelle: Sebastian Schaal
Doch wenn man nicht seine Augen auf Höhe der Mittelkonsole hat, sondern aus der STVO-konformen Sitzposition des Fahrers auf die Tasten schaut, ist das mit der Beleuchtung plötzlich nicht mehr so klar. Ja, das ist kleinlich, aber ein Konkurrent für A6, 5er oder E-Klasse muss sich auch an deren Standards messen lassen. Quelle: Sebastian Schaal
An diese „deutschen“ Ansprüche für Details scheinen sich die Entwickler des Navigationssystems wenig gekümmert zu haben. Wie in einem Jeep Grand Cherokee ist die Benutzeroberfläche gespickt mit lieblosen Abkürzungen wie „Strgn“ oder unpassenden Übersetzungen wie „Spieler“. Quelle: Sebastian Schaal
Da ist kein Platz mehr für ein „u“? Lassen wir es doch einfach weg, es wird schon klar, was wir meinen. Quelle: Sebastian Schaal
„Weitltn“ ist da wenigstens konsequenter abgekürzt. Der Eindruck, den das System hinterlässt, ist alles andere als hochwertig. Was in einem Offroader schon schwer verzeihlich ist, braucht in einem Maserati schon einen großen Fan, um nicht als absolutes „No Go“ abgestempelt zu werden. Quelle: Sebastian Schaal
Auch bei den Instrumenten gilt wie im Rest des Innenraums: Die erste Ansicht ist top, die blau hinterlegten Rundinstrumente sehen klasse aus. Geht der Blick aber mehr ins Detail, stößt er auch imim Zentraldisplay auf Schwächen. Wenn man sich die Geschwindigkeit zusätzlich digital anzeigen lässt, weißt einen der Maserati ständig darauf hin, wie man auf die Anzeige in Meilen Pro Stunde wechseln kann. Nett gemeint, aber so regelmäßig wechsle ich nicht zwischen Großbritannien und Kontinentaleuropa hin und her. Quelle: Sebastian Schaal
Bei den Schaltpaddles haben die designer wieder zugeschlagen. Die leicht gebogene Spitze liegt super in der Hand, die filigrane Konstruktion ist eine Augenweide. Schade, dass man sie hinter dem Lenkrad meist nicht zu Gesicht bekommt. Quelle: Sebastian Schaal
Öfters im Blickfeld aber nicht weniger hübsch ist das offenporige Edelholz. Auf die sicher auch schön verarbeiteten, aber technisch-kühlen Kohlefaser-Verkleidungen kann man da getrost verzichten. Quelle: Sebastian Schaal
Eine kleine Schwäche, mag aber auch eine persönliche Vorliebe sein. Im Sport-Modus wird – wie üblich – das Fahrwerk straffer und die Acht-Gang-Automatik hält die Gänge länger. Im Maserati kommen noch die bereits erwähnten Soundcomposer dazu, die im Sport-Modus nochmals für einen satteren Bass und ein kräftigeres Brabbeln sorgen. Nur ist der Sport-Modus für wahrscheinlich 95 Prozent der Fahrzeit unpassend, ich will mich aber dennoch an dem tollen Klang des Motors erfreuen. Warum gibt es keine Taste, mit der ich die Soundcomposer auch im Normal- oder ICE-Modus aktivieren kann? Quelle: Sebastian Schaal
Der Maserati Ghibli ist eine erfrischende Alternative zu den deutschen Diesel-Limousinen. Statt auf technische Beinahe-Perfektion setzt er auf ein atemberaubendes Design, außen und innen. Gerade im Innenraum aber gibt es auch zahlreiche Details, an denen man sich reiben kann. Der eine kann über solche kleinen Fehler locker hinwegsehen, der andere stört sich bei jeder Fahrt aufs Neue daran. Ob derGhibli zu Ihnen passt, müssen Sie also selbst herausfinden. Quelle: Sebastian Schaal
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